Sisyphos
24.11.2012 - 07:15 Uhr
15
Top Rezension
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
3
Duft

Fahr doch mal 80!

Man sollte jedem Parfum – wie auch jedem Wein – etwas Positives abgewinnen. Gut, manchmal geht es einfach nicht. Bei Noir Epices fällt es mir persönlich zugegebenermaßen relativ schwer – vor allem zu Beginn. Die Orange wird nämlich kurz und schmerzlos ausgepresst, denn dann kommt er auch schon, der Gewürznelken-Auftakt! Er ist so beißend und stechend, dass ich Schnappatmung bekomme.

Anschließend drängen sich Pfeffer- und Zimtnoten in den Vordergrund. Muskat ist auch noch mit von der Partie. Meine Güte, fahr doch mal 80, denke ich mir. Aber nein, Noir Epices überholt rechts mit etwa 210 und hinterlässt eine gewaltige Patchouli-Holz-Spur. Ich fahre dann mal hier ab und nehme die Landstraße.

Dieses Parfum ist anstrengend, fordernd. Zumindest ist das bei mir der Fall. Es versteht keinen Spaß. Die gesamte Duftentfaltung wirkt auf mich laut und unharmonisch. Dementsprechend fallen Haltbarkeit und Projektion üppig wie ein Sportmotor aus. Natürlich bleibt bei diesem Start die Gewürzseifen-Assoziation nicht aus. Auf mich wirkt das alles überzeichnet.

Dass das Ganze nicht in einen grausamen Auffahrunfall mündet, liegt mal wieder am Zahn der Zeit, der auch an Noir Epices nagt. Wenn sich die massive Gewürzwolke langsam verzieht, wird auch Noir Epices ein wenig ausgeglichener und nimmt den Fuß vom Gas. Das bewirkt, dass das Dufterlebnis zugänglicher und abgerundeter wird, ja, die Abstrahlung des Duftes entfaltet irgendwann sogar etwas vergleichsweise Einnehmendes. Aber bis es so weit ist, ist Noir Epices schon in drei Radarfallen getappt. Tja, der Lappen ist wohl erst mal weg.
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