Intersport
15.10.2021 - 07:33 Uhr
15
Top Rezension

Works like a medicine, behaves like a drug # 3

'Spice' oder 'melange' ist die Bezeichnung der bewusstseinserweiternden Droge um die sich in Frank Herbert's Dune alles dreht. Als Rei Kawakubo irgendwann vor dem Jahr 1994 AD einen zweiten Versuch von des jungen, damals bei dem Symrise Vorgänger tätigen Mark Buxton gerochen hat, soll sie gesagt haben, dieser rieche wie eine Droge. Obwohl auf diesen Entwurf, der anscheinend von vielen Kollegen vorschnell als Akkord abgetan wurde und nicht die volle Punktzahl die wohl ein Parfum zu diesem Zeitpunkt bedarf, noch um die 90 Modifikationen folgen sollten, bestand Kawakubo auf den Entwurf, der kurz darauf als Comme des Garçons Eau de Parfum 1994 veröffentlicht wurde. Eine Werbecampagne, mit der Überschrift 'A perfume that works like a medicine and behaves like a drug' zeigte einen Nachtfalter der hochkonzentriert eine Orchidee auf Madagascar vernascht. Wie treffend. Buxton's Name wird für mich immer in der Verbindung der Düfte die er, ausgehend von diesem, für Comme des Garçons entworfen hat, bleiben. Ein Clou des ersten Eau de Parfum war ja auch dass es nicht zu offensichtlich 90'er Japonismen bemüht hat. Obwohl von den Inhaltsstoffen genau so gut ganz anderswo verortbar, spielten Kenzo's pour Homme oder Issey Miyake's erste L'eaux mit einer westlichen Inszenierung von allerlei Projektionen was alles Japanisch sein könnte. Das Parfum ist gewürzig - spice pure. Mark Buxton soll es kurz nach einem Marokko Aufenthalt entworfen haben, enthält sich aber weitgehend und ohne deutlichen Amber oder Labdanum gekonnt einer zu eindeutigen Zuordnung in die Monde Arabe, wie sie etwa Lutens einem Paukenschlag im Jahr davor vorgeschlagen hat. Bei Buxton sollte diese 2002 mit Series 3: Incense - Ouarzazate folgen. Abgesehen von Caron's Poivre (1954) und Cacharel's Pour Homme (1981) bietet Lorenzo Villoresi's Spezie, auch aus 1994 bietet eine interessante Parallele. Ich hab über Jahre die leichtere Eau de Cologne Version dem Eau de Parfum bevorzugt, aber es gibt ein anderes von Buxton, das mich mindestens genau so beeindruckt hat: Comme des Garçons 3.

3 lehnt sich am weitesten aus dem Gewürz, Holz, Weihrauch Gerüst raus, das über die Jahre in verschiednen Intensitäten viele Veröffentlichungen prägte, 3 ist vegetal, kräuterig und ultragrün. Bittere Angelika, Basilikum und Johannisbeere dominieren, Buxton, der gerne von seiner Vorliebe zu Gerüchen aus elterlichen Küchen erzählt, hat hier mehr zu frischen Blättern gegriffen als Trockengewürz. 3 wurde als imaginäre Blume, eine neue Art einer rose beworben: weißglühend, schillernd, elektrisierend. Das trifft alles zu, Rose würde ich hier höchstens als grüne, säuerliche unreife Rosenknospe sehen, mindestens genau so weit abstrahiert, wie die kürzlich in Rose et Cuir stimmgebenden vor Geranium strotzenden 'Rosen' oder die Geranium Modulation aus Jardin du Nil. 3 entwickelt sich nur langsam, und bleibt immer nahe am Botanischen, Vétiver und Zedernholz übernehmen später, hier gibt es Momente in denen 3 glatt als leicht exzentrisches Vétiver erscheint, die trockene Holznote, die bei Comme des Garçons auch noch oft folgen sollte ist höchst filigran ausgearbeitet. Ähnlich wie das erstes Eau de Parfum ist 3 gut gealtert. Seit fast 20 Jahren erhältlich, erscheint, gerade durch die Entfernung von allem was manchmal als Comme des Garçons Parfum's DNA beschrieben wird, immer noch solitär und unaufgeregt. Im aktuellen Diskurs zu neuen 'grünen' Düften, eine wichtige, leise Stimme.
10 Antworten