Vrabec
25.09.2022 - 08:10 Uhr
14
Sehr hilfreiche Rezension
8
Preis
5
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Kein Tom, aber eine gebrochene Lanze für Georg

Nach fast 1000 getestetn Düften passiert es immer seltener das neue Parfums zu einem echten Erlebnis werden, neue Faszination entfachen und einen sprachlos zurück lassen. Indie- Marken tun das inzwischen am häufigsten, da sie öfter mit noch "nischigeren" Gerüchen spielen als Nischenmarken es schon tun. Hier rieche ich häufig echt Kunst, aber dass das Ergebnis ausgewogen und für mich tragbar ist, erlebe ich seltener.

Bei MGO Duftanker erlebe ich beides, undzwar so gut wie bei jedem Duft dieser Marke, den ich testen durfte.
Umso mehr wundere ich mich, warum die Marke hier nicht so große Aufmerksamkeit erhält, sie hätte mehr verdient.
Der Parfumeur, Hans Georg Staudt, macht höchst eigenständige Düfte, produziert unabhängig in Deutschland, die Qualität ist mit das beste was ich riechen durfte. Und dafür sind die Preise echt in Ordnung, vor allem wenn man mit anderen Indie Labels vergleicht, die ähnlich hochwertige Zutaten benutzen.
Die Flakons sind keine Augenweide, aber erfüllen ihren Zweck. So treiben sie wenigstens nicht den Preis nach oben. Mir gefällt das.
Oud Wood hat mich besonders fasziniert, weshalb ich über ihn schreiben möchte.
Dieses Parfum hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem Namensvetter von Tom Ford, der die Oud Faszination maßgeblich mit losgetreten hat.
Hier passt der Name trotzdem sehr gut, denn dieser Duft ist vor allem holzig, aber schwer holzig, leicht beißend holzig. Staubttrocken in der Grundstimmung, ist es ein Duft der, wie viele MGO's , wahnsinnig arbeitet, sich umschichtet und neue Akzente zu Tage fördert.
Unter dem Holz tauchen Oud- typische Nuancen auf, wobei keine dabei den Duft an sich reißt.
Rauchig- teerige Noten wechseln sich mit tannenharzigen, oder auch golden- stalligen Noten ab. Fäkalisch ist hier nichts, dafür ist er zu trocken. Auch Animalik empfinde ich hier nicht, höchstens das Atmen von warmen Fell, wobei dies sicher nicht der Schwerpunkt des Duftes ist.
Gedanklich wechselt der Duft zwischen der Ahnung einer schmierigen Räucher- Pattina und zwischen Händen zerbröselnden Tabakblättern.

Als Fazit würde ich Oud Wood als höchst ausgewogenen und tragbaren Oud Duft sehen, der zwar kein bisschen in die süße Richtung von Designer- Oud Düften geht, aber trotzdem dem Umfeld gefallen sollte.
Und wie gesagt, trotz der Ausgewogenheit hat Oud Wood eine höchst eigenständige DNA.

MGO hat meine Oud Faszination wieder erweckt, eigentlich hatte ich mich von diesem Thema etwas abgewendet.
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