08.08.2023 - 17:17 Uhr
Svartir
11 Rezensionen
Svartir
5
Ich glaube, mir bleibt die Luft weg!
London, 1872: William Sparks Thomson (1823-1907), der seit 1840 Mieder für Damen verkauft, gründet die Crown Perfumery.
Wenn man es genau nimmt, ist das Parfümhaus aus einem kuriosen, aber für die damalige Zeit nicht unüblichen medizinischen Problem entsprungen. Den Damen, die bei 'Thomson' Mieder anprobierten und kauften, blieb bei der engen Schnürung reihenweise die Luft buchstäblich weg. Die unweigerliche Folge: Ohnmacht.
Es war Thomson's Sohn und Chemiker, der auf die Idee kam, den handlungsunfähigen Damen mit einem Lavendel-Riechsalz neues Leben einzuhauchen.
1865 folgte dem Riechsalz das erste Parfüm names "Crab Apple Blossom" - 1872 dann die Gründung der "Crown Perfumery".
... 1999 entspringt aus der Crown Perfumery das Label "Clive Christian".
... 2022 - 150 Jahre nach Gründung der Crown Perfumery, feiert Clive Christian diesen Anlass gebührend mit zwei eigens geschaffenen Duftkreationen.
Neben Anniversary Collection - 150: Timeless soll es in dieser Rezension um den Anniversary Collection - 150: Contemporary gehen.
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Es ist schwer, in Parfümerien auf Clive Christian Düfte zu treffen. Wer aber das Glück hat, einen Clive Christian Duft zu besitzen, oder mal einen Flakon in der Hand gehalten hat, der wird den schweren Flakondeckel in Form einer Krone kennen.
Überhaupt fühlen sich die kleinen, farbigen 50ml Glasflakons wirklich wertig an. Aber der sündhaft teure Sud soll ja auch geschützt sein. Und apropos Sud - um den soll es ja hier eigenlich gehen:
50,0 % Duftölkonzentration wird dem Besitzer dieses limitierten, fruchtig-frischen Duftes gegönnt. Global wurden 3.500 Exemplare in den Umlauf gebracht. Die meisten davon dürften zwischenzeitlich beim finalen Besitzer gelandet sein.
"Contemporary" steht im deutschen für "Zeitgenössisch". So weit passt das thematisch natürlich ersteinmal wie die Faust auf's Auge. Ob der Duft selber tatsächlich dem damaligen Zeitgeist entspricht, vermag ich nicht zu beurteilen.
Was ich aber beurteilen kann, ist, dass Anniversary Collection - 150: Contemporary ein sehr geradliniger Duft ist. Es gibt wenig Entwicklung, und das muss und soll in keiner Weise negativ urteilend sein.
Um ein ganz grobes Bild davon zu zeichnen, in welche Richtung der Duft geht, dem sei Acqua di Giò pour Homme Eau de Toilette nahegelegt. Es handelt sich bei dem Vergleich aber nur um einen ganz subtilen Vibe. Der aquatische Touch fehlt beim Anniversary Collection - 150: Contemporary glücklicherweise gänzlich. Die Düfte sind verschieden!
Nach dem Aufsprühen nehme ich einen interessanten Mix verschiedener Duftnoten wahr. Salbei, Brombeere, aber auch ein leicht pudriges Veilchen melden sich ziemlich zeitgleich und tänzeln wie einstudiert um ihren Platz im Gesamtbild. Dieses choreographische Schauspiel passiert in bekannter Clive Christian Manier - nämlich nahezu perfekt.
Maskulin abgrundet wird das ganze in der Nase durch eine feine, moosige Basis und den zurückhaltenden Single Malt.
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Ich sehe Anniversary Collection - 150: Contemporary eher an einem maskulinen Träger. Der Duft ist trotz seiner Eigenheit aufgrund einer - gewissen - Gefälligkeit relativ universell einsetzbar. Nur im Winter würde ich zu einem Duft greifen, der vielleicht etwas mehr warme Würze und süßlichere Komponenten mit sich bringt.
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Abschließend, der übliche Preisdisclaimer:
Ich möchte zum Preis von Anniversary Collection - 150: Contemporary kein Urteil abgeben. Der Duft riecht verdammt wertig, aber ob er den aufgerufenen Preis wert ist, ist eine individuelle Entscheidung.
Ich glaube, spätestens beim Preisschild wären den letzten standhaften zeitgenössichen Damen die Luft weggeblieben. Dann hätte Thomson vielleicht wieder das bewährte Riechsalz empor geholt, denn Anniversary Collection - 150: Contemporary hätte die Damen sicher weiterträumen lassen ;-)
Ich persönlich wäre bei einem limitierten und sehr eigenständigen Duft durchaus eher verleitet, einen hohen Preis zu zahlen.
