14.05.2017 - 02:34 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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15
Von etwas Gutem zu viel...
...zu haben, das ist wunderbar, heißt es gemeinhin - und wer würde dem nicht zustimmen wollen? Das Zitat geht auf die Schauspielerin Mae West zurück, eine der ersten und der ikonischsten Femmes Fatales, die Hollywood je hervorgebracht hat und die den Höhepunkt ihrer Karriere in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts hatte. 'Von etwas Gutem zu viel' - das klingt erst mal herrlich. Doch manchmal ist zu viel einfach zu viel.
Nicht wenige der Düfte, die sich hier einer großen Anhängerschaft erfreuen, können als etwas schwierig gelten oder herausfordernd, manche als sperrig. Man muss sich diese Düfte langsam zueigen machen, sie zähmen, sich erobern - und liebt sie danach doch um so mehr als jene, die schon mit einer allzu gefälligen Kopfnote locken wie eine Dirne mit einem Fächer aus Marabufedern. Schwierige Düfte sind häufig erst auf den zweiten Blick schön.
Euphorium Brooklyns Cilice hingegen ist so augenscheinlich, so gewollt und übertrieben herausfordernd und schwierig, dass es anstrengend erscheint. Weil ihm Ironie fehlt und Humor. Weil er viel Weihrauch mit viel Ambra mit viel allem kombiniert. Weil seine Körpernähe ununterbrochene Beschäftigung mit ihm einfordert. Weil alles an ihm so dicht und undurchdringlich scheint, dass er trotz dieser Körpernähe doch fremd und unnahbar bleibt.
Cilice heißt 'Büßerhemd', und ja, es scheint, als lege er die ganze Gewichtigkeit seines theatralischen Namens in jede Minute seines Seins. Nichts ist leicht, ist spielerisch - alles ist kultiviert, ist schwierig, schwer, anstrengend, muss sich erarbeitet werden - mitunter hat er beinahe etwas Strafendes - insofern ist sein Name klug gewählt. Bittere Phasen wechseln sich ab mit beißenden, symbolbeladene mit dramatischen. Manche, nein: viele dieser Phasen sind sehr schön - der wächsernde Moment etwa, in dem ganz plötzlich honigsüße Wärme durchdringt, oder das gebrochen Animalische, das zwischen dem Harz und dem Feuerlodern sachte nach oben treibt - oder die feine Ahnung von Likör. Doch nichts davon wird einfach hergeschenkt, nichts ist freundlich, lieblich oder weich. Laut ist er nicht, nicht einen Augenblick - doch gerade seine Körpernähe und Intimität verleihen ihm etwas mitunter fast Bedrängendes - so wie ein schlechtes Gewissen keinen Schlaf erlaubt. Auch hier wiederum passt sein Name gut. Wäre Cilice nur eine Phase in einem Duft - mit etwas Schalk in der Kopfnote vielleicht oder etwas Versöhnlichkeit am Ende - er wäre großartig. So ist er, als säße man zu lange zu nahe an einem Feuer.
Fazit: ein Duft wie ein Ölbildnis, auf dem Leute auf Scheiterhaufen verbrannt werden. Wie Klytaimnestra mit blutigem Dolch. Zu forciert schwierig und von allem ein bisschen zu viel.
Nicht wenige der Düfte, die sich hier einer großen Anhängerschaft erfreuen, können als etwas schwierig gelten oder herausfordernd, manche als sperrig. Man muss sich diese Düfte langsam zueigen machen, sie zähmen, sich erobern - und liebt sie danach doch um so mehr als jene, die schon mit einer allzu gefälligen Kopfnote locken wie eine Dirne mit einem Fächer aus Marabufedern. Schwierige Düfte sind häufig erst auf den zweiten Blick schön.
Euphorium Brooklyns Cilice hingegen ist so augenscheinlich, so gewollt und übertrieben herausfordernd und schwierig, dass es anstrengend erscheint. Weil ihm Ironie fehlt und Humor. Weil er viel Weihrauch mit viel Ambra mit viel allem kombiniert. Weil seine Körpernähe ununterbrochene Beschäftigung mit ihm einfordert. Weil alles an ihm so dicht und undurchdringlich scheint, dass er trotz dieser Körpernähe doch fremd und unnahbar bleibt.
Cilice heißt 'Büßerhemd', und ja, es scheint, als lege er die ganze Gewichtigkeit seines theatralischen Namens in jede Minute seines Seins. Nichts ist leicht, ist spielerisch - alles ist kultiviert, ist schwierig, schwer, anstrengend, muss sich erarbeitet werden - mitunter hat er beinahe etwas Strafendes - insofern ist sein Name klug gewählt. Bittere Phasen wechseln sich ab mit beißenden, symbolbeladene mit dramatischen. Manche, nein: viele dieser Phasen sind sehr schön - der wächsernde Moment etwa, in dem ganz plötzlich honigsüße Wärme durchdringt, oder das gebrochen Animalische, das zwischen dem Harz und dem Feuerlodern sachte nach oben treibt - oder die feine Ahnung von Likör. Doch nichts davon wird einfach hergeschenkt, nichts ist freundlich, lieblich oder weich. Laut ist er nicht, nicht einen Augenblick - doch gerade seine Körpernähe und Intimität verleihen ihm etwas mitunter fast Bedrängendes - so wie ein schlechtes Gewissen keinen Schlaf erlaubt. Auch hier wiederum passt sein Name gut. Wäre Cilice nur eine Phase in einem Duft - mit etwas Schalk in der Kopfnote vielleicht oder etwas Versöhnlichkeit am Ende - er wäre großartig. So ist er, als säße man zu lange zu nahe an einem Feuer.
Fazit: ein Duft wie ein Ölbildnis, auf dem Leute auf Scheiterhaufen verbrannt werden. Wie Klytaimnestra mit blutigem Dolch. Zu forciert schwierig und von allem ein bisschen zu viel.
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