Dries Van Noten par Frédéric Malle von Editions de Parfums Frédéric Malle

Dries Van Noten par Frédéric Malle 2013

Zionist
02.05.2014 - 12:31 Uhr
Top Rezension
5Duft 10Haltbarkeit 10Sillage 10Flakon

Portrait einer Inspiration

Das Parfum Dries Van Noten ist mit eigentlich als kleines Dankeschön und Mitgabe, in Form eine fast schon leeren Vorführflasche des dort angebotenen Malle Repertoirs als Anerkennung für meinen leicht ausufernden Einkauf vieler CdG Düfte von einer überaus freudlichen Verkäuferin des Departmentstores im Quartier 206 mitgegeben worden, und insofern erst vor Tagen in meinen Besitz gelangt.

Ohne viel Neugier oder Aufmerksamkeit zu investieren, verwendete ich dann diesen besagten Flakon Tags darauf nach der Morgendusche und ward plötzlich hellwach aufgrund der sich entwickelnden olfaktorischen Überraschung, die mich dann den ganzen weiteren Tag beschäftigen sollte.

Obwohl Frederic Malle, schon einen einflussreichen Großvater hatte, der der Gründer der Dior Parfums war und selbst ein wichtiger Stern des Parfumhimmels ist, war dieser bis dato an mir vorbeigegangen, und von meiner Seite bisher mit Desinteresse abgetan.

Beim ersten Aufsprühen von Dries Van Noten war es dann plötzlich wieder da , dieses mir so wohl vertraute körpernahe und körperbetonte LUMIERE BLANCHE Gefühl – am ehesten vergleichbar und entsprechend mit einem cremig warmen geborgenheitsvermittelnden Körper eines über alles geliebten Menschen, dessen Geruch ich ohne Einschränkung über alles schätze und liebe, welches ich durch Olfactive Studio so gut kennen gelernt habe und welches Gefühl mich seither nie wieder los gelassen hat.

Eben nur in einer anderern Variante in einem völlig andenen Auftritt und Erscheinungsbild , aber mit dem Charakteristikum der gleich starkten Vertrautheit und Geborgenheit, wie wenn man jemanden, den man unglaublich schätzt und emotional nahe steht endlich wieder bei sich hat und fühlt.

Ausgehend von diesem – meinen persönlichen Kontext mit diesen Duft - stellte sich mir natürlich die Frage was waren die Beweggründe des Hrn. Frederic Malle zu Dries van Noten?

Frederic Malle legt was seine Arbeit betrifft großen Wert darauf, dass alles dekorative und ablenkend überflüssige Beiwerk in seinen Duftkreationen beseitigt wird, und hat sich zum Ziel gesetzt, dass seine angestrebten Düfte, fast wie Kleidungsstücke in einer einzigartigen Weise den Körper umgeben sollen, wobei er besondere Obacht darauf legt, dass dieser Effekt, den er mit seinem Parfum erreichen will, nie zu einer Art Etikettierung eines lieblich hübschen Duftes verkommt.

Einzigartig in einigen der Frederic Malle Geschäfte sind auch die dort aufwendigen und höchst utopistisch dekorativ wirkenden betretbaren Duftröhren, die durch ein wohl ausgefeiltes Zuluft- und Absaugsystem, dem interessierten Kunden den gewählten Duft in einem vollen 3 D Spektakel erleben lassen.

Ideee, Hintergrund und Anlass für die Kollektion „ XXX PAR FREDERIC MALLE „ war, dass Hr. Malle sich zum Ziel setzte, Menschen die ihn interessieren und durch die er sich inspiriert fühlt, also Persönlichkeiten, die ihn beeindrucken, deren faszinierende Welt in Duftkreationen umsetzten zu wollen, und ihnen quasi so ein olfaktorisches Gemälde zu schaffen.

Der Erste, dem dies Ehre zu Teil wurde, war der belgische Modedesigner Dries Van Noten, der mit Frederik Mall schon über Jahre gut befreudet ist, und einer vom anderen seit Jahren bezüglich kreativer Potentiale gegenseitig profitiert und inspiriert wird.

Dries Van Noten, der als belgischer Modedesigner mit Arbeitsschwerpunkt in Antwerpen tätig ist, hat selbst in den letzten Jahren einen schwindelerregenden Aufstieg im Modefirmament hingelegt und hat den Status, zu Europas wichtigsten Mode Designern gezählt zu werden, obwohl er sich selbst als Person eigenlich genau als Gegenenentwurf dieser Glamourwelt präsentiert, in der er gerade so erfolgreich ist.

Gerade in einer Zeit in der Luxusmarken immer mehr und schneller durch Aufkauf zum Besitz riesiger Industireikonzerne werden, und eigenen beinharten Geschäftsmodellen unterliegen, versagt er sich diesbezüglich völlig , setzt weder auf eigene wohlplazierte Logos mit hohen Widererkennungswert, lehnt Prominente als Botschafter seiner Markenprodukte ab, noch aktiviert er die fast schon obligatorisch verpflichtenden Werbeeinschaltungen in Hochglanzmagazinen.

