Champion 2010 Eau de Toilette

TVC15
25.12.2010 - 09:03 Uhr
11
Hilfreiche Rezension
7.5
Haltbarkeit
7
Duft

Außen pfui, innen besser

Ja, ich geb's zu, ich besitze diesen Duft, traue mich aber nicht, ihn in meine Parfumo-Sammlung aufzunehmen, weil ich den beknackten Flakon für die grottigste Verpackung seit dem 1-Million-Goldbarren halte. Peinlich. Hochnotpeinlich! Wenn man sich Namen wie Lalique oder Dinand entsinnt, war Flakon-Design eigentlich mal eine rechtschaffene, anspruchsvolle Kunst und kein Yps-Gimmick.

Doch nicht nur der Flakon, das gesamte Marketingkonzept von Davidoff Champion ist grenzwertig und eine Steilvorlage für Kritiker und Spötter, die durch soviel Unsinn abgeschreckt gar nicht mehr willig sind, dem eigentlichen Duft noch 'ne Nase zu gönnen. Dabei käme er keineswegs schlechter weg als beispielsweise ein Allure Homme Sport oder ein Dior Homme Sport.

Im Gegenteil, DC ist moderner und minimaler - es besteht aus kaum mehr als einer anspruchsvollen und stabilen Zitrus-Kopfnote und einem ellenlangen moosigen Holz-Finish, namentlich Zeder. Kaum verwunderlich, dass Jungspund Aurélien Guichard, der beispielsweise auch Gaultiers Le Male mit der "Terrible"-Version ein wenig "straighter" machte, sich bei soviel Übersichtlichkeit intensiver um die Einzelbestandteile kümmern konnte. Man kann Champion so einigen äußerlichen Schnickschnack vorwerfen, aber billig oder gar lächerlich, wie hier schon behauptet wurde, ist der olfaktorische Part ganz und gar nicht.

Klar, das Zauberwörtchen heißt wieder mal "Sport", wobei es mir nie klar war, wofür Sportler derart Düfte überhaupt brauchen. Müssen sie schon nach Zitronenbonbon riechen, wenn sie die Fitness-Klitsche betreten, oder sollen sie sich nach der Schufterei das Duschen sparen? Ich habe ja nun solche Läden auch schon von innen kennenlernen dürfen und festgestellt, dass es in der mordsmäßig überheizten Männer-Umkleide neben muffigen Socken eigentlich immer nur nach irgendwelchen äußerst ekligen AXE-Deos riecht.

Tja, zu dumm, hier wird an die Stiernacken dieser Welt appelliert und die Verkaufszahlen zeigen, dass Davidoff mit dieser Art Parfümprostitution gar nicht so falsch lag.

Mir wäre es sehr viel lieber gewesen, wenn Davidoff diesen, durchaus respektablen Duft in einen unspektakulären Flakon als "Bleu Davidoff Boisee", "Good Life Revisited" o.ä. an die Couch Potatoes dieser Welt verkauft hätte.
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