10.02.2011 - 06:59 Uhr
Profumo
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Profumo
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18
Vom Chanten und Backen
Zunächst einmal: der Duft riecht gut (das mag banal klingen, ist aber keine Selbstverständlichkeit). Ein holzig-würziger Gourmandduft, der das Gemüt wärmt und mich irgendwie an den Weihnachtskaffee (aromatisiert mit Kardamom etc.) erinnert, den mir meine kleine Schwester zum frohen Fest geschenkt hat.
Apropos ‚froh’: fröhlich – wie im Name verhießen - ist der Auftritt des Duftes ganz und gar nicht. Eher ernst und gemessen, fast weihevoll.
Als habe jemand aus fernen, orientalischen Ländern eine Kiste aus kostbarem Holz, voller getrockneter Früchte, aromatischen Gewürzen und Räucherstäbchen, geschickt, die nun in einer würdigen Zeremonie geöffnet wird. Die Aromen, die auf der langen Reise genügend Zeit hatten sich gründlich zu vermengen, steigen appetitlich aus der Kiste empor und erfüllen den Raum recht bald mit einer warmen, beinahe sakralen Aura.
Reihum nehmen die Anwesenden den Lotussitz ein und beginnen inbrünstig zu ‚chanten’.
Ja, dieser Duft hat etwas religiöses, oder meinetwegen: spirituelles – in all seiner Ernsthaftigkeit, Schwere und Humorlosigkeit.
Und genau hier beginnt mein Problem mit ‚Eau de Fröhliche’ – als überzeugter Atheist sind mir jegliche religiöse Regungen, vor allem wenn sie ein gewisses Maß an (Über)Eifer an den Tag legen, mehr als suspekt. Wer aber seinen Glauben nicht gar so bierernst zu Markte trägt, in der Kirche lachen kann, und auch sonst alle Fünfe gerade sein lässt, der ist mir herzlich willkommen. ‚Eau de Fröhliche’ aber vermittelt mir religiöse Strenge und Unerbittlichkeit – Eigenschaften, die mir zutiefst zuwider sind.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass dieser Duft eine so dichte und feste Konsistenz hat: wie zähfließender Honig liegt er schwer und lastend auf der Haut – keine Frische, keine Leichtigkeit, kein Prickeln. Nein, einer dicht gewebten Robe gleich umschließt er den Körper mit fester, kaum beweglicher Textur.
Ich gestehe, dass ich kein großer Verehrer süßlich, gourmand-artiger Weihrauchdüfte bin, aber es gibt doch einige die ich erträglich finde, manche die ich mag, und sogar einige die ich hin und wieder trage: Chanels ‚Coromandel’ gehört dazu, aber auch Andy Tauers ‚Incense extrême’, Artisans ‚Dzongkha’ oder das wunderbare ‚Lucifer 3’ von Damien Bash. Bei dem einen mag der Gourmand-Aspekt nicht gar so ausgeprägt sein, bei dem anderen wiederum der Weihrauch in einer Weise eingebunden, dass er kaum isoliert werden kann – allen zu Eigen aber ist eine gut ausbalancierte Mehrdimensionalität: über einer üppigen Breite und lastenden Tiefe wölbt sich, einer Kuppel gleich, eine lichte Höhe. Was im Herzen und in der Basis zu übermäßiger Schwere und Trägheit neigt, wird luftig und locker, wie steif geschlagene Sahne eine Mousse au Chocolat aufschäumt, oder heiß aufgeschlagene Eier eine Zabaglione.
‚Eau de Fröhliche’ aber legt sich wie eine dicke Schokoladen-Glasur über den Träger, die, möchte sie einigermaßen elastisch bleiben, mit ordentlich Kokosfett durchzogen sein muss. Und genau so fühle ich mich wenn ich ‚Eau de Fröhliche’ trage, und nicht teste (einen Dank an Don an dieser Stelle für die Probe!): ich fühle mich pappig, irgendwie fettig und mit süßen Harzen verklebt.
Mir ist das unangenehm.
Dabei mag ich den Duft als solchen – wie gesagt: er riecht gut. Wie sollten die angegebenen Inhaltstoffe auch nicht gut riechen: Vanille, Kardamom, Irisbutter, nussiges Tonka, süßer, lieblicher Weihrauch und blumiger Moschus... Hmmm, lecker!, denke ich da augenblicklich. Und würde ein orientalisches Gebäck so duften, mit Genuss verleibte ich es mir ein, selbst wenn es in religiöser Inbrunst und mit viel ‚Gechante’ in einem buddhistischen Tempel gefertigt worden wäre.
