05.10.2012 - 17:31 Uhr
Fhfhfh
23 Rezensionen
Fhfhfh
Sehr hilfreiche Rezension
19
"Schönheit" – das ist nur die Hure der Werbung auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit
Wo steht denn geschrieben, dass Musik "schön" sein soll? Nirgends. Gibt es irgendeinen Hinweis von Beethoven, dass irgendeine Stelle irgendeiner seiner Sonaten oder Symphonien "schön" gespielt werden soll? Nirgends.
Musik soll stark sein, soll wahrhaftig sein, soll zart sein oder kosend oder kopflos ("scherzando") oder toll, also verrückt. Aber bestimmt nicht "schön".
Mit "Schönheit" tapezieren sie die Verkaufsräume bei Ikea (falls es solche gibt) ((aber die entsprechenden Kataloge gibt es, ich habe sie gesehen)).
Ist irgendwo verfügt, dass Parföng "schön" riechen soll? Ich wüßte nicht. Atemberaubend, ja, überwältigend, gänsehauterregend und augenbrauenrunzelnd, ja. Aber: lieblich, niedlich, reizend oder soft und säuselnd? Ich weiß nicht. Nein, ich glaube nicht.
Oliven. Das sind diese dürren, ölreichen Früchte eines Baumes, der unter widrigen Bedingungen (zu heiß, zu trocken, zuviel UV) Tausende von Jahren alt wird. Wer das von Jungfrauen gepresste Öl (vergine) ((ich weiß, ich weiß)), trinkt, der fühlt den scharfen Streich auf der Zunge, dem zieht sich alles zusammen, aber die Aromen, die sind da.
Ein Oliven-Parföng? Wer will schon nach Oliven-Öl riechen, oder nach Oliven-Holz?
Das ist die falsche Frage. (Denn wer will schon nach Melonen-Eis riechen oder nach Zuckerwatte, nach Tankstellen-Ölwechsel oder nach Fruchtgummi).
Die richtige Frage ist: wer will die vielhundert Aromen, geboren aus Sonne, Licht, Erde, Wind und Nachtschatten riechen? Die von Leben, Drangsal, Wachstum, Lust und Wehe, Dürre, Knappheit, Reichtum und Fülle und Segen zeugen?
"Nach-etwas-riechen" und "Etwas-riechen-wollen" sind schon zwei sehr verschiedene Dinge…
"Life essence" von Fendi, also. Die Aufmachung – wir schreiben das Jahr 1996 – ist karg, ist Öko (Braunpappe, Holzknuppel, Erdbodenbeigefarbigkeit), ist schlicht. (Das gelebte schlechte Gewissen eines Luxushauses?)
Der Duft ist nicht gefällig, aber er ist reich, dauerhaft und einprägsam. Wer von der ersten Sturmböe nicht umgeblasen wurde, er wird ihn nicht missen wollen, den Duftzeugen aus der Antike, der vom Sieg der Fülle über die Kargheit berichtet.
Statt Wohllebe und Komfort, gibt es vielleicht noch etwas. Essence? Existenz? Existenzialismus?
Appelle, schon gar moralische, sind wenig ersprießlich…
Wer eine Nase hat, zu riechen, der rieche…
Der Wind aber,
streicht durch das silbrigblättrige Haar des Baumes,
wie er es seit je getan.
Musik soll stark sein, soll wahrhaftig sein, soll zart sein oder kosend oder kopflos ("scherzando") oder toll, also verrückt. Aber bestimmt nicht "schön".
Mit "Schönheit" tapezieren sie die Verkaufsräume bei Ikea (falls es solche gibt) ((aber die entsprechenden Kataloge gibt es, ich habe sie gesehen)).
Ist irgendwo verfügt, dass Parföng "schön" riechen soll? Ich wüßte nicht. Atemberaubend, ja, überwältigend, gänsehauterregend und augenbrauenrunzelnd, ja. Aber: lieblich, niedlich, reizend oder soft und säuselnd? Ich weiß nicht. Nein, ich glaube nicht.
Oliven. Das sind diese dürren, ölreichen Früchte eines Baumes, der unter widrigen Bedingungen (zu heiß, zu trocken, zuviel UV) Tausende von Jahren alt wird. Wer das von Jungfrauen gepresste Öl (vergine) ((ich weiß, ich weiß)), trinkt, der fühlt den scharfen Streich auf der Zunge, dem zieht sich alles zusammen, aber die Aromen, die sind da.
Ein Oliven-Parföng? Wer will schon nach Oliven-Öl riechen, oder nach Oliven-Holz?
Das ist die falsche Frage. (Denn wer will schon nach Melonen-Eis riechen oder nach Zuckerwatte, nach Tankstellen-Ölwechsel oder nach Fruchtgummi).
Die richtige Frage ist: wer will die vielhundert Aromen, geboren aus Sonne, Licht, Erde, Wind und Nachtschatten riechen? Die von Leben, Drangsal, Wachstum, Lust und Wehe, Dürre, Knappheit, Reichtum und Fülle und Segen zeugen?
"Nach-etwas-riechen" und "Etwas-riechen-wollen" sind schon zwei sehr verschiedene Dinge…
"Life essence" von Fendi, also. Die Aufmachung – wir schreiben das Jahr 1996 – ist karg, ist Öko (Braunpappe, Holzknuppel, Erdbodenbeigefarbigkeit), ist schlicht. (Das gelebte schlechte Gewissen eines Luxushauses?)
Der Duft ist nicht gefällig, aber er ist reich, dauerhaft und einprägsam. Wer von der ersten Sturmböe nicht umgeblasen wurde, er wird ihn nicht missen wollen, den Duftzeugen aus der Antike, der vom Sieg der Fülle über die Kargheit berichtet.
Statt Wohllebe und Komfort, gibt es vielleicht noch etwas. Essence? Existenz? Existenzialismus?
Appelle, schon gar moralische, sind wenig ersprießlich…
Wer eine Nase hat, zu riechen, der rieche…
Der Wind aber,
streicht durch das silbrigblättrige Haar des Baumes,
wie er es seit je getan.