Mélodie de L'Altaï 2017

Bertel
08.01.2019 - 05:57 Uhr
39
Top Rezension
8.5
Duft

Pelzig-saftige Wildlederwolke

Die Marke Ella K. wurde mir unlängst in der Parfümerie Albrecht in FFM vorgestellt. "Die Dame kommt ursprünglich aus der Industrie", raunte die Verkäuferin wissend. Und siehe da, Sonia Constant als die Nase hinter ihrer neu geründeten Marke war mir zu meiner Schande nicht bekannt, hat aber hauptsächlich bei Givaudan für Häuser wie Narciso Rodriguez, Tom Ford, Van Cleef & Arpels und Burberry gearbeitet und eine Reihe respektabler Düfte wie Tom Fords "Noir pour Femme" und Carners "Cuirs" sowie einige Versionen von "Valentino Donna" geschaffen - hier sind 83 Parfums von ihr gelistet mit einer durchschnittlichen Bewertung von 7.6, das verdient Respekt.

Und jetzt also Ella K., ihre eigene Marke. Obwohl die Düfte üblicherweise als Unisex geführt werden, wird auf der Website das Bild einer selbstbewussten, doch auch künstlerisch-spirituell orientierten Frau entworfen die sich mit den Düften auf ihren Reisen umgibt und ihre Facetten zum Ausdruck bringt. Marketing halt, aber nicht schlecht und gar nicht mal so dick aufgetragen.

"MÉLODIE D'ALTAI" nun wird als "Voluptuous Woody Leather" beschrieben, und von der Anmutung her passt das ganz gut. Auf den ersten Blick ein weicher, raumgreifender, dichter, eher dunkler getönter Duft, bisschen dunkelsüßlich-sinnliche Wolke mit ordentlicher Sillage. Auch wenn ausgerechnet diese Note in der Pyramide oben fehlt, ist der erste Eindruck für mich stark ambriert, wolkig, reichhaltig. Die dem Duft beiliegende Beschreibung spricht von "animalisch", "wild" und "zurück zur Natur", gar "violence of carnal pleasure", aber diese Eindrücke stellen sich bei mir so überhaupt gar nicht ein, ganz im Gegenteil - das Leder ist weichstes exquisites Wildleder, irgendwie dunkelbraun oder tiefviolett, kurz kann man im Auftakt vielleicht eine leichte Note nach kokelndem Gummi im Hintergrund wahrnehmen die sich aber schnell als leicht rauchig-harzige Note einbindet, auch eher wie exquisites Räucherwerk als klebriges Baumharz. Pelz als oben aufgeführte Note scheint mir hier nicht unbedingt vom Geruch her sondern von der fast haptischen Anmutung sehr passend zu sein. Und definitiv Patschuli, von Kopf bis Basis.

Mich ganz persönlich fasziniert aber vor allem ein weiterer Aspekt der mir erst nach wiederholtem Tragen in der Kopfnote aufgefallen ist: eine dichte, fast tief fruchtige Art, die den wolkig-pelzigen Charakter ganz nachdrücklich füllt und abrundet, ich sehe da eine glänzend dunkelbraune Flüssigkeit vor mir, wie aus Trockenfrüchten gewonnen, ein gewisser Touch von schwerem Cognac, insgesamt ein tiefes, rundes, volles Verströmen das für mich den Kern dieses Duftes ausmacht und ihn auf mich sehr anziehend und betörend wirken lässt. Diese Kombination aus tiefer voller reifer Saftigkeit und pelzig-wildledriger Wolkigkeit ist nach meinem Empfinden eine sehr spezielle Qualität die den Duft viele Stunden bestimmt.

Sorry für die etwas blumige und esoterische Wortwahl diesmal, fühle so kann ich mich dem Duft am besten nähern und seine Wahrnehmung beschreiben, hoffe das lässt sich ein wenig vermitteln ;-)
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