Selbst danach riechen möchte ich nicht.
Apropos ‚froh’: fröhlich – wie im Name verhießen - ist der Auftritt des Duftes ganz und gar nicht. Eher ernst und gemessen, fast weihevoll.
Als habe jemand aus fernen, orientalischen Ländern eine Kiste aus kostbarem Holz, voller getrockneter Früchte, aromatischen Gewürzen und Räucherstäbchen, geschickt, die nun in einer würdigen Zeremonie geöffnet wird. Die Aromen, die auf der langen Reise genügend Zeit hatten sich gründlich zu vermengen, steigen appetitlich aus der Kiste empor und erfüllen den Raum recht bald mit einer warmen, beinahe sakralen Aura.
Reihum nehmen die Anwesenden den Lotussitz ein und beginnen inbrünstig zu ‚chanten’.
Ja, dieser Duft hat etwas religiöses, oder meinetwegen: spirituelles – in all seiner Ernsthaftigkeit, Schwere und Humorlosigkeit.
Und genau hier beginnt mein Problem mit ‚Eau de Fröhliche’ – als überzeugter Atheist sind mir jegliche religiöse Regungen, vor allem wenn sie ein gewisses Maß an (Über)Eifer an den Tag legen, mehr als suspekt. Wer aber seinen Glauben nicht gar so bierernst zu Markte trägt, in der Kirche lachen kann, und auch sonst alle Fünfe gerade sein lässt, der ist mir herzlich willkommen. ‚Eau de Fröhliche’ aber vermittelt mir religiöse Strenge und Unerbittlichkeit – Eigenschaften, die mir zutiefst zuwider sind.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass dieser Duft eine so dichte und feste Konsistenz hat: wie zähfließender Honig liegt er schwer und lastend auf der Haut – keine Frische, keine Leichtigkeit, kein Prickeln. Nein, einer dicht gewebten Robe gleich umschließt er den Körper mit fester, kaum beweglicher Textur.
Ich gestehe, dass ich kein großer Verehrer süßlich, gourmand-artiger Weihrauchdüfte bin, aber es gibt doch einige die ich erträglich finde, manche die ich mag, und sogar einige die ich hin und wieder trage: Chanels ‚Coromandel’ gehört dazu, aber auch Andy Tauers ‚Incense extrême’, Artisans ‚Dzongkha’ oder das wunderbare ‚Lucifer 3’ von Damien Bash. Bei dem einen mag der Gourmand-Aspekt nicht gar so ausgeprägt sein, bei dem anderen wiederum der Weihrauch in einer Weise eingebunden, dass er kaum isoliert werden kann – allen zu Eigen aber ist eine gut ausbalancierte Mehrdimensionalität: über einer üppigen Breite und lastenden Tiefe wölbt sich, einer Kuppel gleich, eine lichte Höhe. Was im Herzen und in der Basis zu übermäßiger Schwere und Trägheit neigt, wird luftig und locker, wie steif geschlagene Sahne eine Mousse au Chocolat aufschäumt, oder heiß aufgeschlagene Eier eine Zabaglione.
‚Eau de Fröhliche’ aber legt sich wie eine dicke Schokoladen-Glasur über den Träger, die, möchte sie einigermaßen elastisch bleiben, mit ordentlich Kokosfett durchzogen sein muss. Und genau so fühle ich mich wenn ich ‚Eau de Fröhliche’ trage, und nicht teste (einen Dank an Don an dieser Stelle für die Probe!): ich fühle mich pappig, irgendwie fettig und mit süßen Harzen verklebt.
Mir ist das unangenehm.
Dabei mag ich den Duft als solchen – wie gesagt: er riecht gut. Wie sollten die angegebenen Inhaltstoffe auch nicht gut riechen: Vanille, Kardamom, Irisbutter, nussiges Tonka, süßer, lieblicher Weihrauch und blumiger Moschus... Hmmm, lecker!, denke ich da augenblicklich. Und würde ein orientalisches Gebäck so duften, mit Genuss verleibte ich es mir ein, selbst wenn es in religiöser Inbrunst und mit viel ‚Gechante’ in einem buddhistischen Tempel gefertigt worden wäre.
Selbst danach riechen möchte ich nicht.
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