Aéroplane

Apicius
20.09.2010 - 16:56 Uhr
19
7.5
Haltbarkeit
9
Duft

Ein krautiges Chypre!

Warum führt die Marke Detaille bisher auf Parfumo so ein Schattendasein? Kaum Kommentare! Zugegeben, die gehören zu den Nischendüften, aber so selten ist Detaille auch nicht. Nur - viel her machen sie nicht. Das ganze Design, der Flakon - und sicher auch die Düfte - wirken altmodisch, aber das muss ja nicht immer schlecht sein. Die Parfums sind jedenfalls in vielen der besser sortierten Parfümerien zu bekommen.

Detaille ist eine traditionelle Marke - gegründet 1905. Das freilich sagt noch nichts über die heutigen Inhaber, siehe Lubin. Doch die Düfte scheinen dem traditionellen Anspruch zu entsprechen.

Ich habe blind in die Lieferung von Ausliebezumduft zugegriffen und irgendeine Probe in die Finger bekommen. Es war Aéroplane. Ohne die Pyramide zu kennen, sprühte ich es auf - Volltreffer!

Aéroplane ist ein traditionell wirkendes Herrenchypre. Es erinnert mich sofort an die besten dieser Gattung, an Sagamore, ein wenig an XPEC Original und vor allem an Chanels Pour Monsieur, dem es am nächsten kommt.

Chanels Pour Monsieur ist ganz hervorragend, aber die zitrische Note im Kopf finde ich übertrieben. Bei Aéroplane ist das deutlich zurückhaltender. Gefällt mir besser.

Doch bei einem Chypre ist die Kopfnote bei weitem nicht das Wichtigste. Oft finden sich florale Noten im Herz. Bei Aéroplane hat man darauf verzichtet. Stattdessen gibt es Kräuter: Basilikum und Minze. Rechtfertigt das schon die Einstufung als Fougère? Wie auch immer, ähnlich wie Sagamore von Lancome vertritt damit auch Aéroplane nicht die reine Lehre.

Hier fehlt jede Opulenz, welche die Blumigkeit der Herznoten den Chypres verleihen kann. Diese floralen Noten in maskulinen Chypres können ja auch als problematisch empfunden werden. Doch die Krautigkeit des Basilikum-Minze-Akkords lässt in Sachen Maskulinität keine Wünsche offen. Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass Weiteres diesen Akkord ergänzt. Die klassischen Fougère-Zutaten - Coumarin und Lavendel - fände ich hier schlüssig. Der Verzicht auf Blumiges und die verhaltene Krautigkeit machen Aéroplane zu einem Allrounder. Der geht sogar im Büro!

Zur Basisnote nur so viel: klassischer Chypre-Akkord. Nach zwei Stunden wird es im Drydown etwas seifig, sodass auf eine Variante von Moschus geschlossen werden kann.

Mir geht das Herz auf, wenn ich einen solchen Duft finde. Ich liebe Chypres, auch wenn ich letztlich nicht weiß, wieso. Doch da gibt es immer diesen leichten Schlag auf den Solarplexus, den ein Duft wie dieser bei mir auslöst. Ich kann die Großartigkeit eines solchen Parfums körperlich spüren. Geht es Euch auch so?

Mit XPEC Original und Sagamore besitze ich bereits zwei hervorragende Chypres. Dennoch wird Aéroplane eventuell den Weg in meine Sammlung finden, noch vor Chanels Pour Monsieur.
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