Wenn man es genau nimmt, ist das Parfümhaus aus einem kuriosen, aber für die damalige Zeit nicht unüblichen medizinischen Problem entsprungen. Den Damen, die bei 'Thomson' Mieder anprobierten und kauften, blieb bei der engen Schnürung reihenweise die Luft buchstäblich weg. Die unweigerliche Folge: Ohnmacht.
Es war Thomson's Sohn und Chemiker, der auf die Idee kam, den handlungsunfähigen Damen mit einem Lavendel-Riechsalz neues Leben einzuhauchen.
1865 folgte dem Riechsalz das erste Parfüm names "Crab Apple Blossom" - 1872 dann die Gründung der "Crown Perfumery".
... 1999 entspringt aus der Crown Perfumery das Label "Clive Christian".
... 2022 - 150 Jahre nach Gründung der Crown Perfumery, feiert Clive Christian diesen Anlass gebührend mit zwei eigens geschaffenen Duftkreationen.
Neben Anniversary Collection - 150: Timeless soll es in dieser Rezension um den Anniversary Collection - 150: Contemporary gehen.
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Es ist schwer, in Parfümerien auf Clive Christian Düfte zu treffen. Wer aber das Glück hat, einen Clive Christian Duft zu besitzen, oder mal einen Flakon in der Hand gehalten hat, der wird den schweren Flakondeckel in Form einer Krone kennen.
Überhaupt fühlen sich die kleinen, farbigen 50ml Glasflakons wirklich wertig an. Aber der sündhaft teure Sud soll ja auch geschützt sein. Und apropos Sud - um den soll es ja hier eigenlich gehen:
50,0 % Duftölkonzentration wird dem Besitzer dieses limitierten, fruchtig-frischen Duftes gegönnt. Global wurden 3.500 Exemplare in den Umlauf gebracht. Die meisten davon dürften zwischenzeitlich beim finalen Besitzer gelandet sein.
"Contemporary" steht im deutschen für "Zeitgenössisch". So weit passt das thematisch natürlich ersteinmal wie die Faust auf's Auge. Ob der Duft selber tatsächlich dem damaligen Zeitgeist entspricht, vermag ich nicht zu beurteilen.
Was ich aber beurteilen kann, ist, dass Anniversary Collection - 150: Contemporary ein sehr geradliniger Duft ist. Es gibt wenig Entwicklung, und das muss und soll in keiner Weise negativ urteilend sein.
Um ein ganz grobes Bild davon zu zeichnen, in welche Richtung der Duft geht, dem sei Acqua di Giò pour Homme Eau de Toilette nahegelegt. Es handelt sich bei dem Vergleich aber nur um einen ganz subtilen Vibe. Der aquatische Touch fehlt beim Anniversary Collection - 150: Contemporary glücklicherweise gänzlich. Die Düfte sind verschieden!
Nach dem Aufsprühen nehme ich einen interessanten Mix verschiedener Duftnoten wahr. Salbei, Brombeere, aber auch ein leicht pudriges Veilchen melden sich ziemlich zeitgleich und tänzeln wie einstudiert um ihren Platz im Gesamtbild. Dieses choreographische Schauspiel passiert in bekannter Clive Christian Manier - nämlich nahezu perfekt.
Maskulin abgrundet wird das ganze in der Nase durch eine feine, moosige Basis und den zurückhaltenden Single Malt.
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Ich sehe Anniversary Collection - 150: Contemporary eher an einem maskulinen Träger. Der Duft ist trotz seiner Eigenheit aufgrund einer - gewissen - Gefälligkeit relativ universell einsetzbar. Nur im Winter würde ich zu einem Duft greifen, der vielleicht etwas mehr warme Würze und süßlichere Komponenten mit sich bringt.
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Abschließend, der übliche Preisdisclaimer:
Ich möchte zum Preis von Anniversary Collection - 150: Contemporary kein Urteil abgeben. Der Duft riecht verdammt wertig, aber ob er den aufgerufenen Preis wert ist, ist eine individuelle Entscheidung.
Ich glaube, spätestens beim Preisschild wären den letzten standhaften zeitgenössichen Damen die Luft weggeblieben. Dann hätte Thomson vielleicht wieder das bewährte Riechsalz empor geholt, denn Anniversary Collection - 150: Contemporary hätte die Damen sicher weiterträumen lassen ;-)
Ich persönlich wäre bei einem limitierten und sehr eigenständigen Duft durchaus eher verleitet, einen hohen Preis zu zahlen.