Comme des Garçons 1996 Eau de Cologne

FvSpee
02.10.2021 - 03:56 Uhr
28
Top Rezension
7
Flakon
5
Sillage
3
Haltbarkeit
8
Duft

Im Colognisten-Café: Comme des Colognes

Dass das klassische Eau de Cologne mit seiner kurzen Haltbarkeit und meist zitrischen Frische schon lange nicht mehr als altmodisch und überholt belächelt wird, bezeugen nicht nur teure Nischenlinien, die mehr oder weniger ausschließlich der Pflege und Weiterentwicklung dieser Richtung gewidmet sind (wie La Manufacture oder in gewisser Weise Atelier Cologne). Noch bedeutsamer ist meiner Meinung nach der Umstand, dass auch Hipster-Marken, die an sich auf völlig andere Richtungen spezialisiert sind, offenbar sich und der Welt beweisen wollen, dass sie "auch Cologne können".

So fand ich es gleichermaßen überraschend, dass das schrille Label Etat Libre d'Orange 2014 mit einem schlicht 'Cologne' betitelten Duft auf den Markt kam (der auch ganz unschrill schlicht-klassisch riecht) und bereits lange vorher, nämlich 1996, die Weihrauchspezialisten von Comme des Garcons mit diesem 'Eau de Cologne' hier (auf das dann nach 2000 noch eine vierteilige Spezial-Cologne-Reihe draufgesetzt wurde). Da kann es dann eigentlich nicht mehr lange dauern, bis wir auch von A Lab on Fire und von Juliette has a Gun eine 4711-Konkurrenz begrüßen dürfen.

Aber zurück zu dem hier besprochenen Duft! Anders als etwa der minimalistisch-bescheidene (und damit, was den Preis angeht, schon wieder unverschämte) ELDO unternimmt es dieser Comme des Colognes, die Duftgattung des Kölnischwassers sehr neu zu interpretieren, allerdings ohne das Genre völlig zu verlassen oder zu verraten. Von der überwältigenden Liste von Zutaten darf man sich hier nicht irreführen lassen. CdC bleibt trotz des Ingredienzen-Stakkatos von Gewürzen (Nelke, Zimt, Muskat, Kardamom, Pfeffer) und Harzen-und-Holzen (Styrax, Weihrauch, Galbanum, Labdanum, Sandel, Zeder) eindeutig als leichter, erfrischender, im Herzen zitrischer Duft zu erkennen: Jedenfalls am Anfang.

Da hat man den Eindruck, die genannten Kracher-Zutaten wären allenfalls am Rezept vorbeigetragen worden. Neben der starken (feinen, nicht sauren) Zitrik aus Limette und Bergamotte nehme ich hier am glaubwürdigsten Honig, Magnolie, Koriander, Rose und Heunoten wahr, die, in ebendieser Reihenfolge, für eine herbsüße, cremige, füllige, bitterkrautige und - eben rosige und heuige Flankierung sorgen. Frau von Spee und ich empfinden das als sehr fein, ungewöhnlich und gelungen.

Schon recht bald wird es dann aber nicht nur ziemlich skinny, sondern auch deutlich muskatiger, pfeffriger und damit auch wärmer (fast heiß). Damit bringt dieser Duft das Kunststück zustande, von innerhalb einer Stunde den (von einer zarten, unaufdringlichen Cremigkeit und Süße zusammengehaltenen) Übergang von einem modernen Kunst-4711 (im Sinne von Kunst-Märchen) zu einem Nobel-Old-Spice zu schaffen (und dann diskret und charmant den Abgang zu machen).

Der Deutsche Mark Buxton ist als Parfumeur außerordentlich produktiv. Er ist bei Parfumo mit 161 Düften verzeichnet, darunter sehr viele Comme des Garcons und viele Düfte von sehr kleinen und sehr schrägen Labels, mit Namen wie "Taxi", "The Lobster" und (gefällt mir besonders) "Dreckig bleiben". Seit neuerem gönnt er sich ein eigenes Label (Mark Buxton Perfumes). Und auch diese Marke, so schließt sich der Kreis, meint nicht komplett zu sein ohne einen (mir bislang noch nicht bekannten), 2020 erschienenen, Duft namens 'Why not a Cologne'.

Vierter Besuch im Colognisten-Café. Blog wurde vervollständigt.
25 Antworten