14.02.2020 - 13:21 Uhr
Federduft
6 Rezensionen
Federduft
Hilfreiche Rezension
8
Makassar am Valentinstag oder der Barbier von Cassablanca
Nach Schnee schippen am Morgen und dem grauen Schmuddelwetter des Tages war da am Abend das Sehnen nach farbenprächtigern, sonnigeren Gestaden.
Marokko ist für mich ein Fernwehsynoym von ähnlicher Qualität wie Janoschs Panama. Der Reiseführer dazu stammt aus der Demeter Libray of Fragance: Morocco aus der Destination Collection -
Der Duft war ein paarmal angetestet, sporadisch als „Einschlafduft“ getragen worden. In der Erinnerung wurde er irgendwo, zwischen das epische Dahlia von Jesus del Pozo, der eleganten Ausgabe von Meharees, Zitaten aus Feminite du bois und Bois Marocain für Dummies, mit dem Vermerk „größtenteils harmlos“ ins Regal gesteckt und lange Zeit ignoriert.
Und dann knallte die Ignoranz mit floraler Faust an meine Nase. Ganz und gar nicht meinem erwartetem Duftbild entsprechend.
Kein Bummel über einen ausgemalten Souk mit in offenen Körben zum Kauf angebotenen Gewürzen. Kein süß-scharfer Minztee. Nicht mal der kleinste Hauch trockener Saharaluft. Dafür eine richtige Wuchtbrumme betäubener, toxisch-tropischer Blüten. Wuchernd und wachsig, ölig fettglänzend.
Da hatte ich der Reiseleitung wohl nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt und der Tagesausflug führte nicht auf den Djemaa el Fna, sondern ins ‘Tal der Rosen’ . Nur Rosen sind es, so barock, gar brachichal sie manchmal auftreten, nicht. Anwesend, begleitet von einem süßen, entgegen seiner sonstigen Art fast schüchternem Jasmin, nicht mehr als als Fußnote. Neroli, eine an den Rand gekritzelte Notiz.
Ich war festgerochen, spielte Hercule Poirot, ohne dessen famosen Riecher.
Die für Dufterkennung kleinen, grauen Zellen schienen anästhesiert. Lilien sind es nicht, zu wenig pollenscharf. Nelken, entgegen der ersten Assoziation, mehr in ihrer Gewürzform.
Gewürze, ja. Ein feiner Puder, sehr lieblich. Kein rassiges Zimt, kein belebender Pfeferr. Süßer, Kardmom, Anis. Oder doch der Dreiklang von Piement?
Die Parfumoenzyklopädie wurde befragt, unter dem Stichwort Duftnoten las ich: Gewürze. Ganz toll. Und zwischendurch hatte der kleine, belgische Detektiv seinen Auftritt auf meiner mentalen Bühne, ein ein imagineres, widerstand leistendes Haar in seiner brillantine-glänzenden Frisur glättend.
Der Abend schritt fort ohne Erleuchtung. Schlaf,solange ich diesen Duft keiner botanischen Quelle zuordnen konnte, unwahrscheinlich, zudem sich Morocco - für ein von Demeter verlegtes Cologne - als überraschend ausdauernd erwies. Als weitere Quelle wurde die Webseite von Demeter herangezogen und was fand ich da? Gewürze. „Frisch gemahlene marokkanische Gewürze auf einem 1000 Jahre alten Freiluftmarkt.“ Erhellend. Und genau das, was ich ursprünglich erwartet hatte . Kein Wort über die von mir gesuchte florale Komponente. Als weiter Inspiration gaben die noch einen Song von Crosby, Stills & Nash an. Marrakesh Express. Kannte ich jetzt nicht. Mit flinken Fingern den Text gesucht (der Song selber ist übrigens nicht so meins) und was stand da: „I smell the garden in your hair“
Hair! Haar! Haaröl! Stark duftendes Haaröl! Makassar! Ein althergebrachtes Haarkosmetikum traditionell mit Ylang-Ylang parfümiert! Ylang-Ylang! Stellt Euch all die Ausrufezeichen einfach als kleine Glühbirnen vor, die bei mir endlich aufflammten. Die liebe Seele hatte endlich ihre Ruhe und
beschloß am nächsten Morgen den Duft von Ylang-Ylang nochmals am vorhandenen Fläschen ätherischen Öls zu verifizieren. Diese Spur erwies sich als Auflösung des Rätsels. Nun, mein Ausflug nach Morocco verlief zwar nicht so wie ausgemalt, war aber für mich spannend und lehrreich.
Manchmal ist es eben gar nicht so einfach den Düften ohne Komponentenliste-oder Wegbeschreibung- auf den Grund zu gehen. Manchmal erwartet man das Eine und findet etwas vollkommen Unerwartetes. Doch ist dies nicht gerade das Aufregende an olfaktorischen Roadtrips?
Morocco ist ein sehr blumiger, fast florientaler Duft, ein Hauch von feinen Gewürzen schwingt mit.
Ungefähr so stelle ich mir vor, war es in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts in Casablanca beim Babier zu sitzen, von draußen das lärmende Treiben des Marktes zu hören, die fließenen Gewänder des Halaq
verströmen einen zarten Duft nach Kardamom und Piement. Und Hercule zwinkert einem mit makassargetränktem Haar im fleckigen Spiegel verschwörerisch zu.
