Royal Oud 2011

Aromantica
30.08.2020 - 20:27 Uhr
12
8
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft

Der private Jet oder wie man ein Kunstwerk richtig aufträgt

Nein, es ist nicht die Business Class. Es ist auch nicht die First Class. Es ist der private Jet. Wirklich. Vorab, vielen Dank an Voluptatem, der das so appetitlich beschrieben hat. Drei Jahre ist das jetzt her, dass ich deswegen in die Parfumerie gestapft bin, wild entschlossen, diesen Duft kennenzulernen. Und das war Liebe auf den ersten Blick. Es ist schon richtig, den Anfang macht eine voll im Saft stehende Zeder. Bei unbedarfter Dosierung kann das schon mal in einem Schlag ausarten - einmal nicht aufgepasst und man kriegt die kraftstrotzdenden jungen Äste volle Kanne ins Gesicht. Heute weiss ich, das geht auch anders. Jedenfalls, der Schluss ist göttlich. Auch wenn mein innerer Schwabe rebelliert hat, irgendwann kam die Buddel hier an. Besondere Geschenke für besonders liebgewonnene, einzigartige Menschen, denen man am liebsten die Welt zu Füssen legen möchte. Getestet habe ich ihn ja, um ihn zu verschenken. Nur hatte die Verkäuferin mir den Probeschuss auf das Handgelenk gegeben, an dem ich zu dieser Zeit immer ein ledernes Armband getragen habe. Der kleinste Windstoss hat gereicht und schon war er wieder da - der private Jet. Am Anfang wäre ich nie und nimmer auf die Idee gekommen, dass er noch immer in diesem Armband steckt. Ich habe schon Firmen verdächtigt, ihre Klimaanlagen mit besonders erlesenen CI Düften anzureichern. Bis irgendwann der Groschen gefallen ist. So stand ich wieder in der Parfumerie, um dem Royal Oud schmachtende Blicke zuzuwerfen. Eine sehr liebe Verkäuferin hat es nicht mehr mitansehen können und mir ein leeres Probeplastikröhrchen am Testflakon abgefüllt. Dieses Fläschchen hat mich zwei Jahre lang überall hinbegleitet, vor allem in Situationen, in denen ich eine Extraportion Selbstsicherheit gebrauchen konnte, und auch in besonders schönen Momenten musste ich ihn manchmal einfach an meiner Seite haben. Und manchmal als Trostspender. Mutmacher. Weltverbesserer. Wunderheiler. Je nachdem. Durch die winzigen Sprühmengen war bis vor kurzem noch ein kleiner Rest in dem Röhrchen. Bis ich ins Flugzeug gestiegen bin, dorthin, wo der grosse Flacon steht, den ich damals verschenkt habe. Was hatte ich mich auf diese Reise gefreut, seinen Besitzer wiederzusehen. Nur fing es irgendwann aus meinem Koffer an, sehr intensiv zu duften. Ja, mein treuer Begleiter lag in zwei Teilen im Seitenfach und hatte die letzten Milliliter des liquiden Mittels in meinen Koffer abgegeben. Irgendwann war klar, dass ich jetzt auch so ein Fläschchen brauche. Ein grosses :) Royal Oud macht schließlich auch als Damenduft eine gute Figur, zumindest konnte ich in seiner Begleitung schon die verschiedensten Situationen meistern. Nur, als der grosse Flacon dann da war, wurde mir eines klar: Es gibt Düfte, die sind wahre Lehrmeister der Sparsamkeit. Und damit meine ich nicht, dass der Duft aus der Originalflasche schlechter ist als aus dem Plastik. Aber so ein grosser Flacon gibt auch viel stärkere Sprühstösse ab. Und da kann einen die Zeder am Anfang schon mal schön aus den Latschen hauen. Seitdem mir das bewusst ist, nehme ich meistens das goldene Deckelchen über dem Sprühschlauch ab und nehme mir nur ein Tröpfchen. Eine Schüttflasche wäre optimal. Aber für jeden, dem der Anfang zu stark ist, könnte das eine echte Option sein ;)

Royal Oud ist kein Duft, der sich in den Mittelpunkt brüllen muss. Ob das nun Oud ist, oder die ganze Kombination, ich weiß es nicht. Er fasziniert. Inspiriert. Man mag ihn. Weil er so ist. Und er bleibt, die ganze Nacht. Bis zum Morgen.
3 Antworten