12.01.2022 - 05:33 Uhr
Intersport
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Wann Luxe?
Wann erreichte Privates, Luxuriöses und Exklusives die Parfumerie? Eugénie Briot argumentiert in ihrem Essay 'From Industry to Luxury: French Perfume in the Nineteenth Century' offensichtlich für das 19. Jahrhundert als zentrales Moment. Anfang der 2000er Jahre - um 2004 rum - schien sich ein immer noch anhaltender Trend zu etablieren und vermeintlich Luxuriöses, Privates und Exklusives hielt nochmal Einzug unter den Designer Parfums. Meine erste Begegnung mit so einer Behauptung war via drei Parfums, die Dior erst mal ausserhalb seiner breiten Distributionswege vorstellte: Eau Noire, Bois d'argent und Cologne Blanche (alle 2004) - die als Komplementär zum damals neuen Dior Homme Image unter dem Designer Hedi Slimane dienen sollten. Ab 2009 folgte ein scheinbar unendlicher Strom diorscher Privées, durch die mittlerweile fast jeder Dorfbahnhof zwischen Gare Montparnasse und 50400 Granville mit einem Duft verewigt wurde. Giorgio Armani's Gemmologie, auch bis heute aktiv, startete auch 2004, Chanel's Exclusifs folgten 2007, und so weiter, und so weiter, Exklusives, Luxuriöses und Privates soweit das Auge reicht.
War Comme des Garçons 2007'er Series Luxe ein Kommentar auf diese Entwicklung? Mit nur zwei Düften, Patchouli und Champaca, eines der kompakteren Unterfangen der 'Series', in jeweils zwei unterschiedlichen 45 ml Flakons, einmal rechteckig, einmal als verzerrte Stufenpyramide, zu einem Preis der zum damaligen Zeitpunkt ca. 3 mal so hoch lag wie die konventionellen (non-luxe) 50ml Veröffentlichungen der Marke.
Series Luxe: Patchouli könnte aber auch als blueprint für einen der charmanten Etikettenschwindel durchgehen. Die Datenbank hier enthält aktuell 830 (!) Einträge mit Patchouli Namen und 22326 Einträge bei denen Patchouli eventuell verbaut sein oder wahrgenommen werden könnte. Bei derart historisch bedeutungsvollen Material war auch mit Bandbreite zu rechnen. Patchouli kann in viele Richtungen gelenkt werden, riecht auch schon als Öl oder in moderneres Destillation vielgestaltig, nur Series Luxe verbiegt das namensgebende asiatische Patchouli in ein Terrain das gerne der mediterranen Immortelle zugeschrieben wird, sub-kontinentale Küche, und dann noch weiter östlich, fermentierter Soja, u.a. als Sojasauce - das Eau de Toilette verwies sogar explizit auf einen Soja Akkord. Wenn immer diese Gleichschaltung Immortelle = Curry auftaucht finde ich das ein bisschen albern, werden anderswo bouquet garni lastige Parfums stets mit Gerichten der französischen Küche gleichgesetzt? Evidenzen habe ich keine, aber ich kann mich an keine Besprechungen erinnern, die von Coq-au-Vin Akkorden sprechen. Bei Series Luxe: Patchouli kann ich aber auch nicht anders, ich rieche Bockshornklee Samen, Curry Leaves, soja-artiges, Liebstöckel, auch entfernt immortelle-artiges, weissen Pfeffer [ist es schliesslich ein Gourmand?], und irgendwo versteckt auch Spuren von dunklem, kampferigem Patchouli, in einer Tonart die klassischere Patchoulis (Santa Maria Novella, Farmacia SS. Annunziata, Villoresi) als glatte Frescos durchgehen lässt. In punkto Haltbarkeit sehe ich Series Luxe: Patchouli anders als der geschätzte Vorredner und CdG Kenner; das Eau de Parfum macht so machen Zwei-Komponenten-Kleber Konkurrenz. Ein Duft mit puristischen Patchouli Fokus ist Series Luxe: Patchouli nicht, dafür ein eigenwilliges bitteres, braun-grün schillerndes Gestrüppdestillat und Beweis für eine beachtlich produktive wie hochdiverse Phase bei Comme des Garçons Parfums. Der hohe Preis und der eventuell leicht undichte Stufenpyramidenflakon machten aus dem Patchouli Eau de Parfum ca. 2013 ein Eau de Toilette, bei dem ich kaum Unterschiede feststellen kann.
War Comme des Garçons 2007'er Series Luxe ein Kommentar auf diese Entwicklung? Mit nur zwei Düften, Patchouli und Champaca, eines der kompakteren Unterfangen der 'Series', in jeweils zwei unterschiedlichen 45 ml Flakons, einmal rechteckig, einmal als verzerrte Stufenpyramide, zu einem Preis der zum damaligen Zeitpunkt ca. 3 mal so hoch lag wie die konventionellen (non-luxe) 50ml Veröffentlichungen der Marke.
Series Luxe: Patchouli könnte aber auch als blueprint für einen der charmanten Etikettenschwindel durchgehen. Die Datenbank hier enthält aktuell 830 (!) Einträge mit Patchouli Namen und 22326 Einträge bei denen Patchouli eventuell verbaut sein oder wahrgenommen werden könnte. Bei derart historisch bedeutungsvollen Material war auch mit Bandbreite zu rechnen. Patchouli kann in viele Richtungen gelenkt werden, riecht auch schon als Öl oder in moderneres Destillation vielgestaltig, nur Series Luxe verbiegt das namensgebende asiatische Patchouli in ein Terrain das gerne der mediterranen Immortelle zugeschrieben wird, sub-kontinentale Küche, und dann noch weiter östlich, fermentierter Soja, u.a. als Sojasauce - das Eau de Toilette verwies sogar explizit auf einen Soja Akkord. Wenn immer diese Gleichschaltung Immortelle = Curry auftaucht finde ich das ein bisschen albern, werden anderswo bouquet garni lastige Parfums stets mit Gerichten der französischen Küche gleichgesetzt? Evidenzen habe ich keine, aber ich kann mich an keine Besprechungen erinnern, die von Coq-au-Vin Akkorden sprechen. Bei Series Luxe: Patchouli kann ich aber auch nicht anders, ich rieche Bockshornklee Samen, Curry Leaves, soja-artiges, Liebstöckel, auch entfernt immortelle-artiges, weissen Pfeffer [ist es schliesslich ein Gourmand?], und irgendwo versteckt auch Spuren von dunklem, kampferigem Patchouli, in einer Tonart die klassischere Patchoulis (Santa Maria Novella, Farmacia SS. Annunziata, Villoresi) als glatte Frescos durchgehen lässt. In punkto Haltbarkeit sehe ich Series Luxe: Patchouli anders als der geschätzte Vorredner und CdG Kenner; das Eau de Parfum macht so machen Zwei-Komponenten-Kleber Konkurrenz. Ein Duft mit puristischen Patchouli Fokus ist Series Luxe: Patchouli nicht, dafür ein eigenwilliges bitteres, braun-grün schillerndes Gestrüppdestillat und Beweis für eine beachtlich produktive wie hochdiverse Phase bei Comme des Garçons Parfums. Der hohe Preis und der eventuell leicht undichte Stufenpyramidenflakon machten aus dem Patchouli Eau de Parfum ca. 2013 ein Eau de Toilette, bei dem ich kaum Unterschiede feststellen kann.
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