11.10.2014 - 16:36 Uhr
DasguteLeben
132 Rezensionen
DasguteLeben
6
Jäger des verlorenen Duftes
Zur Geschichte des Hauses Dukes of Pall Mall habe ich in der Rezension von Belgravias Partner-Duft Cotswold ein paar Anmerkungen gemacht. Ich erwarb meine erste Flasche Cotswold Aftershave bei dem englischen online Kosmetikoutlet direct cosmetics, in der guten alten Zeit, als man aus dem UK noch Parfüm ins Ausland versenden durfte. Dort lernte ich über 100er Päckchen von Parfumproben übrigens auch auf die Crown Perfumery kennen. Ich war sofort in Cotswold verliebt und begann umfangreiche Recherchen zu diesem Haus zu unternehmen - dank Internet ließ sich seine Historie ganz gut rekonstruieren. 1982 als Marke eingetragen, 1983 Lancierung der Produkte, schon einige Jahre später Übernahme durch einen neuen Eigner. Es gelang mir sukzessive, Cotswold Cologne der späteren Ära zu erwerben (leider sehr minderwertige Rohstoffe und daher keine Freude) und schließlich auch einige Flakons der original "Cologne Reserve." Verwehrt blieb mir der andere Dukes Duft - das urbane Belgravia. Lediglich eine abgelaufene ebay Auktion für ein After Shave Balm zeugte von seiner Existenz. Irgendwann tauchte bei google books dann auch eine Anzeige auf, in der beide Düfte vorgestellt wurden. Belgravia basiere auf einer 120 Jahre alten Rezeptur und enthalte unter anderem Patchouli, Eichenmoos, Petitgrain und Lavendel. Angesichts der betörenden Qualität von Cotswold wurde das Verlangen nach Belgravia zur Obsession.
Es dauerte eine Weile, doch irgendwann tauchte bei ebay.uk tatsächlich ein Flakon Belgravia auf. Der Vorteil an idiosynkratischen Kaufmanien ist, dass sie nicht kostspielig sein müssen. Niemand anderes interessierte sich groß für Dukes of Pall Mall Produkte, auch wenn man ab und zu in Naßrasurforen Loblieder auf die Marke lesen konnte. Leider stellte sich heraus, daß dieses Belgravia aus der DoPM Spätzeit stammte (der Flakon ist identisch, aber die auf dem Karton gedruckte Adresse ist nicht mehr die Pall Mall) und der Inhalt war, wie im Falle von Cotswold, enttäuschend. Der Markt im Netz vermag viel, aber nicht alles. Mein heiliger Gral gelangte letztlich nur aufgrund menschlicher Liebenswürdigkeit zu mir. Ich hatte auf basenotexd Kontakt mit einem griechischen Parfümfreund, der zur Buchmesse immer nach Deutschland kam. Wir trafen uns in der Stadt auf einen Kaffee um mal persönlich zu plaudern und zu schnuppern und da zauberte er einen Original-Flakon Belgravia aus der Tasche - er hatte es bei Ebay ergattert, aber es sagte ihm im griechischen Klima nicht zu, und da er um meine Faszination mit Dukes wusste, schenkte er mir den Duft. Das war einer meiner schönsten Parfümmomente. Und Vintage Belgravia enttäuschte nicht...
Selbst wenn man die psychologische Komponente rausrechnet, Belgravia ist ein exzellentes, klassisch komponiertes, reichhaltiges Fougère mit orientalischen Aspekten, und somit in der Tat ein Kind der 1980er, nicht der 1880er, Jahre. Es hat zudem eine verblüffende Ähnlichkeit mit Penhaligon's Sartorial - als hätte man Duchaufour's Duft retro-engineered. Die modernen ozonischen Elemente fehlen natürlich und Belgravia ist runder und voller - bessere und unkastrierte Rohstoffe aus der Ära vor der IFRA-Regulierungswut lassen grüßen. Aber beide sind sie orientalisierte Fougères mit einem Körper aus Lavendel, floralen Noten, Patchouli, Gewürzen, Moos,Coumarin und, einem markanten, wunderschönen warmen Herz, dass im Falle von Sartorial um die Bienenwachsnote konstruiert ist, und bei Belgravia mit Opoponax.