Dass er trotzdem weiterhin so erfolgreich ist ,wird dann wohl mit der Qualität seiner Arbeit zu tunhaben.

Fredric Malle und seine „Nase Bruno Jovanovic „ haben Dries Van Noten olfaktorisch gemalen- wobei der Grundstock , also die Kontur dieses Portraits mit Sandelholz und Vanille angegeben werden.

Nach vielmaligen Gebrauch in den letzten Tagen nehme ich vor allem in der Kopfnote diese spritzig intensiven aber flüchtig auftretenden kecken Bergamottauftritte wahr, die sich in Gefolgschaft frischer zitrischer Noten ein immer wieder kurzes, aber rezidivierendes Stell-Dich-Ein geben, und durch Nelke, Muskatnuss und viel Safran würzig harmonich unterbrochen werden, sodass da ein wirklich lebendiger und von Pep strotzender ganz eigener charakteristischer Auftrakt des Parfumverlaufs entsteht.

Nach dem Abebben der kalabrischen Zitronen macht sich eine nicht süsse Vannillenote breit, die im weiteren Verlauf eine breite Allianz mit der Weichheit des natürlichen Sandelholz eingeht, die durch die milche Eigenschaft des Sandal Mysore ergänzt wird. Abgerundet wird dieses Duftkonzept dann mit peruanischen Balsam und Moschusakkorden in einer anmutigen wohntuenden Wärme auf allerhöchsten Niveau, zu dem sich noch gut eingebettet leise warme Patchoulinoten in leicht vibrierender Präsenz hinzugesellen.

In einem fast 16 minütigen Interview zwischen Frederik Malle und Dries van Noten, welches im Internet abgerufen werden kann, werden die beiden Beteiligten dazu gefragt welche Emotion denn dieser Duft für sie selbst ausdrückt – wobei Begriffe wie Schutz, Trost, beziehungsweise Sineslust oder (abgeschächt) Sinnlichkeit benannt werden.

Für mich ist dieser Duft ein sehr schöner und sehr persönlicher Duft und durch seine Weichheit trotzalledem auch ein männlicher Duft, der Vertretern beiderlei Geschlechts viel Freude spenden kann, und an dem ich erst recht viel Wohlgefallen haben werde.

PS: kleine Seitennotiz: alle schwarzen Hartkartonverpakungen der Frederic Malle Parfums haben noch eine Schiebehülle aus harten roten Hochglanzpapier – die für den Dries Van Noten Duft ist aus roten Stoff gefertigt.
14 Antworten
OresteOreste vor 11 Jahren
Dank Deines Kommis ist der jetzt im täglichen Gebrauch und unter den Top Ten!
SvenskSvensk vor 12 Jahren
Diesen Kommentar habe ich mit grossen Interesse gelesen , den Duft kenn ich noch nicht, aber das wird sich ändern, dankend einen Pokal hinterlassend
OresteOreste vor 12 Jahren
Unglaublich informativ danke muß ich unbedingt probieren muß ich heut noch haben freu mich danke und schönes Wochenende wünsch ich dir mit besten Grüßen aus Wien.
PablomoPablomo vor 12 Jahren
Den kenne ich noch nicht, aber er ist schon in der Merkliste eingetragen
BertelBertel vor 12 Jahren
Wunderbar aufmerksamer, persönlich geprägter, respektvoller und runder Kommentar zu einem wunderschönen Duft - ganz herzlichen Dank! Und willkommen im Malle-Universum :-)
IngerInger vor 12 Jahren
Zum Duft kann ich nichts sagen, den kenne ich nicht. Dein Kommentar ist aber sehr sehr schön!
RivegaucheRivegauche vor 12 Jahren
Wunderbare Doktorarbeit, gefällt mir sehr.
ParfumAholicParfumAholic vor 12 Jahren
Mir persönlich gefällt DvN besser als LB, aber das ist ja Geschmacksache. Ein wundervoll fein ge- und verwobener Duft, den Du mehr als treffend und in dem von mir so hoch geschätzten "Zionist-Style" beschrieben hast! Merci bien und Pokal!!
ItayItay vor 12 Jahren
Sehr schöne Story zu einem beeindrucken feinfühligen Duft
PlutoPluto vor 12 Jahren
Chapeau, ich bin beeindruckt!
ErgoproxyErgoproxy vor 12 Jahren
Der Duft gefällt mir zwar, aber nicht so gut, dass ich ihn haben muss. Schöner Kommentar.
Esther19Esther19 vor 12 Jahren
Nach deinem Kommentar kann ich mir einen eigenen wohl sparen! - Zustimmung, jeweils ein sehr feines Werk- Duft wie dein Text.
GaukeleyaGaukeleya vor 12 Jahren
Erst dachte ich, ich würde ihn nicht mögen, aber dann packte er mich ziemlich... Vor allem jenseits der Kopfnote. Guter Kommentar! :-)
LabormausLabormaus vor 12 Jahren
Ein wunderbarer Kommentar für einen wunderbaren Duft!