Iconoclaste

French Affair 2017

NikEy
30.06.2021 - 12:50 Uhr
17
Top Rezension
8
Sillage
9
Haltbarkeit
6
Duft

Der Rhabarber-Moschus-Duft - oder: Ein Parfum im Blindtest

Wer sich längere Zeit mit Parfums und den Hintergründen zur Herstellung beschäftigt wird sicher schon wissen: die Pyramide wie wir sie vor die Nase gesetzt bekommen, ist mit den tatsächlichen Inhaltsstoffen eines Duftes nicht immer deckungsgleich. Nicht nur, dass eine große Anzahl an Duftstoffen überhaupt nicht aufgeführt wird (sonst würde die Pyramide viele auch nur verschrecken), oft sind die angegebenen Noten eher ein Akkord aus verschiedenen Duftstoffen, als einzelne natürliche oder synthetische Duftstoffe.

Betrachtet man die beiden Aspekte, also das man mehr oder weniger riechen kann als in der Pyramide angegeben, machen Blindproben natürlich gleich nochmal mehr Spaß. So auch bei French Affair.

Der Duft startet mit einer süß-sauren Frucht mit deutlich grünen Noten. Die Art der Frucht ist recht schnell ausgemacht und ziemlich eindeutig: RHABARBER! Frisch, säuerlich – nur aufgrund der Süße gingen meine Gedanken kurz Richtung Apfel, aber nein, es bleibt bei Rhabarber.
Schnell rückt heller Moschus ins Herz des Duftes, zu dem sich nach kurzer Zeit ein warm-ambriertes Hintergrundrauschen gesellt. Die Kombination aus beidem sorgt - besonders gegen Ende des Duftverlaufs - für einen dezent süßlich-pudrigen Eindruck, wenngleich der säuerliche Rhabarber immer eine gewisse Frische schenkt. Und der wirklich extrem hochdosierte Moschus (nicht falsch verstehen, hier ist alles weich und nicht piecksig-synthetisch) erinnert mich leider an den typischen Douglasduftmix in der Damenabteilung. Weswegen ich French Affair blind in den Mainstream eingeordnet hätte.

Umso mehr überrascht bin ich über die offizielle Pyramide des Parfums. Rose, Moos, Vetiver … alles Aspekte die ich überhaupt nicht wahrgenommen habe. Gar von Chypre ist hier in Einordnung und Statements die Rede. Ganz und gar nicht, für mich ist der Duft ein unkomplizierter Sommer Erfrischer mit weicher Basis, die mich an viele bekannte Damendüfte erinnert.
Und das Fazit? Blind testen macht Spaß und bringt die ein oder andere Überraschung, mit der man niemals gerechnet hätte. Also lasst euch von befreundeten Parfumofreunden ruhig mal ein paar nummerierte Pröbchen schicken...
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