Cashmere Men 2007

Apicius
19.02.2010 - 14:59 Uhr
3
7.5
Haltbarkeit
7
Duft

Gelöschte Holzkohle

Hat Cashmere-Wolle eigentlich einen besonderen Geruch, der sich in einem Parfum interpretieren lässt? Auch wenn sich bei diesem Duft vielleicht eine Assoziation nach nassem Wollpulli einstellt – gemeint ist hier wohl nicht die Wolle oder die Kaschmirziege, sondern das Kaschmirholz („Legno di Cashmere“). Keine Ahnung, was das genau ist; einen Wikipedia-Eintrag habe ich nicht gefunden, und auch mein altes Offline-Lexikon wusste keinen Rat.

Meine Probe klemmt in einem Pappbriefchen, und da sind folgende Duftnoten angegeben:

Kopf: Bergamotte Sicilia, Essenza di Baie Rose, Elemi
Herz: Zenzero, Legno di Cedro, Legno di Cashmere
Basis: Legno di Guaiaco, Vetyver, Legno die Teck, Patchouli, Ambra, White Musk

Cashmere riecht zunächst für mich etwas kräuterig, und zwar irgendwie nach Lorbeerblatt. Erinnerte mich kurz an Nasomattos Duro, das ich überhaupt nicht mag. Nach kurzer Zeit wird mir allerdings klar, dass es hier um Hölzer geht. Tiefdunkles, imprägniertes Holz. Riecht ziemlich streng, aber auch irgendwie ätherisch. Schon sehr edel, aber nicht ganz mein Geschmack. Zeder kann ich auch herausriechen, ist aber nicht sehr dominant. Schön ist der Ingwer eingesetzt, der hellt mit seiner fast zitrischen Schärfe das Ganze zwischenzeitlich etwas auf. Patchouli und Moschus ist minimal in der Basis erkennbar. Von der Kopfnote habe ich nicht sehr viel gespürt.

Wie lässt sich dieser besondere Holzduft beschreiben? Stellt Euch vor, man löscht einen Holkohlegrill mit Wasser. Dann bildet sich auf den Holzkohleresten eine schwarze Schmiere, und die erinnert mich etwas an diesen speziellen Holzduft. Also irgendwie teerartig und verkokelt.

Mir fällt auf, dass dieses EdT hochgradig verdünnt ist. Aber ich musste relativ viel aus meinem Testerröhrchen auftragen, um etwas zu riechen, und selbst das schwächt sich nach einer guten halben Stunde auch noch ab. Über die Haltbarkeit ist damit freilich noch nichts gesagt.

Dieses Parfum wahrt somit einen Gegensatz zwischen einer intensiven, strengen Holznote und einer hochgradigen Verdünnung derselben. Das ist schon interessant. Der Träger muss einerseits Holz wirklich sehr mögen, andererseits aber auch ein Vorliebe für extrem dezente, kaum wahrnehmbare Düfte haben. Mit dieser Zurückhaltung steht Cashmere in einer Reihe mit Kenzo Power, Duel von Annick Goutal oder auch einigen Düften von Gendarme.
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