The Game Intense 2013

Chnokfir
10.10.2013 - 08:25 Uhr
6
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
1
Duft

Game over!

Es ist schon ein paar Tage her, da war ich als Betriebsrat auf Seminar in Garmisch-Partenkirchen. Eine andere Kursteilnehmerin war Croupiere aus einem grossen Casino im Norden Deutschlands. Sie nahm uns abends einmal mit ins Casino Garmisch und erzählte uns einiges über die Spiele, die unterschiedlichen Typen von Spielers und wie man vielleicht doch mit ein paar EURO mehr nach Hause gehen kann, als man hereingekommen ist. Nachdem man ja bei Betreten seinen Beruf nennen muss, standen wir unter ständiger Beobachtung durch das Personal. Da sass ich nun mit meinem kleinen Stapel Jetons in Höhe von 50 EURO und man frage mich nicht, wie ich mich angestellt habe, mal etwas zu setzen! Ich bin Buchhalter, kein Spieler! Immerhin ging ich am Ende des Abends mit 120 EURO wieder ins Hotel – schweissgebadet. Gefallen hat mir allerdings, wie die Jetons klickern, wenn man so mit einen Stapel Chips vor sich hin spielt.

Und genau so ein Stapel Jetons bilden den Flakon zu diesem Duft. Rauchgraues Glas mit glänzenden schwarzen Markerungen an den Seiten, der Deckel passend dazu. Liegt schön schwer und solide in der Hand, ein netter Handschmeichler. Der Karton passend in Schwarz mit grauen Akzenten, die Schrift dezent in Weiss und Rot. Schön, passt alles stimmig zusammen und vor allem nimmt der Flakon den Namen des Duftes gut auf.

Wäre der Duft nicht niegel-nagel-neu auf den Markt gekommen, ich hätte im ersten Augenblick gemeint, der Duft wäre bereits gekippt. Denn am Anfang steht ein süsslich-frischer Auftakt, der wohl wieder Gin-Fizz sein soll. Ich bekenne, ich bin kein Kenner dieses Drinks, aber so was von synthetisch habe ich schon lange nicht mehr gerochen, selbst bei den ganz günstigen „Düften“, die gelegentlich auf einem Tapeziertisch vor unserem Discounter um die Ecke angeboten werden. Hinzu kommt schnell ein orientalischer, schwerer Einschlag, verbunden mit einem sehr stechenden, beissenden Rauch-Akzent. Dieser ist zwar nicht sehr vordergründig, nervt mich aber sehr schnell. Kurz nach meinem erfolgreich unterdrückten Reflex, mir mein Handgelenk abzuschrubben, kommt noch ein sehr dunkles, finsteres, schweres Holz nach. Ich muss dabei weniger an Ebenholz als an Oud denken. Ein sehr trockener, mächtiger, alles bestimmender und brutaler Oud-Ton. Doch dieser geht nach knapp zwei Stunden in einen angenehmeren, weichen, aber auch irgendwie beliebigen Holz-Ton über, der alle Süsse vertreibt. Der Rauch hatte sich eh schon lange wieder verzogen.

Selten habe ich einen Duft gerochen, auf den der Zusatz „Intense“ mehr gepasst hätte. Denn intensiv ist dieser Duft fürwahr. Leider nicht nur in seinen einzelnen Bestandteilen, sondern auch in Summe. Dabei leider wenig aufeinander abgestimmt, sehr dominant und - könnte man sich damit noch abfinden – auch intensiv synthetisch anmutend. Das alles mag ich nicht, weder an mir noch an anderen. Dabei gefällt mir der Oud-Ton noch am besten bei diesem Duft und das, obwohl ich Oud an sich nicht so sonderlich mag. Der Duft ist die ersten vier Stunden intensiv laut und stechend, die Projektion nach aussen heftig, für mich als Träger selbst fast nicht mehr duldbar. Danach wird es besser, dennoch bleibt der künstliche Eindruck bestehen. Die Haltbarkeit ist entsprechend des vielen Lärms mit knapp zehn bis zwölf Stunden üppig, mir zu üppig.

Ich bin mir absolut sicher, dass dieser intensive Duft seine Liebhaber finden wird, denn er ist dominant und intensiv, und mit seiner Oud-Note auch sehr trendy. Mit mir wird es allerdings keine neue Liebe werden. Aber ich bin ja auch kein Spieler. Obwohl mir diese neckischen Jetons ja schon irgendwie gefallen, genauso wie dieser Flakon.

Game over!
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