12.11.2020 - 07:50 Uhr
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François Coty, der Erneuerer
François Spoturno, ein Korse, verliert sehr früh seine Eltern und wird von seiner Großmutter erzogen. Als er 13 Jahre alt ist, hat diese nicht mehr genügend Geld, um seine Schule zu bezahlen, doch dies mindert François' Ehrgeiz nicht. Im Jahre 1900 begibt er sich nach Paris und wird dort der persönliche Sekretär des Politikers Emmanuel Arène. François bekommt bei dieser Tätigkeit mit, wie sich die Pariser Unternehmen auf die anstehende Weltausstellung vorbereiten und lernt zufällig den Apotheker Raymond Goëry kennen, der ihn zu einer Veranstaltung der Parfumeure mitnimmt. Zwar besitzt François weder chemische Vorkenntnisse noch hat er Ahnung von Parfums, doch die Materie fasziniert ihn derart, dass er seine gesamte Freizeit im Labor von Goëry verbringt.
Dieser Goëry produziert ein traditionelles Eau de Cologne, das François bei seinen Experimenten mit anderen Parfums der Epoche mischt, mit Düften, die ihm irgendwie fantasielos und lahm erscheinen.
Und bald trifft er die mutige Entscheidung, Chemie zu studieren, deshalb zieht er nach Grasse. Hier arbeitet er mit dem Laboratorium Chrisis zusammen und lernt dort , wie man natürliche und synthetische Grundstoffe zu einem neuen Duft zusammenfügt.
Um seine eigene Firma auf die Beine zu stellen, leiht sich François von seiner Großmutter Geld und ändert seinen Namen in Coty, welches der Mädchenname seiner Mutter war.
Seinen ersten Laden eröffnet er in der Rue de la Boétie. François hat weder das Kapital noch die Erfahrung der etablierten Parfumfirmen, aber er besitzt einen entscheidenden Vorteil : seinen unbedingten Willen zur Innovation.
Gerade weil er noch völlig unbekannt ist, kann er sich über alle Stilvorgaben hinwegsetzen und neue, breitere Käuferschichten jenseits des Adels und des reichen Bürgertums für sich gewinnen. Er möchte neue Parfums für alle Frauen kreieren und bereits sein erster Duft, "La Rose Jacqueminot", 1904, wird zu einem Erfolg. 1905 lanciert er " L'origan" , außerdem auch "Ambre Antique" , von dem gleich noch etwas ausführlicher die Rede sein soll.
"Ambre Antique" verführt nicht nur durch seine perfekt ausbalancierte Mischung aus Blumen - und-Gewürznoten auf einem Fond aus Vanille und Moschus, sondern auch durch seine äußere Erscheinung.
Coty revolutioniert nämlich neben der Machart der Düfte selbst auch alle anderen Bereiche der Produktion. Er ist ebenfalls extrem clever in Bezug auf Verpackung und Marketing.
"Un parfum se regarde autant qu'il se sent", dieses Motto Cotys gilt auch heute noch.
Schon 1910 arbeitet Coty mit René Lalique zusammen: Cotys Verkaufszahlen steigen und steigen.
1923 ist François Coty ein mächtiger, politisch reaktionärer Industrieller, einer der wichtigsten Unternehmer Frankreichs. Sogar die Zeitung "Le Figaro" erwirbt er. (Sein politisches Wirken möchte ich hier explizit nicht beleuchten).
Bis zu seinem Tod im Jahre 1934 hat Coty die Parfumindustrie maßgeblich revolutioniert, ein echter "self-made man".
Andere ziehen nach :
Der ehemalige Generaldirektor von Coty, Armand Petitjean, gründet 1935 seine eigene Firma und nennt diese Lancôme...
Wem, was, wie... etc. heute gehört und welche Konzerne sich im 21. Jahrhundert den Kuchen aufteilen, möchte ich hier nicht aufschlüsseln.
