19.08.2016 - 15:39 Uhr
Meggi
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29
pH-Wert-Wettstreit
Der Schärfegrad von Chili-Schoten wird in Scoville-Einheiten gemessen. Wie alle derartigen Skalen bietet die des Herrn Scoville Stoff für absurde Rekordjagden. Oyedo nun scheint Teilnehmer eines analogen Wettkampfs zu sein. Welcher Duft hat den kleinsten pH-Wert, sprich: die sauerste Säure?
Denn Oyedo eröffnet wie ein übersteuerter Zitrus-Fruchtbonbon, der beweisen will, wie sauer er kann. Eine ätherische, beißende Frische weht nebenher, das schafft kein Thymian der Welt; wie Brausepulver pritzelt es in der Nase, ach was, stärker als Brausepulver. In puncto Intensität durchaus mit der Bissigkeit (nicht dem Geruch!) von erhitztem Essig beim Entkalken vergleichbar. Das ist nicht Parfüm. Das ist ein lebensechtes Sauer-sauer-sauer-Was-auch-immer. Geht auch nicht sofort weg, wenn man die Hand von der Nase zieht. Fragmente bleiben kleben und kitzeln und prickeln. Ich muss beinahe niesen!
Eine winzige Spur Grün ist mit dabei, dazu gleich mehr. Darunter schwelt eine bitterwürzige Note. Sie mag im Verein mit dem Nasenbeißen die zuweilen geäußerte Reinigungsmittel-Assoziation verständlich machen, ich allerdings befasse mich lieber mit dem Grün und denke tatsächlich unwillkürlich an Tomatengrün. Warum eigentlich nicht? Tomate löst zumindest bei mir einen Sauer-Schlüsselreiz aus, der dem einer Zitrusfrucht in nichts nachsteht. Ins vermutete pH-Wert-mit-allen-Mitteln-runter-Konzept würde eine tomatig riechende Beigabe aus meiner Sicht mithin bestens passen. Ich habe den Geruch am lebenden Objekt noch einmal nachgeprüft und halte starrsinnig daran fest.
Das Pritzeln hat sich nach einer guten halben Stunde gelegt. Die Bonbon-Note dreht im Laufe der kommenden zwei, drei Stunden allmählich vom Zitronigen ins Orangige ins Mandarinige, wirkt freilich auf ganzer Länge nicht minder bonbonhaft oder - konkret - nimm2-mäßig. Inklusive des spitz-künstlichen Stichs, den nimm2 nun mal hat. Diesbezüglich wissen wohl alle Bescheid.
Zum späten Vormittag hin entsteht etwas, das ich endlich als Parfüm bezeichnen würde. Der mir bislang praktisch gänzlich verborgen gebliebene Thymian darf jetzt richtig mitspielen. Das tut dem Duft gut – und die Mixtur ist fraglos originell. Vielleicht eine neue Geschmacks-Idee für einen Kinder-Hustensaft? Im Fortgang grübele ich außerdem sogar in Richtung Myrrhe. Woran ich nicht denke, ist: Kümmel. Mir bleibt rätselhaft, dass der so oft genannt wird. Die anderen müssen den weggeatmet haben. Ich hingegen mag auch den diffus-holzigen Untergrund, der sich am frühen Nachmittag kaum merklich unter den schwindenden Rest Thymian-Fruchtbonbon schiebt, einfach nicht zu einer Spielart von Kümmel erklären. Verholzter Kümmel – nix da. Der bittere Part ist m. E. jedenfalls nicht zwingend Kümmel. Genug davon.
Im Laufe der achten Stunde schließlich verabschiedet sich Oyedo nämlich letztlich überraschend schnell.
Fazit: Durchgeknallt. Aber lustig. Einen Test ist Oyedo wert.
Ich bedanke mich bei Gerdi für die Probe.
Denn Oyedo eröffnet wie ein übersteuerter Zitrus-Fruchtbonbon, der beweisen will, wie sauer er kann. Eine ätherische, beißende Frische weht nebenher, das schafft kein Thymian der Welt; wie Brausepulver pritzelt es in der Nase, ach was, stärker als Brausepulver. In puncto Intensität durchaus mit der Bissigkeit (nicht dem Geruch!) von erhitztem Essig beim Entkalken vergleichbar. Das ist nicht Parfüm. Das ist ein lebensechtes Sauer-sauer-sauer-Was-auch-immer. Geht auch nicht sofort weg, wenn man die Hand von der Nase zieht. Fragmente bleiben kleben und kitzeln und prickeln. Ich muss beinahe niesen!
Eine winzige Spur Grün ist mit dabei, dazu gleich mehr. Darunter schwelt eine bitterwürzige Note. Sie mag im Verein mit dem Nasenbeißen die zuweilen geäußerte Reinigungsmittel-Assoziation verständlich machen, ich allerdings befasse mich lieber mit dem Grün und denke tatsächlich unwillkürlich an Tomatengrün. Warum eigentlich nicht? Tomate löst zumindest bei mir einen Sauer-Schlüsselreiz aus, der dem einer Zitrusfrucht in nichts nachsteht. Ins vermutete pH-Wert-mit-allen-Mitteln-runter-Konzept würde eine tomatig riechende Beigabe aus meiner Sicht mithin bestens passen. Ich habe den Geruch am lebenden Objekt noch einmal nachgeprüft und halte starrsinnig daran fest.
Das Pritzeln hat sich nach einer guten halben Stunde gelegt. Die Bonbon-Note dreht im Laufe der kommenden zwei, drei Stunden allmählich vom Zitronigen ins Orangige ins Mandarinige, wirkt freilich auf ganzer Länge nicht minder bonbonhaft oder - konkret - nimm2-mäßig. Inklusive des spitz-künstlichen Stichs, den nimm2 nun mal hat. Diesbezüglich wissen wohl alle Bescheid.
Zum späten Vormittag hin entsteht etwas, das ich endlich als Parfüm bezeichnen würde. Der mir bislang praktisch gänzlich verborgen gebliebene Thymian darf jetzt richtig mitspielen. Das tut dem Duft gut – und die Mixtur ist fraglos originell. Vielleicht eine neue Geschmacks-Idee für einen Kinder-Hustensaft? Im Fortgang grübele ich außerdem sogar in Richtung Myrrhe. Woran ich nicht denke, ist: Kümmel. Mir bleibt rätselhaft, dass der so oft genannt wird. Die anderen müssen den weggeatmet haben. Ich hingegen mag auch den diffus-holzigen Untergrund, der sich am frühen Nachmittag kaum merklich unter den schwindenden Rest Thymian-Fruchtbonbon schiebt, einfach nicht zu einer Spielart von Kümmel erklären. Verholzter Kümmel – nix da. Der bittere Part ist m. E. jedenfalls nicht zwingend Kümmel. Genug davon.
Im Laufe der achten Stunde schließlich verabschiedet sich Oyedo nämlich letztlich überraschend schnell.
Fazit: Durchgeknallt. Aber lustig. Einen Test ist Oyedo wert.
Ich bedanke mich bei Gerdi für die Probe.
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