15.03.2013 - 17:51 Uhr
Yatagan
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Yatagan
Top Rezension
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Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker
Derzeit bin ich ziemlich erkältet. Was kann es für einen Duftliebhaber Schlimmeres geben? Die getauschten Proben stapeln sich bei mir bis zur Decke und ich leide entsetzlich. Gleichzeitig hatte ich mir aber auch eine Flasche (man muss bei der Größe von über 100 ml wohl eher von Pulle sprechen) von Hat Water Night bestellt, nachdem es hier auf Parfumo überschwänglich gefeiert wurde und von 0 auf 3 der TOP 100 nach oben schoss, anschließend aber auch wieder ähnlich schnell nach unten abstürzte. Bei einem Preis von immer noch unter 20 Euro kann man natürlich nicht viel falsch machen, wenn man einen Blindkauf wagt.
Meine Erfahrungen mit Davidoff-Düften liegen zumeist lange zurück. Alles begann mit dem grauen Original-Davidoff, der der Signature-Duft meines Vaters war und der deshalb für mich bis heute eine ganz besondere Bedeutung hat.
Weiter ging es mit Zino, den mein Schwiegervater bevorzugte und den ich lange Zeit auch selbst sehr gerne mochte, bis die Duftnote schließlich zu häufig zu riechen war, weil sie in jedem zweiten Deodorant und Raumspray verwurstet wurde.
Eine Weile war ich tatsächlich auch von Cool Water begeistert, nachdem ich festgestellt hatte, dass er ein Duftzwilling von Green Irish Tweed von Creed ist. Wer behauptet, die Unterschiede deutlich riechen zu können, der möge gerne mal einen ausführlichen Blindtest wagen. Ich habe ihn im Bekanntenkreis durchgeführt und nur wer beide Düfte extrem gut kennt, kann sie wirklich auf Anhieb unterscheiden.
Und dann riss die Serie ab... Nach diesen drei umstrittenen, aber auch souverän komponierten, wegweisenden Düften kam eigentlich nur noch dürftiges Mittelmaß.
Wie viele andere Mode- und Lifestylemarken auch setzt Davidoff seit den 90ern immer mehr auf schnell gemischte Massenware, die für eine Saison komponiert, im nächsten Jahr auf dem Wühltisch der großen Parfümerien und Kaufhäuser landet. Offenbar ist dieses Konzept mehr oder minder erfolgreich, geht es doch um schnelle Mitnahmeeffekte in der Herrenparfümerie, die nicht auf ein mündiges, sondern eher auf ein gleichgültiges Klientel setzt, das bei geringer Erfahrung mit Düften auf etwas gröbere olfaktorische Reize setzt. Ähnliches scheint mir auch auf die neueste Kreation dieses Herstellers, The Game, zuzutreffen.
Nach wie vor bin ich der Meinung, dass Menschen, die sich intensiver mit Qualitätsdüften aus Häusern wie Caron, Guerlain, Trumper oder Chanel auseinander gesetzt haben, die o.g. Massenware von Davidoff, Boss, Bogner etc. nur noch mäßig schätzen können. Das spricht nicht gegen den einen oder anderen Duft aus einer solchen Range, aber gegen das grundsätzliche Konzept des Saisondufts, der schnell komponiert, schnell gekauft und schnell vergessen ist. Da halte ich mich lieber an bewährte Klassiker wie Habit Rouge, die diversen legendären Vetivers, Molinard Madrigal, Eau Sauvage, Pour und Homme von Caron oder Chanels pour Monsieur.
Um so gespannter war ich auf Hot Water Night, nachdem sich die guten Kritiken und die Hinweise auf die preiswerten Angebote häuften.
Zurück zum Anfang: Vor einigen Tagen roch ich krankheitsbedingt fast nichts. Meine Nase war so schnupfengeschädigt, dass jeder Versuch, einen Duft differenziert wahrzunehmen, zum Scheitern verurteilt war. Gleichgültig und doch neugierig sprühte ich mir daher Hot Water Night auf die Haut, in der Erwartung, nicht all zu viel unterscheiden zu können. Das war allerdings ein folgenschwerer Irrtum. Ich nahm den Duft sogar noch wahr, nachdem ich unter die Dusche gestiegen war: die Haftung ist geradezu atemberaubend - und das ist wörtlich zu nehmen. Mehr als ein oder zwei Sprühstöße sind m.E. nicht empfehlenswert. Die Sillage ist zwar nicht ganz so gewaltig, aber immerhin doch so stark, dass zart besaitete Zeitgenossen oder sensible Ehepartner schon mal aus dem selben Zimmer vertrieben werden können.
