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Top Rezension
Mädelsabend - I'll Be Your Baby Tonight
Jackie, unser aller Coiffeur, war wieder einmal am aufmerksamsten. Man hatte den Fasching vergessen! Diese Nachricht an die wartsab Gruppe Mädelsabend verband er gleichzeitig mit dem Vorschlag, es sei noch nicht zu spät und man möge doch mal den Versuch wagen abzutauchen in das Milieu, das Ambiente der Kurtisanen und Marketenderinnen und dabei sein Lieblingsparfüm, Tabu von Dana, zu würdigen. Natürlich dachte er auch, nicht ganz uneigennützig, an die schönen Möglichkeiten der Verkleidungen und der Mode für diesen Abend. Der Vorschlag wurde einstimmig akzeptiert, auch eingedenk der fabelhaften Erinnerung an den spektakulären letztjährigen Poseidonabend mit aquatischen Düften, Piratenverkleidung und Neptuns Äquatortaufe. Der dazu gehörende Proseccococktail mit Ölsardine war für jede der Getauften eine echte Herausforderung!
Am besagten Abend wurde jede neu ankommende „Konkubine“ von Jackie persönlich begrüßt. Mit ein, zwei geschickten Drehungen stellte er sein scharlachrotes Schankkleid mit aufgesetztem Mieder und weiten Fledermausärmeln jedesmal modelmäßig vor. Mit jedem Schwenk verbreitete er dabei einen markanten, orientalisch Duft nach dem mystischen Morgenland, nach Träumen aus 1001er Nacht, sehr würzig, warm, blumig-süß und exotisch. Dieser Geruch lag mittlerweile über dem gesamten Raum, denn alle Mädels hatten inzwischen einige Spritzer Tabu von ihm erhalten.
Melody Vögele-Schmitz, unsere alt 68erin erschien in einem gebrauchten Batikkleidchen ihrer Sturm und Drang Festival-Phase (und das Kleid passte immer noch, wie beneidenswert). Sie kannte Tabu schon aus dieser Zeit. Nach dem Sprühen wurde aus ihrem miefigen VW-Bus ein orientalisches Kleinod, kraftvoll, nelkig-würzig wie auf fetter Erde, durchwachsen von fruchtigen Blumen und süßlicher Exotik. Man meinte, die rostige Karre bricht nächtens auseinander ob der heftigen Bewegungen, der Tiefe und Schwere des erotisierenden Duftes mit der nun feinharzigen, warm-holzigen, immer noch würzigen und mit dunkler Vanille gespickten weiteren Entwicklung des Geruchs. In dessen Verlauf fanden auch die leichte Animalik von Tabu und Melodys mauzender Kater ihren Platz.
Die Apothekerin Frau Dr. Pille, also unsere Susi, kam in weiten Harems- oder Pluderhosen und wähnte sich nach einigen Gläsern Prosecco direkt im Harem eines Serails, weniger wegen des Sultans sondern wegen der Vorstellung der sie anziehenden, erotischen Damenwelt darin. Modrig-fruchtige Süße und etwas kräuterbittrige Frische explodiert sofort in einer würzig-blumigen Eruption zu einem intensiven, orientalisch-würzig-erdigen Duft von betörender Strahlkraft. Ihr Wunsch der Harem erliege den folgenden sinnlich-erotischen, animalischen Fangarmen des Geruchs von Tabu und in holzig-warmer, dunkel-würziger Tiefe löst sich dann jedwede Zurückhaltung der von Susi ersehnten Damenwelt.
Optikerin Klara Sicht, heute mit Nickelbrille sowie in Latex und Leder gekleidet, gab die perfekte Domina, in die sie gedanklich schon öfter mal geschlüpft war. Und sie wußte um ihre Anziehungskraft und die von Tabu. Ein Spritzer für sie, geheinmisvoll, mysteriös, nicht aufdringlich aber schon anziehend. Zwei Spritzer intensiv exotisch, schon aufregend, aber noch zurückhaltend. Vier Spritzer gut verteilt und der Abend kann kommen, gute 6-7 Stunden lang, würzige Orientalik, verführerisch wie der Duft eines arabischen Basars. Zwei/drei Spritzer an den richtigen Stellen nachgelegt, betörende tiefe Erotik bis zum warm-würzigen Aufwachen und der Gewissheit, der Traum kann erneut beginnen!
