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Top Rezension
Im Hundert-Morgen-Wald
Wie oft bin ich in den letzten Jahren darauf hereingefallen, wenn ein Duft mit Worten wie "die pure Sonnencreme", "frisch mit Delial eingecremt" usw. beschrieben wurde.
Wie oft habe ich hinterher gedacht, mit meiner Nase ist einfach etwas nicht in Ordnung, die anderen riechen viel mehr, was tue ich hier überhaupt usw.
Eigentlich habe ich bisher überhaupt nur einen einzigen Sonnencremeduft für mich gefunden, nämlich 19 Louanges Profanes, in dem zum Glück viele so etwas wie Sonnencreme erkannt haben.
Warum es so wichtig ist, einen Sonnencreme-Duft zu haben, kann ich nicht genau beantworten, doch im Grunde kann es nur darauf hinauslaufen, dass man sich an glückliche Kindertage erinnert fühlt, an die Fürsorge einer liebevollen Mutter, die stets darauf bedacht war, dass man ordentlich eingecremt ist, oder auch einfach an das Urlaubsgefühl, diese Freiheit, die Ferne von der Schule und von jedweden Verpflichtungen, die Pommes nach dem Schwimmen, die nassen Haare, das Platschen der Plastikschuhe auf den steinernen Fliesen des Freibads, das Gefühl, wie weh es tat, wenn man zu schnell gelaufen ist und sich mal ordentlich auf diesen scharfkantigen Dingern dahergelegt hat. In meinem Fall gab es ein Freibad in Südtirol, an das ich mich gerne erinnere, genauer gesagt, in Dorf Tirol. Irgendwann setzte ich mich dort mal in eine Wespe (was mir in München nochmal passierte), da ließ meine Lust auf dieses Freibad etwas nach. Doch meine Liebe zu dem Duft einer schönen Sonnencreme ist geblieben.
Unzweifelhaft bietet She Wood Golden Light Wood dieses fantastische Dufterlebnis in nahezu perfekter Form. Doch anders als 19 Louanges Profanes kann es in meinen Augen sogar noch mehr:
Es ist deutlich leichter, frischer und zarter und dadurch greife ich an warmen Sommermorgenden, die einen heißen Tag versprechen, viel häufiger, viel lieber danach. Wenn sich die anfängliche zitrische Frische nur ganz kurz, aber doch spritzig andeutet und dann sehr zügig den zartesten Orangenblüten Platz macht, dann empfinde ich eine unbändige Freude, weil natürlich hesperidische und Orangenblüten-Düfte wie Sand am Meer verstreut sind und doch nicht alle gleich riechen, ja, im Grunde genommen völlig unklar ist, wie so ein Duft sich entwickeln wird, wenn man nur die Pyramidenbestandteile liest. Dabei kann alles mögliche herauskommen, und oft genug ist es etwas, was ich wirklich nicht brauche. Hier ist es anders:
Dieser Duft macht einfach glücklich. Nach der Kopfnote, die an einen warmen Sommermorgen in einem blühenden Garten erinnert, weshalb ich den Duft so gerne morgens trage, entfaltet sich das schönste Sonnencreme-Herz. Ich kann die Sonnencreme-Marke nicht benennen, doch ich weiß, so roch es im Freibad, und das habe ich geliebt.
So wunderschön die Kopfnote ist und so zügig sie in das Herz übergeht, so lange hält dieses Glück auch an - und das ist erstaunlich für einen beim Auftragen so leicht wirkenden Sommerduft. Morgens um sechs aufgesprüht, kann ich noch nachmittags um drei ohne Probleme an mir die Basisnote wahrnehmen, und das will wirklich etwas heißen, denn an mir selbst nehme ich ohnehin nicht immer alles so ganz genau wahr.
Die Basisnote ist vielleicht sogar das Allerschönste an diesem leider eingestellten Dufttraum: Sie reißt das Ruder noch einmal komplett herum und führt endlich, endlich in den Wald, von dem der Name dieses Duftes spricht, und zwar in einen hellgrünen, warmen, sehr sommerlichen Wald, in einen Wald aus Geschichten, in dem Maikäfer auf der Geige spielten und Mäuse Torten backten und Grillen das Tanzbein schwangen. In einen Wald, in dem die kleinen Bären am Nachmittag nach dem Spielen von ihrer Mutter Milch mit Honig bekamen. Das ist es, was die Basis so besonders macht: diese unverkennbare Honignote, wie sie sehr ähnlich, doch viel intensiver und schwerer auch in Intense begegnet, eine helle, klare Honignote, die mehr den Duft als den Geschmack von Honig zeichnet, vielleicht auch sogar den Duft der Pollen. Eine wunderschöne Wald-Sommer-Honignote, die endgültig das Gefühl von Zuhausesein, Geborgensein vermittelt. Die Holznoten empfinde ich eher als zart, sie verdrängen den Honig nicht, der kristallklar und glänzend im Vordergrund steht, sicher spielt hier der Amber auch eine Rolle. Ob der Heliotrop, die eher marzipanartige Blüte, einen Anteil hat, das kann ich nicht sagen; möglicherweise bewirkt sie die äußerst zarte Süße. Am Ende ist es goldener Honig.