Dennoch: Der Duft ist nicht schlecht. Nachdem meine Nase inzwischen wieder recht frei ist und ich an Referenzdüften getestet habe, dass ich wieder weitgehend normal riechen kann, habe ich mich erneut an Hot Water Night herangewagt.
Der Duft ist tatsächlich ziemlich künstlich-synthetisch, einzelne Komponenten, die in der Duftpyramide aufgeführt sind, lassen sich nur schlecht unterscheiden. Wären andere Komponenten genannt: Man könnte es ebenso glauben oder auch nicht.
Unterscheidbar ist für mich die Wacholderbeere (oder was auch immer in diesem Duft so oder ähnlich riecht), die auch in The Game wieder auftaucht und deshalb für eine gewisse Verwandtschaft zwischen diesen beiden Düften sorgt. Auch die Rose ist gut erkennbar und sorgt für einen gewissen fruchtig-floralen Unterton, der nicht unangenehm ist, der aber dezenter ausfallen müsste, um wirklich zu überzeugen.
Die Frage, ob in diesem Duft tatsächlich so etwas wie Oud, Zedernholz oder Pfeffer enthalten sein könnte, stellt sich eigentlich gar nicht. Letztlich sind die Komponenten nicht unterscheidbar, ein synthetisches Gemisch, ähnlich dem in Deosprays und Raumbeduftern, bei denen sich wohl niemand wirklich fragt, was da im Einzelnen enthalten sein könnte; es soll einfach irgendwie eine halbwegs harmonische Melange entstehen, die markant genug ist, andere Gerüche zu vertreiben.
So gesehen dürfte Hot Water Night der ideale Duft für pubertierende Jungs sein, die schon mal einen kräftigeren Grundgeruch vertragen können, für gesetztere Herren (und dazu zähle ich mich auch) dürfte er wohl eher weniger geeignet sein.
Was tue ich nun mit diesem Duft?
Spontan musste ich an den berühmten Satz aus der Medikamentenwerbung denken:
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Hot Water Night ist kein Placebo. Es wirkt, und zwar ziemlich kräftig. Und sein Geld ist es allemal wert. Andererseits sind mir die Nebenwirkungen etwas zu heftig.
Was also empfiehlt der Arzt (und oder die Apothekerin)?
Nimm die Flasche und stell sie ins Bad deiner 14- und 17-jährigen Söhne. Die haben damit ein preiswertes Mittel, um die Damen in ihrer Klasse zu beeindrucken und das spricht nicht gegen den Geschmack von (männlichen oder weiblichen) Teenagern. Denn: Mit Hot Water Night haben sie allemal einen der besten Düfte aus dem Regal der reduzierten Ware gewählt.
Mindestens aber für die über 30-jährigen gilt vor einer allzu intensiver Verwendung:
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Meine Erfahrungen mit Davidoff-Düften liegen zumeist lange zurück. Alles begann mit dem grauen Original-Davidoff, der der Signature-Duft meines Vaters war und der deshalb für mich bis heute eine ganz besondere Bedeutung hat.
Weiter ging es mit Zino, den mein Schwiegervater bevorzugte und den ich lange Zeit auch selbst sehr gerne mochte, bis die Duftnote schließlich zu häufig zu riechen war, weil sie in jedem zweiten Deodorant und Raumspray verwurstet wurde.
Eine Weile war ich tatsächlich auch von Cool Water begeistert, nachdem ich festgestellt hatte, dass er ein Duftzwilling von Green Irish Tweed von Creed ist. Wer behauptet, die Unterschiede deutlich riechen zu können, der möge gerne mal einen ausführlichen Blindtest wagen. Ich habe ihn im Bekanntenkreis durchgeführt und nur wer beide Düfte extrem gut kennt, kann sie wirklich auf Anhieb unterscheiden.
Und dann riss die Serie ab... Nach diesen drei umstrittenen, aber auch souverän komponierten, wegweisenden Düften kam eigentlich nur noch dürftiges Mittelmaß.
Wie viele andere Mode- und Lifestylemarken auch setzt Davidoff seit den 90ern immer mehr auf schnell gemischte Massenware, die für eine Saison komponiert, im nächsten Jahr auf dem Wühltisch der großen Parfümerien und Kaufhäuser landet. Offenbar ist dieses Konzept mehr oder minder erfolgreich, geht es doch um schnelle Mitnahmeeffekte in der Herrenparfümerie, die nicht auf ein mündiges, sondern eher auf ein gleichgültiges Klientel setzt, das bei geringer Erfahrung mit Düften auf etwas gröbere olfaktorische Reize setzt. Ähnliches scheint mir auch auf die neueste Kreation dieses Herstellers, The Game, zuzutreffen.