Mir ging es darum, ein bisschen über den Werdegang des großen Parfumeurs Coty zu berichten, dessen "Ambre Antique" ich leider nicht in meiner Sammlung habe. Jedoch durfte ich den Duft testen (tausend Dank an Gandix, deren Vintage - Sammlung außergewöhnlich ist!!!) und bin restlos begeistert. Er erinnert mich an "Obsession" von Calvin Klein, aber in "feinerer Ausführung" - vielleicht hilft dieser Vergleich, um sich den Duft vorzustellen.
Allein um alle Werke des François Coty einmal in ihrer Schönheit zu erleben, lohnt sich ein Besuch der Osmothèque in Versailles. Oder vielleicht auch ein Abstecher zu Gandix?
Dieser Goëry produziert ein traditionelles Eau de Cologne, das François bei seinen Experimenten mit anderen Parfums der Epoche mischt, mit Düften, die ihm irgendwie fantasielos und lahm erscheinen.
Und bald trifft er die mutige Entscheidung, Chemie zu studieren, deshalb zieht er nach Grasse. Hier arbeitet er mit dem Laboratorium Chrisis zusammen und lernt dort , wie man natürliche und synthetische Grundstoffe zu einem neuen Duft zusammenfügt.
Um seine eigene Firma auf die Beine zu stellen, leiht sich François von seiner Großmutter Geld und ändert seinen Namen in Coty, welches der Mädchenname seiner Mutter war.
Seinen ersten Laden eröffnet er in der Rue de la Boétie. François hat weder das Kapital noch die Erfahrung der etablierten Parfumfirmen, aber er besitzt einen entscheidenden Vorteil : seinen unbedingten Willen zur Innovation.
Gerade weil er noch völlig unbekannt ist, kann er sich über alle Stilvorgaben hinwegsetzen und neue, breitere Käuferschichten jenseits des Adels und des reichen Bürgertums für sich gewinnen. Er möchte neue Parfums für alle Frauen kreieren und bereits sein erster Duft, "La Rose Jacqueminot", 1904, wird zu einem Erfolg. 1905 lanciert er " L'origan" , außerdem auch "Ambre Antique" , von dem gleich noch etwas ausführlicher die Rede sein soll.
"Ambre Antique" verführt nicht nur durch seine perfekt ausbalancierte Mischung aus Blumen - und-Gewürznoten auf einem Fond aus Vanille und Moschus, sondern auch durch seine äußere Erscheinung.
Coty revolutioniert nämlich neben der Machart der Düfte selbst auch alle anderen Bereiche der Produktion. Er ist ebenfalls extrem clever in Bezug auf Verpackung und Marketing.
"Un parfum se regarde autant qu'il se sent", dieses Motto Cotys gilt auch heute noch.
Schon 1910 arbeitet Coty mit René Lalique zusammen: Cotys Verkaufszahlen steigen und steigen.
1923 ist François Coty ein mächtiger, politisch reaktionärer Industrieller, einer der wichtigsten Unternehmer Frankreichs. Sogar die Zeitung "Le Figaro" erwirbt er. (Sein politisches Wirken möchte ich hier explizit nicht beleuchten).
Bis zu seinem Tod im Jahre 1934 hat Coty die Parfumindustrie maßgeblich revolutioniert, ein echter "self-made man".
Andere ziehen nach :
Der ehemalige Generaldirektor von Coty, Armand Petitjean, gründet 1935 seine eigene Firma und nennt diese Lancôme...
Wem, was, wie... etc. heute gehört und welche Konzerne sich im 21. Jahrhundert den Kuchen aufteilen, möchte ich hier nicht aufschlüsseln.
Mir ging es darum, ein bisschen über den Werdegang des großen Parfumeurs Coty zu berichten, dessen "Ambre Antique" ich leider nicht in meiner Sammlung habe. Jedoch durfte ich den Duft testen (tausend Dank an Gandix, deren Vintage - Sammlung außergewöhnlich ist!!!) und bin restlos begeistert. Er erinnert mich an "Obsession" von Calvin Klein, aber in "feinerer Ausführung" - vielleicht hilft dieser Vergleich, um sich den Duft vorzustellen.
Allein um alle Werke des François Coty einmal in ihrer Schönheit zu erleben, lohnt sich ein Besuch der Osmothèque in Versailles. Oder vielleicht auch ein Abstecher zu Gandix?
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