08.12.2016 - 14:34 Uhr
Meggi
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35
Da winkt der Zuhälter
Meine Premiere mit einem Dior-Privée-Duft entwickelte sich im Laufe des Tages zu einer ordentlichen Überraschung. Dabei beginnt alles ganz harmlos: Eine Auftakt-Rose wird von einer huschenden Brise Fruchtbonbon, später von ledrig-säuerlichem, gleichwohl kultiviertem Holz zunächst überflügelt. Ich hätte meinen Erst-Eindruck beinahe in Richtung Beeren-Duft revidiert, bis mir mal wieder einfällt, dass Rosen ja auch „beerig“ können. Und in der Tat ist neben den Frucht-Aromen zuverlässig ein wässrig-anämischer Edelrosen-Geruch spürbar, von dem zumindest meine Damaszener-Rosen bzw. damaszener-nahen Sorten (Jacques Cartier, Rose de Resht) meilenweit entfernt sind.
Als die Holznote bald vermittels einer Andeutung von Benzin signalisiert, dass hier nicht alles nett zugehen könnte, wische ich das beiseite. Die allmähliche Labdanum-Becremung, ein Klecks H-Sahne (wahrscheinlich das Sandelholz) sowie - bei aller Edelrosen-Wässrigkeit – das Abgleiten der Rose-Oud-Geschichte ins Bonbonhafte bedienen meine Erwartung schließlich viel besser: Ein recht glattgebügelter, okzidentaler Tu-mir-nicht-weh-Rose-Oud-Duft. Na ja, da ist eine dezente, patchouli-dunkle Staub-Kante drin. Egal.
Ab dem späten Vormittag allerdings nimmt Oud Ispahan gewissermaßen Fahrt auf. Vermutlich ist es das Labdanum, welches eine säuerlich-ungewaschene Aura erzeugt, die (nicht zuletzt im bisherigen Kontext) ziemlich fordernd ist. Man mag das animalisch-verrucht nennen. Tatsächlich empfinde ich den Duft am frühen Nachmittag als relativ dreckig, will heißen: an meinen Vorstellungen von einem Dior-Edel-Duft gemessen.
Sicherlich soll das Röslein gemeinsam mit dem Ungewaschen-Ton ein Spannungsfeld des Erotisch-Verruchten bilden. Leider geht das für mich nicht auf; Zartes wird nicht dadurch attraktiver, dass es sich nicht wäscht. Doch das ist eine individuelle Ansicht. Von Oud bemerke ich nichts mehr, ich diagnostiziere jetzt vor allem amberhaftes Labdanum, gar mit einem Zuckrig-Einschlag, dazu Meinetwegen-Sandelholz.
Und es geht weiter: Es riecht in der sechsten Stunde leicht angepieselt, jawoll! Aus dem Labdanum rieselt eine warm-urinöse Note hervor, wie jene aus „Jules“ aus gleichem Hause, bloß weniger intensiv. „Jules“ – ein französischer Umgangssprachen-Ausdruck für Kerl oder Zuhälter. Und just der winkt plötzlich aus Oud Ispahan. Womit er konkret winkt, darf Gegenstand von Spekulationen bleiben. Ebenso die Frage, ob er vielleicht Zucker im Urin hat.
Die Rose schwingt übrigens im Hintergrund durchweg mit und versucht gelegentlich, auf sich aufmerksam zu machen. Etwa, indem sie eine zunehmend schwülstig-warme, opulent-morbide Frucht-Nähe aufbietet - beschränkt freilich auf die unmittelbare Umgebung der Haut. Und wenn da mal nicht sogar noch was Indol-Verkacktes mit bei ist. Na, nun wabert wohl die Phantasie….
Was für ein Schwenk! Von anämischer Edelrose und bonbon-zahmem Oud via womöglich frisch aus dem Ziegenhaar gefummelter Ungewaschen-Animalik hin zum pinkelnden Luden (mit dreckiger Unterwäsche?) im überreifen Obst-Bett. Nichts davon „ganz“, alles angedeutet. Grenzen werden nicht überschritten. Am späten Nachmittag gewinnt ohnehin wieder das Amberhafte die Oberhand.