Diese Wendung des Duftes macht ihn für mich so außergewöhnlich. Hier, im Honigtopf im Hundert-Morgen-Wald von Winnie the Pooh liegt der Schlüssel zum Glück.
Wie oft habe ich hinterher gedacht, mit meiner Nase ist einfach etwas nicht in Ordnung, die anderen riechen viel mehr, was tue ich hier überhaupt usw.
Eigentlich habe ich bisher überhaupt nur einen einzigen Sonnencremeduft für mich gefunden, nämlich 19 Louanges Profanes, in dem zum Glück viele so etwas wie Sonnencreme erkannt haben.
Warum es so wichtig ist, einen Sonnencreme-Duft zu haben, kann ich nicht genau beantworten, doch im Grunde kann es nur darauf hinauslaufen, dass man sich an glückliche Kindertage erinnert fühlt, an die Fürsorge einer liebevollen Mutter, die stets darauf bedacht war, dass man ordentlich eingecremt ist, oder auch einfach an das Urlaubsgefühl, diese Freiheit, die Ferne von der Schule und von jedweden Verpflichtungen, die Pommes nach dem Schwimmen, die nassen Haare, das Platschen der Plastikschuhe auf den steinernen Fliesen des Freibads, das Gefühl, wie weh es tat, wenn man zu schnell gelaufen ist und sich mal ordentlich auf diesen scharfkantigen Dingern dahergelegt hat. In meinem Fall gab es ein Freibad in Südtirol, an das ich mich gerne erinnere, genauer gesagt, in Dorf Tirol. Irgendwann setzte ich mich dort mal in eine Wespe (was mir in München nochmal passierte), da ließ meine Lust auf dieses Freibad etwas nach. Doch meine Liebe zu dem Duft einer schönen Sonnencreme ist geblieben.
Unzweifelhaft bietet She Wood Golden Light Wood dieses fantastische Dufterlebnis in nahezu perfekter Form. Doch anders als 19 Louanges Profanes kann es in meinen Augen sogar noch mehr:
Es ist deutlich leichter, frischer und zarter und dadurch greife ich an warmen Sommermorgenden, die einen heißen Tag versprechen, viel häufiger, viel lieber danach. Wenn sich die anfängliche zitrische Frische nur ganz kurz, aber doch spritzig andeutet und dann sehr zügig den zartesten Orangenblüten Platz macht, dann empfinde ich eine unbändige Freude, weil natürlich hesperidische und Orangenblüten-Düfte wie Sand am Meer verstreut sind und doch nicht alle gleich riechen, ja, im Grunde genommen völlig unklar ist, wie so ein Duft sich entwickeln wird, wenn man nur die Pyramidenbestandteile liest. Dabei kann alles mögliche herauskommen, und oft genug ist es etwas, was ich wirklich nicht brauche. Hier ist es anders:
Dieser Duft macht einfach glücklich. Nach der Kopfnote, die an einen warmen Sommermorgen in einem blühenden Garten erinnert, weshalb ich den Duft so gerne morgens trage, entfaltet sich das schönste Sonnencreme-Herz. Ich kann die Sonnencreme-Marke nicht benennen, doch ich weiß, so roch es im Freibad, und das habe ich geliebt.
So wunderschön die Kopfnote ist und so zügig sie in das Herz übergeht, so lange hält dieses Glück auch an - und das ist erstaunlich für einen beim Auftragen so leicht wirkenden Sommerduft. Morgens um sechs aufgesprüht, kann ich noch nachmittags um drei ohne Probleme an mir die Basisnote wahrnehmen, und das will wirklich etwas heißen, denn an mir selbst nehme ich ohnehin nicht immer alles so ganz genau wahr.
Die Basisnote ist vielleicht sogar das Allerschönste an diesem leider eingestellten Dufttraum: Sie reißt das Ruder noch einmal komplett herum und führt endlich, endlich in den Wald, von dem der Name dieses Duftes spricht, und zwar in einen hellgrünen, warmen, sehr sommerlichen Wald, in einen Wald aus Geschichten, in dem Maikäfer auf der Geige spielten und Mäuse Torten backten und Grillen das Tanzbein schwangen. In einen Wald, in dem die kleinen Bären am Nachmittag nach dem Spielen von ihrer Mutter Milch mit Honig bekamen. Das ist es, was die Basis so besonders macht: diese unverkennbare Honignote, wie sie sehr ähnlich, doch viel intensiver und schwerer auch in Intense begegnet, eine helle, klare Honignote, die mehr den Duft als den Geschmack von Honig zeichnet, vielleicht auch sogar den Duft der Pollen. Eine wunderschöne Wald-Sommer-Honignote, die endgültig das Gefühl von Zuhausesein, Geborgensein vermittelt. Die Holznoten empfinde ich eher als zart, sie verdrängen den Honig nicht, der kristallklar und glänzend im Vordergrund steht, sicher spielt hier der Amber auch eine Rolle. Ob der Heliotrop, die eher marzipanartige Blüte, einen Anteil hat, das kann ich nicht sagen; möglicherweise bewirkt sie die äußerst zarte Süße. Am Ende ist es goldener Honig.
Diese Wendung des Duftes macht ihn für mich so außergewöhnlich. Hier, im Honigtopf im Hundert-Morgen-Wald von Winnie the Pooh liegt der Schlüssel zum Glück.
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