Ilse, die ehemalige Chefin des Kiosks mit angeschlossener Poststelle, Näh- und Bügelservice und eine der Ältesten, hatte sich als deutsches Fräuleinwunder „verkleidet“ und stand für die junge, attraktive und begehrenswerte Frau der späten Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit, der insbesondere auch der fern der Heimat stehende amerikanischen G.I. gern begegnete.
Sie, Kind einer schlesischen Flüchtlingsfamilie, hatte die erste dieser Begegnungen sehr zeitig und das Ergebnis, ihr Sohn, ist heute ihr Nachfolger und Leiter ihres Kiosks. Die Zeiten damals waren schwer, Ilse mit ihrem Sohn allein, das Leben teuer und kompliziert. Die netten Soldaten brachten viele gute Sachen vorbei, vom Kaffee bis zur Medizin, Dinge, die ihrer beider Überleben sicherten.
Irgendwann ließ ein G.I. auch mal ein Fläschchen Parfüm da. Es war Tabu von Dana. Sie erinnerte sich genau an ihre ersten Einsätze diese Duftes. Mit der kräftigen erdigen Gewürznelke, schwer und warm zugleich, sowie der intensiven, süßen Blütenaura überdeckte Tabu, auch mit einer animalisch frivolen Note, manch üble Gerüche feuchter Ecken in schmuddligen Zimmern. Auch machte es Ilse edler und begehrenswerter, als sie sich oft fühlte und unterstützte der Herren Freigiebigkeit. Wenn sie dann bei Sonnenaufgang in ihrer kleinen Kammer in ihrem etwas klammen Bett neben ihrem Söhnchen aufwachte, fühlte sie sich immer noch eingekuschelt in den langsam verblassenden, nun dunkel-vanilligen und schwül-warmen Geruch, der sie von besseren Zeiten träumen ließ.
Nach gut zwei Jahren schaffte Ilse den Absprung in ein normales Leben, aber sie schaut auch jetzt noch ohne Schahm, Verbitterung, Groll oder Bedauern auf diese Zeit zurück. Heute zum Mädelsabend sah sie ganz fantastisch aus. Ein mit Blumen besetztes Petticoatkleid, Balerinas, Betty Page Frisur und ein pinkes Bandana ließen erahnen, welche Schönheit und Kraft zu diesen Zeiten möglich und oft nötig war.
Nach den Erzählungen von Ilse wurde es etwas ruhiger, die Luft war süß-würzig geschwängert und vanillige Sprenkel blitzten ab und an in den Kleidern auf. Die Prosecco unterstützten Träume und Sehnsüchte wichen der Gewissheit des realen Nachhauseweges und wandelten sich in neu getankten Mut für das alltägliche Leben.
Was wären wir nur ohne unsere Wünsche, Begierden, Vorstellungen? Dankeschön für das Lesen!
Am besagten Abend wurde jede neu ankommende „Konkubine“ von Jackie persönlich begrüßt. Mit ein, zwei geschickten Drehungen stellte er sein scharlachrotes Schankkleid mit aufgesetztem Mieder und weiten Fledermausärmeln jedesmal modelmäßig vor. Mit jedem Schwenk verbreitete er dabei einen markanten, orientalisch Duft nach dem mystischen Morgenland, nach Träumen aus 1001er Nacht, sehr würzig, warm, blumig-süß und exotisch. Dieser Geruch lag mittlerweile über dem gesamten Raum, denn alle Mädels hatten inzwischen einige Spritzer Tabu von ihm erhalten.
Melody Vögele-Schmitz, unsere alt 68erin erschien in einem gebrauchten Batikkleidchen ihrer Sturm und Drang Festival-Phase (und das Kleid passte immer noch, wie beneidenswert). Sie kannte Tabu schon aus dieser Zeit. Nach dem Sprühen wurde aus ihrem miefigen VW-Bus ein orientalisches Kleinod, kraftvoll, nelkig-würzig wie auf fetter Erde, durchwachsen von fruchtigen Blumen und süßlicher Exotik. Man meinte, die rostige Karre bricht nächtens auseinander ob der heftigen Bewegungen, der Tiefe und Schwere des erotisierenden Duftes mit der nun feinharzigen, warm-holzigen, immer noch würzigen und mit dunkler Vanille gespickten weiteren Entwicklung des Geruchs. In dessen Verlauf fanden auch die leichte Animalik von Tabu und Melodys mauzender Kater ihren Platz.
