Nomade 2018 Eau de Parfum

Nerolia
03.06.2018 - 16:03 Uhr
14
5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
3
Duft

Aufdringliche Nomadin

Nachdem ich sie beim letzten Besuch in der Parfümerie nach kurzem Schnuppern am Flakon gleich wieder verschreckt ins Regal gestellt hatte, wagte ich beim zweiten Anlauf einen mutigen Test direkt am Handgelenk.
Sofort umgab mich ein berauschend blumiger Duft, der fast sofort auch die Mirabellen in mein geistiges Körbchen legte. Um ein Haar hätte ich mich ihr weiter unbesehen hingegeben, der Nomadin... Wer nur bis hier riecht, wird ihr zu Füssen liegen.
Nach einigen Minuten begann mich aber plötzlich ein beissender Geruch in meiner Nase zu kitzeln. War ich etwa zu nah an das Old Spice im Regal vor mir getreten? Nein, die Nomadin war wieder da! Diesmal hatte sie den inzwischen verwelkten Blumenstrauss weggeworfen und die Mirabellen hatte sie auch alle gegessen. Stattdessen hatte sie nun ihren alten Ziegenlederumhang angezogen und stand in der sengenden Sonne vor mir, in der Hand einen uralten, hölzernden Stock. War das nur ein Trugbild? Vorsichtig schnupperte ich nochmals direkt am Handgelenk: Doch, das war eindeutig die Nomadin und auch wieder der Geruch, der mich beim letzten Anlauf die Flasche erschrocken wieder ins Regal hatte zurückstellen lassen. Ein Duft, wie ihn alte Männer verströmen, die seit Jahren das gleiche, schon leicht gekippte Rasierwasser verwenden. Beissend, muffig, hartnäckig. Ist das wirklich Eichenmoos? Der Duft hat nichts Kühles an sich, nur sengende, glühende, den Atem raubende Hitze. Von der Sonne ausgedörrtes, mit klebrigem Harz überzogenes Eichenmoos, kurz vor dem Ankokeln?
Nachdem ich zu Hause angekommen war, lief ich direkt zum Wasserhahn und schrubbte gründlich meinen Arm mit geruchsneutraler Seife. Doch der Duft war immer noch da.
Mittags fragte mein Sohn, was das für ein komischer Geruch sei, der da über dem Mittagstisch hing. Es war die Nomadin, die immer noch herumlungerte. Ich hätte sie gern in die Wüste geschickt, aber sie blieb.
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