Fazit: Bei allem anzuerkennenden Mut, derlei in ein Privée-Gewand zu kleiden - Oud Ispahan wirkt auf mich seltsam unentschlossen. Einerseits geradezu schüchtern, andererseits hat er es in sich. Nichts ist in diese oder jene Richtung aus dem Ruder gelaufen. Aber in ihrer Gesamtheit wirkt die Gemengelage auf mich dann doch unstet. In meiner Wahrnehmung funktioniert das Spiel mit den Gegensätzen heute einfach nicht. Dass der Duft sozusagen „per saldo“ oder „im Mittelwert“ genau richtig sein mag, nützt mir natürlich leider nichts.
Ich bedanke mich bei Yatagan für die Probe.
Als die Holznote bald vermittels einer Andeutung von Benzin signalisiert, dass hier nicht alles nett zugehen könnte, wische ich das beiseite. Die allmähliche Labdanum-Becremung, ein Klecks H-Sahne (wahrscheinlich das Sandelholz) sowie - bei aller Edelrosen-Wässrigkeit – das Abgleiten der Rose-Oud-Geschichte ins Bonbonhafte bedienen meine Erwartung schließlich viel besser: Ein recht glattgebügelter, okzidentaler Tu-mir-nicht-weh-Rose-Oud-Duft. Na ja, da ist eine dezente, patchouli-dunkle Staub-Kante drin. Egal.
Ab dem späten Vormittag allerdings nimmt Oud Ispahan gewissermaßen Fahrt auf. Vermutlich ist es das Labdanum, welches eine säuerlich-ungewaschene Aura erzeugt, die (nicht zuletzt im bisherigen Kontext) ziemlich fordernd ist. Man mag das animalisch-verrucht nennen. Tatsächlich empfinde ich den Duft am frühen Nachmittag als relativ dreckig, will heißen: an meinen Vorstellungen von einem Dior-Edel-Duft gemessen.
Sicherlich soll das Röslein gemeinsam mit dem Ungewaschen-Ton ein Spannungsfeld des Erotisch-Verruchten bilden. Leider geht das für mich nicht auf; Zartes wird nicht dadurch attraktiver, dass es sich nicht wäscht. Doch das ist eine individuelle Ansicht. Von Oud bemerke ich nichts mehr, ich diagnostiziere jetzt vor allem amberhaftes Labdanum, gar mit einem Zuckrig-Einschlag, dazu Meinetwegen-Sandelholz.
Und es geht weiter: Es riecht in der sechsten Stunde leicht angepieselt, jawoll! Aus dem Labdanum rieselt eine warm-urinöse Note hervor, wie jene aus „Jules“ aus gleichem Hause, bloß weniger intensiv. „Jules“ – ein französischer Umgangssprachen-Ausdruck für Kerl oder Zuhälter. Und just der winkt plötzlich aus Oud Ispahan. Womit er konkret winkt, darf Gegenstand von Spekulationen bleiben. Ebenso die Frage, ob er vielleicht Zucker im Urin hat.
Die Rose schwingt übrigens im Hintergrund durchweg mit und versucht gelegentlich, auf sich aufmerksam zu machen. Etwa, indem sie eine zunehmend schwülstig-warme, opulent-morbide Frucht-Nähe aufbietet - beschränkt freilich auf die unmittelbare Umgebung der Haut. Und wenn da mal nicht sogar noch was Indol-Verkacktes mit bei ist. Na, nun wabert wohl die Phantasie….
Was für ein Schwenk! Von anämischer Edelrose und bonbon-zahmem Oud via womöglich frisch aus dem Ziegenhaar gefummelter Ungewaschen-Animalik hin zum pinkelnden Luden (mit dreckiger Unterwäsche?) im überreifen Obst-Bett. Nichts davon „ganz“, alles angedeutet. Grenzen werden nicht überschritten. Am späten Nachmittag gewinnt ohnehin wieder das Amberhafte die Oberhand.
Fazit: Bei allem anzuerkennenden Mut, derlei in ein Privée-Gewand zu kleiden - Oud Ispahan wirkt auf mich seltsam unentschlossen. Einerseits geradezu schüchtern, andererseits hat er es in sich. Nichts ist in diese oder jene Richtung aus dem Ruder gelaufen. Aber in ihrer Gesamtheit wirkt die Gemengelage auf mich dann doch unstet. In meiner Wahrnehmung funktioniert das Spiel mit den Gegensätzen heute einfach nicht. Dass der Duft sozusagen „per saldo“ oder „im Mittelwert“ genau richtig sein mag, nützt mir natürlich leider nichts.
Ich bedanke mich bei Yatagan für die Probe.
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