Nach wie vor bin ich der Meinung, dass Menschen, die sich intensiver mit Qualitätsdüften aus Häusern wie Caron, Guerlain, Trumper oder Chanel auseinander gesetzt haben, die o.g. Massenware von Davidoff, Boss, Bogner etc. nur noch mäßig schätzen können. Das spricht nicht gegen den einen oder anderen Duft aus einer solchen Range, aber gegen das grundsätzliche Konzept des Saisondufts, der schnell komponiert, schnell gekauft und schnell vergessen ist. Da halte ich mich lieber an bewährte Klassiker wie Habit Rouge, die diversen legendären Vetivers, Molinard Madrigal, Eau Sauvage, Pour und Homme von Caron oder Chanels pour Monsieur.
Um so gespannter war ich auf Hot Water Night, nachdem sich die guten Kritiken und die Hinweise auf die preiswerten Angebote häuften.
Zurück zum Anfang: Vor einigen Tagen roch ich krankheitsbedingt fast nichts. Meine Nase war so schnupfengeschädigt, dass jeder Versuch, einen Duft differenziert wahrzunehmen, zum Scheitern verurteilt war. Gleichgültig und doch neugierig sprühte ich mir daher Hot Water Night auf die Haut, in der Erwartung, nicht all zu viel unterscheiden zu können. Das war allerdings ein folgenschwerer Irrtum. Ich nahm den Duft sogar noch wahr, nachdem ich unter die Dusche gestiegen war: die Haftung ist geradezu atemberaubend - und das ist wörtlich zu nehmen. Mehr als ein oder zwei Sprühstöße sind m.E. nicht empfehlenswert. Die Sillage ist zwar nicht ganz so gewaltig, aber immerhin doch so stark, dass zart besaitete Zeitgenossen oder sensible Ehepartner schon mal aus dem selben Zimmer vertrieben werden können.
Dennoch: Der Duft ist nicht schlecht. Nachdem meine Nase inzwischen wieder recht frei ist und ich an Referenzdüften getestet habe, dass ich wieder weitgehend normal riechen kann, habe ich mich erneut an Hot Water Night herangewagt.
Der Duft ist tatsächlich ziemlich künstlich-synthetisch, einzelne Komponenten, die in der Duftpyramide aufgeführt sind, lassen sich nur schlecht unterscheiden. Wären andere Komponenten genannt: Man könnte es ebenso glauben oder auch nicht.
Unterscheidbar ist für mich die Wacholderbeere (oder was auch immer in diesem Duft so oder ähnlich riecht), die auch in The Game wieder auftaucht und deshalb für eine gewisse Verwandtschaft zwischen diesen beiden Düften sorgt. Auch die Rose ist gut erkennbar und sorgt für einen gewissen fruchtig-floralen Unterton, der nicht unangenehm ist, der aber dezenter ausfallen müsste, um wirklich zu überzeugen.
Die Frage, ob in diesem Duft tatsächlich so etwas wie Oud, Zedernholz oder Pfeffer enthalten sein könnte, stellt sich eigentlich gar nicht. Letztlich sind die Komponenten nicht unterscheidbar, ein synthetisches Gemisch, ähnlich dem in Deosprays und Raumbeduftern, bei denen sich wohl niemand wirklich fragt, was da im Einzelnen enthalten sein könnte; es soll einfach irgendwie eine halbwegs harmonische Melange entstehen, die markant genug ist, andere Gerüche zu vertreiben.
So gesehen dürfte Hot Water Night der ideale Duft für pubertierende Jungs sein, die schon mal einen kräftigeren Grundgeruch vertragen können, für gesetztere Herren (und dazu zähle ich mich auch) dürfte er wohl eher weniger geeignet sein.
Was tue ich nun mit diesem Duft?
Spontan musste ich an den berühmten Satz aus der Medikamentenwerbung denken:
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Hot Water Night ist kein Placebo. Es wirkt, und zwar ziemlich kräftig. Und sein Geld ist es allemal wert. Andererseits sind mir die Nebenwirkungen etwas zu heftig.
Was also empfiehlt der Arzt (und oder die Apothekerin)?
Nimm die Flasche und stell sie ins Bad deiner 14- und 17-jährigen Söhne. Die haben damit ein preiswertes Mittel, um die Damen in ihrer Klasse zu beeindrucken und das spricht nicht gegen den Geschmack von (männlichen oder weiblichen) Teenagern. Denn: Mit Hot Water Night haben sie allemal einen der besten Düfte aus dem Regal der reduzierten Ware gewählt.
Mindestens aber für die über 30-jährigen gilt vor einer allzu intensiver Verwendung:
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
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