Nach heutigen Maßstäben würde man Belgravia nicht als urbanen Duft bezeichnen, sondern fast als romantisch. Es ist allerdings im Vergleich zu vielen Düften seiner Ära durchaus elegant und keine antiquiert wirkende Duftbombe. "Timeless urban sophistication" trifft es ganz gut.
Ich hatte übrigens aufgrund meiner Recherchen Kontakt mit dem aktuellen Lizenhalter der Marke Dukes of Pall Mall und erfuhr so, dass es Pläne für ein Relaunch gab. So kam ich auch in den Genuß eines Probeflakons der Betaversion von Belgravia 2.0. Aus dem Projekt scheint nichts geworden zu sein und tatsächlich befürchte ich, Belgravia ist in seiner alten Schönheit nicht mehr reproduzierbar. Ich hüte den Flakon mit Ehrfurcht und gönne mir nur an besonderen Tagen den Genuss einen großen, vergessenen Parfüms, welches auf so verschlungenen Pfaden seinen Weg zu mir fand.
Es dauerte eine Weile, doch irgendwann tauchte bei ebay.uk tatsächlich ein Flakon Belgravia auf. Der Vorteil an idiosynkratischen Kaufmanien ist, dass sie nicht kostspielig sein müssen. Niemand anderes interessierte sich groß für Dukes of Pall Mall Produkte, auch wenn man ab und zu in Naßrasurforen Loblieder auf die Marke lesen konnte. Leider stellte sich heraus, daß dieses Belgravia aus der DoPM Spätzeit stammte (der Flakon ist identisch, aber die auf dem Karton gedruckte Adresse ist nicht mehr die Pall Mall) und der Inhalt war, wie im Falle von Cotswold, enttäuschend. Der Markt im Netz vermag viel, aber nicht alles. Mein heiliger Gral gelangte letztlich nur aufgrund menschlicher Liebenswürdigkeit zu mir. Ich hatte auf basenotexd Kontakt mit einem griechischen Parfümfreund, der zur Buchmesse immer nach Deutschland kam. Wir trafen uns in der Stadt auf einen Kaffee um mal persönlich zu plaudern und zu schnuppern und da zauberte er einen Original-Flakon Belgravia aus der Tasche - er hatte es bei Ebay ergattert, aber es sagte ihm im griechischen Klima nicht zu, und da er um meine Faszination mit Dukes wusste, schenkte er mir den Duft. Das war einer meiner schönsten Parfümmomente. Und Vintage Belgravia enttäuschte nicht...
Selbst wenn man die psychologische Komponente rausrechnet, Belgravia ist ein exzellentes, klassisch komponiertes, reichhaltiges Fougère mit orientalischen Aspekten, und somit in der Tat ein Kind der 1980er, nicht der 1880er, Jahre. Es hat zudem eine verblüffende Ähnlichkeit mit Penhaligon's Sartorial - als hätte man Duchaufour's Duft retro-engineered. Die modernen ozonischen Elemente fehlen natürlich und Belgravia ist runder und voller - bessere und unkastrierte Rohstoffe aus der Ära vor der IFRA-Regulierungswut lassen grüßen. Aber beide sind sie orientalisierte Fougères mit einem Körper aus Lavendel, floralen Noten, Patchouli, Gewürzen, Moos,Coumarin und, einem markanten, wunderschönen warmen Herz, dass im Falle von Sartorial um die Bienenwachsnote konstruiert ist, und bei Belgravia mit Opoponax.
Nach heutigen Maßstäben würde man Belgravia nicht als urbanen Duft bezeichnen, sondern fast als romantisch. Es ist allerdings im Vergleich zu vielen Düften seiner Ära durchaus elegant und keine antiquiert wirkende Duftbombe. "Timeless urban sophistication" trifft es ganz gut.
Ich hatte übrigens aufgrund meiner Recherchen Kontakt mit dem aktuellen Lizenhalter der Marke Dukes of Pall Mall und erfuhr so, dass es Pläne für ein Relaunch gab. So kam ich auch in den Genuß eines Probeflakons der Betaversion von Belgravia 2.0. Aus dem Projekt scheint nichts geworden zu sein und tatsächlich befürchte ich, Belgravia ist in seiner alten Schönheit nicht mehr reproduzierbar. Ich hüte den Flakon mit Ehrfurcht und gönne mir nur an besonderen Tagen den Genuss einen großen, vergessenen Parfüms, welches auf so verschlungenen Pfaden seinen Weg zu mir fand.
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