25.01.2017 - 14:47 Uhr
Meggi
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Ein Schlussakkord in Vetiver
Castaña ist ein Mitbringsel aus dem wunderbaren Geschäft „Les Senteurs“ unweit der Oxford Street in London, nur ein paar Hundert Meter von der U-Bahn-Station Marble Arch entfernt. Eigentlich hatten wir es bei dem Pröbchen belassen wollen, welches anstandslos (und für lau) abgefüllt worden war. Wir hatten praktisch schon die Hand auf der Klinke, als meine beiden Damen entschieden, doch gleich den ganzen Bembel mitzunehmen. Tja, in manchen Lebenslagen sind sie sich verblüffend einig…
Einzuwenden hatte ich freilich nichts, gefallen hatte mir der Duft nämlich auch und - ich greife ein wenig vor - die Einstufung ‚feminin‘ sehe ich nicht als Selbstgänger. Aber fangen wir vorne an:
Die Süße des Auftakts wird sofort von Nussigkeit eingefangen – direkter Verweis auf einen Beitrag von Vetiver. Der relativ kurze Auftritt des Pfeffers bietet durchaus Schärfe, primär allerdings fast fruchthafte Aromen. Daneben schwingt nahezu vom Start weg eine Aura von Floralität mit, die abhakend dem Jasmin zugeordnet werden darf.
Die Süße ist von hingetupfter, im Stil geradezu goutalscher Zuckrigkeit. Zarte Röstaromen umschweben die Nase. Über die Ausgewogenheit wacht das nicht mehr allein nussende, sondern mittlerweile zudem buchstäblich erdende Vetiver. Das verleiht dem Duft ein gewisses Etwas an Ernsthaftigkeit und enthebt ihn im Grunde dem Gourmandigen. Dies ist kein schlichtes Leckerli, vielmehr eine erwachsene Röst-Nussigkeit, geschmackvoll gesüßt und sacht um flor(al)t.
Bereits nach zehn Minuten ist der Duft sogar vergleichsweise herb. Ich finde ihn, wie gesagt, für Herren gut tragbar. Ein eher femininer Ansatz ließe sich womöglich argumentativ an der Jasmin-Duftigkeit aufhängen, welche die handfesteren Bestandteile umwabert. Zwingend ist das keineswegs, an der Tuberose in Voyance von Baruti muss sich schließlich auch nie-mann-d stören.
Im Verlauf hält sich der Dufteindruck zunächst recht stabil. Um die Mittagszeit bilde ich mir ein, dass die Röstaromen ein bisschen stärker hervortreten, doch das sind höchstens Nuancen. Erst der Nachmittag bringt langsame Veränderung: Die Süße weicht noch weiter zurück, das Vetiver gesellt dem Nussig-Erdigen zusätzlich ganz dezente holzige Aspekte bei und das Florale wird zum fernen Hauch.
Der inzwischen gelegentlich durchscheinende sahnig-milchige Charakter des kokeligen Parts nährt den Verdacht, dass die Kastanien-Röst-Aromen wohl aus Angebrannte-Milch-Guajak stammen, dem das Vetiver sein Nussig-Vermögen beisteuerte. Keine Ahnung, ob sich der Duft von Maronen überhaupt extrahieren lässt. Ich bezweifle das, mithin ist das eben Gesagte meine Hypothese dazu.
Zum Abend hin wird das Vetiver immer dominanter und eigenständiger, holt gar seine frischen und grünen Varianten ans Licht. Irre, dass dieser fein abgemischte Nennen-wir-ihn-Gourmand mit einem Vetiver-Schlussakkord von solcher Breite aufwartet. Mir gefällt das ziemlich gut.
Einzuwenden hatte ich freilich nichts, gefallen hatte mir der Duft nämlich auch und - ich greife ein wenig vor - die Einstufung ‚feminin‘ sehe ich nicht als Selbstgänger. Aber fangen wir vorne an:
Die Süße des Auftakts wird sofort von Nussigkeit eingefangen – direkter Verweis auf einen Beitrag von Vetiver. Der relativ kurze Auftritt des Pfeffers bietet durchaus Schärfe, primär allerdings fast fruchthafte Aromen. Daneben schwingt nahezu vom Start weg eine Aura von Floralität mit, die abhakend dem Jasmin zugeordnet werden darf.
Die Süße ist von hingetupfter, im Stil geradezu goutalscher Zuckrigkeit. Zarte Röstaromen umschweben die Nase. Über die Ausgewogenheit wacht das nicht mehr allein nussende, sondern mittlerweile zudem buchstäblich erdende Vetiver. Das verleiht dem Duft ein gewisses Etwas an Ernsthaftigkeit und enthebt ihn im Grunde dem Gourmandigen. Dies ist kein schlichtes Leckerli, vielmehr eine erwachsene Röst-Nussigkeit, geschmackvoll gesüßt und sacht um flor(al)t.
Bereits nach zehn Minuten ist der Duft sogar vergleichsweise herb. Ich finde ihn, wie gesagt, für Herren gut tragbar. Ein eher femininer Ansatz ließe sich womöglich argumentativ an der Jasmin-Duftigkeit aufhängen, welche die handfesteren Bestandteile umwabert. Zwingend ist das keineswegs, an der Tuberose in Voyance von Baruti muss sich schließlich auch nie-mann-d stören.
Im Verlauf hält sich der Dufteindruck zunächst recht stabil. Um die Mittagszeit bilde ich mir ein, dass die Röstaromen ein bisschen stärker hervortreten, doch das sind höchstens Nuancen. Erst der Nachmittag bringt langsame Veränderung: Die Süße weicht noch weiter zurück, das Vetiver gesellt dem Nussig-Erdigen zusätzlich ganz dezente holzige Aspekte bei und das Florale wird zum fernen Hauch.
Der inzwischen gelegentlich durchscheinende sahnig-milchige Charakter des kokeligen Parts nährt den Verdacht, dass die Kastanien-Röst-Aromen wohl aus Angebrannte-Milch-Guajak stammen, dem das Vetiver sein Nussig-Vermögen beisteuerte. Keine Ahnung, ob sich der Duft von Maronen überhaupt extrahieren lässt. Ich bezweifle das, mithin ist das eben Gesagte meine Hypothese dazu.
Zum Abend hin wird das Vetiver immer dominanter und eigenständiger, holt gar seine frischen und grünen Varianten ans Licht. Irre, dass dieser fein abgemischte Nennen-wir-ihn-Gourmand mit einem Vetiver-Schlussakkord von solcher Breite aufwartet. Mir gefällt das ziemlich gut.
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