Marokko ist für mich ein Fernwehsynoym von ähnlicher Qualität wie Janoschs Panama. Der Reiseführer dazu stammt aus der Demeter Libray of Fragance: Morocco aus der Destination Collection -
Der Duft war ein paarmal angetestet, sporadisch als „Einschlafduft“ getragen worden. In der Erinnerung wurde er irgendwo, zwischen das epische Dahlia von Jesus del Pozo, der eleganten Ausgabe von Meharees, Zitaten aus Feminite du bois und Bois Marocain für Dummies, mit dem Vermerk „größtenteils harmlos“ ins Regal gesteckt und lange Zeit ignoriert.
Und dann knallte die Ignoranz mit floraler Faust an meine Nase. Ganz und gar nicht meinem erwartetem Duftbild entsprechend.
Kein Bummel über einen ausgemalten Souk mit in offenen Körben zum Kauf angebotenen Gewürzen. Kein süß-scharfer Minztee. Nicht mal der kleinste Hauch trockener Saharaluft. Dafür eine richtige Wuchtbrumme betäubener, toxisch-tropischer Blüten. Wuchernd und wachsig, ölig fettglänzend.
Da hatte ich der Reiseleitung wohl nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt und der Tagesausflug führte nicht auf den Djemaa el Fna, sondern ins ‘Tal der Rosen’ . Nur Rosen sind es, so barock, gar brachichal sie manchmal auftreten, nicht. Anwesend, begleitet von einem süßen, entgegen seiner sonstigen Art fast schüchternem Jasmin, nicht mehr als als Fußnote. Neroli, eine an den Rand gekritzelte Notiz.
Ich war festgerochen, spielte Hercule Poirot, ohne dessen famosen Riecher.
Die für Dufterkennung kleinen, grauen Zellen schienen anästhesiert. Lilien sind es nicht, zu wenig pollenscharf. Nelken, entgegen der ersten Assoziation, mehr in ihrer Gewürzform.
Gewürze, ja. Ein feiner Puder, sehr lieblich. Kein rassiges Zimt, kein belebender Pfeferr. Süßer, Kardmom, Anis. Oder doch der Dreiklang von Piement?
Die Parfumoenzyklopädie wurde befragt, unter dem Stichwort Duftnoten las ich: Gewürze. Ganz toll. Und zwischendurch hatte der kleine, belgische Detektiv seinen Auftritt auf meiner mentalen Bühne, ein ein imagineres, widerstand leistendes Haar in seiner brillantine-glänzenden Frisur glättend.
Der Abend schritt fort ohne Erleuchtung. Schlaf,solange ich diesen Duft keiner botanischen Quelle zuordnen konnte, unwahrscheinlich, zudem sich Morocco - für ein von Demeter verlegtes Cologne - als überraschend ausdauernd erwies. Als weitere Quelle wurde die Webseite von Demeter herangezogen und was fand ich da? Gewürze. „Frisch gemahlene marokkanische Gewürze auf einem 1000 Jahre alten Freiluftmarkt.“ Erhellend. Und genau das, was ich ursprünglich erwartet hatte . Kein Wort über die von mir gesuchte florale Komponente. Als weiter Inspiration gaben die noch einen Song von Crosby, Stills & Nash an. Marrakesh Express. Kannte ich jetzt nicht. Mit flinken Fingern den Text gesucht (der Song selber ist übrigens nicht so meins) und was stand da: „I smell the garden in your hair“
Hair! Haar! Haaröl! Stark duftendes Haaröl! Makassar! Ein althergebrachtes Haarkosmetikum traditionell mit Ylang-Ylang parfümiert! Ylang-Ylang! Stellt Euch all die Ausrufezeichen einfach als kleine Glühbirnen vor, die bei mir endlich aufflammten. Die liebe Seele hatte endlich ihre Ruhe und
beschloß am nächsten Morgen den Duft von Ylang-Ylang nochmals am vorhandenen Fläschen ätherischen Öls zu verifizieren. Diese Spur erwies sich als Auflösung des Rätsels. Nun, mein Ausflug nach Morocco verlief zwar nicht so wie ausgemalt, war aber für mich spannend und lehrreich.
Manchmal ist es eben gar nicht so einfach den Düften ohne Komponentenliste-oder Wegbeschreibung- auf den Grund zu gehen. Manchmal erwartet man das Eine und findet etwas vollkommen Unerwartetes. Doch ist dies nicht gerade das Aufregende an olfaktorischen Roadtrips?
Morocco ist ein sehr blumiger, fast florientaler Duft, ein Hauch von feinen Gewürzen schwingt mit.
Ungefähr so stelle ich mir vor, war es in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts in Casablanca beim Babier zu sitzen, von draußen das lärmende Treiben des Marktes zu hören, die fließenen Gewänder des Halaq
verströmen einen zarten Duft nach Kardamom und Piement. Und Hercule zwinkert einem mit makassargetränktem Haar im fleckigen Spiegel verschwörerisch zu.
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