Leather Oud Dior 2010

Leise knackten dünne Zweige und trockene Blätter, als sich eine Pfote nach der anderen vorsichtig ihren Weg durch das Unterholz bahnte. Ihre Beute hatte sie bereits gewittert, von ihr zu sehen war allerdings noch nichts. So erstarrte die Zibetkatze einen Augenblick in ihrer Bewegung, reckte den Kopf und versuchte augenscheinlich die Richtung zu deuten, aus welcher sie die Witterung vernahm. Die Fährte wieder aufgenommen, schob sie ihren geschmeidigen Körper vorbei an weiß schimmernden Birken und knorrigen Balsam- und Adlerholzbäumen. Die Vertreter der beiden Ersteren verströmten einen intensiven aromatischen und balsamischen Geruch, während die Adlerholzbäume fast schon ein animalisches Aroma verströmten. Von einem der Bäume, genauer gesagt aus dessen Krone, erscholl ein unterschwelliges Brummen und Summen, welches mit jedem Schritt, den die Zibetkatze näher kam, lauter wurde und zu einem wilden Dröhnen anschwoll. Neugierig blieb die graubraun gefleckte Katze unterhalb des Baumes stehen und beobachtete das Spektakel, welches sich ihr rund um den Bienenstock darbot. Die dicken Bienen waren zu weit entfernt und zu sehr damit beschäftigt den gesammelten Blütennektar in ihren Bau zu bringen, als dass sie sich um den neugierigen Beobachter scherten. Selbst von soweit unten war der herrliche Duft des Bienenwachses noch deutlich zu vernehmen und ließ die Katze interessiert schnuppern. Doch schon nach wenigen Augenblicken verlor sie jegliches Interesse und verfolgte wieder ihre eigentliche Spur. Allerdings hatte die kurze Pause, in welcher sie das Schauspiel der Bienen beobachte, die Zibetkatze um ihr Mittag gebracht. Die Fährte war kalt geworden. Die Erkenntnis wurde ihr jedoch erst einige Schritte später bewusst, als sie schon an zahlreichen Gewürznelkenbäumen, Kardamom- und Patchoulisträuchern vorbeigekommen war. Auf einer Lichtung endete dann schließlich die Pirsch, da sich nicht mehr genau sagen ließ in welche Richtung sich die Beute davon gemacht hatte. Enttäuscht zog die Zibetkatze noch ein paar letzte Kreise, bis sie sich noch einmal das Fell an einer Zeder oder an einem Sandelholzbaum schubberte und zum Lebewohl sich mit gehobenem Bein an dem Baum erleichterte.

Fin.