Die Apothekerin Frau Dr. Pille, also unsere Susi, kam in weiten Harems- oder Pluderhosen und wähnte sich nach einigen Gläsern Prosecco direkt im Harem eines Serails, weniger wegen des Sultans sondern wegen der Vorstellung der sie anziehenden, erotischen Damenwelt darin. Modrig-fruchtige Süße und etwas kräuterbittrige Frische explodiert sofort in einer würzig-blumigen Eruption zu einem intensiven, orientalisch-würzig-erdigen Duft von betörender Strahlkraft. Ihr Wunsch der Harem erliege den folgenden sinnlich-erotischen, animalischen Fangarmen des Geruchs von Tabu und in holzig-warmer, dunkel-würziger Tiefe löst sich dann jedwede Zurückhaltung der von Susi ersehnten Damenwelt.
Optikerin Klara Sicht, heute mit Nickelbrille sowie in Latex und Leder gekleidet, gab die perfekte Domina, in die sie gedanklich schon öfter mal geschlüpft war. Und sie wußte um ihre Anziehungskraft und die von Tabu. Ein Spritzer für sie, geheinmisvoll, mysteriös, nicht aufdringlich aber schon anziehend. Zwei Spritzer intensiv exotisch, schon aufregend, aber noch zurückhaltend. Vier Spritzer gut verteilt und der Abend kann kommen, gute 6-7 Stunden lang, würzige Orientalik, verführerisch wie der Duft eines arabischen Basars. Zwei/drei Spritzer an den richtigen Stellen nachgelegt, betörende tiefe Erotik bis zum warm-würzigen Aufwachen und der Gewissheit, der Traum kann erneut beginnen!
Ilse, die ehemalige Chefin des Kiosks mit angeschlossener Poststelle, Näh- und Bügelservice und eine der Ältesten, hatte sich als deutsches Fräuleinwunder „verkleidet“ und stand für die junge, attraktive und begehrenswerte Frau der späten Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit, der insbesondere auch der fern der Heimat stehende amerikanischen G.I. gern begegnete.
Sie, Kind einer schlesischen Flüchtlingsfamilie, hatte die erste dieser Begegnungen sehr zeitig und das Ergebnis, ihr Sohn, ist heute ihr Nachfolger und Leiter ihres Kiosks. Die Zeiten damals waren schwer, Ilse mit ihrem Sohn allein, das Leben teuer und kompliziert. Die netten Soldaten brachten viele gute Sachen vorbei, vom Kaffee bis zur Medizin, Dinge, die ihrer beider Überleben sicherten.
Irgendwann ließ ein G.I. auch mal ein Fläschchen Parfüm da. Es war Tabu von Dana. Sie erinnerte sich genau an ihre ersten Einsätze diese Duftes. Mit der kräftigen erdigen Gewürznelke, schwer und warm zugleich, sowie der intensiven, süßen Blütenaura überdeckte Tabu, auch mit einer animalisch frivolen Note, manch üble Gerüche feuchter Ecken in schmuddligen Zimmern. Auch machte es Ilse edler und begehrenswerter, als sie sich oft fühlte und unterstützte der Herren Freigiebigkeit. Wenn sie dann bei Sonnenaufgang in ihrer kleinen Kammer in ihrem etwas klammen Bett neben ihrem Söhnchen aufwachte, fühlte sie sich immer noch eingekuschelt in den langsam verblassenden, nun dunkel-vanilligen und schwül-warmen Geruch, der sie von besseren Zeiten träumen ließ.
Nach gut zwei Jahren schaffte Ilse den Absprung in ein normales Leben, aber sie schaut auch jetzt noch ohne Schahm, Verbitterung, Groll oder Bedauern auf diese Zeit zurück. Heute zum Mädelsabend sah sie ganz fantastisch aus. Ein mit Blumen besetztes Petticoatkleid, Balerinas, Betty Page Frisur und ein pinkes Bandana ließen erahnen, welche Schönheit und Kraft zu diesen Zeiten möglich und oft nötig war.
Nach den Erzählungen von Ilse wurde es etwas ruhiger, die Luft war süß-würzig geschwängert und vanillige Sprenkel blitzten ab und an in den Kleidern auf. Die Prosecco unterstützten Träume und Sehnsüchte wichen der Gewissheit des realen Nachhauseweges und wandelten sich in neu getankten Mut für das alltägliche Leben.
Was wären wir nur ohne unsere Wünsche, Begierden, Vorstellungen? Dankeschön für das Lesen!
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