Theorema Uomo 2001 Eau de Toilette

Intersport
16.10.2021 - 10:34 Uhr
7
Top Rezension

Maximale Differenz

… oder so ähnlich hätte der Brief Fendi's an Jacques Cavallier klingen können. Maximale Differenz zu Fendi Uomo aus dem Jahr 1988, dem balsamisch, fast schon zimt-gourmanden spät-80er Erstlingswerk der Firma, ein Italo-Antaeus oder mediterraner Bel Ami, inklusive Anzeigen Kampagne vor römischer Antike in Renaissance Pose, Teils von Lagerfeld fotografiert.

Und die Differenz hätte wohl kaum grösser ausfallen können. Cavallier, seit einiger Zeit nurmehr unter dem Doppelnamen Cavallier-Belletrud erwähnt, war in den 90er Jahren an einer Vielzahl von unterschiedlichsten wie erfolgreichsten Gassenhauern beteiligt. Vielleicht wollte Fendi auch einfach nur ein eau à la Issey. Doch Cavallier's Resultat ist einer der leichtesten, durchsichtigsten und grünsten Organza Stoffe die mir untergekommen sind. Andere Düfte, vor allem aus dem Designer Bereich dieser Zeit wirken wie schwerstes Walkloden dagegen, Comme des Garçons Series 1: Leaves kommt Theorema Uomo nahe, ein paar der Guerlainschen Allegorias auch, später einige der Ellenaschen Hermessencen, doch bleibt das Fendi mehr konventionelles Parfum als reduziert-gekonnte Inszenierung von Inhaltsstoffen. Theorema ist einmal parfümiertes geschnittenes Wiesengras, oder das industriell hergestellte Gegenstück, ohne Plastiknote in einem leicht aquatischen Nebel aus Geranie, Minze, Vetiver, Bergamotte, Muskat und Kardamom. Die Oszillation ist gelungen, das Parfum erscheint künstlich und verwoben genug um nicht nur impressionistische Gärtnereikonstrukte zu halluzinieren; die vermuteten Noten auszumachen ist schwierig, wenn man die Potenzen verzigfachen würde, vielleicht landet man irgendwann in Nähe Geranium pour Monsieur's Minz-Geranien-Moschus Trio. Theorema bleibt synthetisch und ultraleicht. Werner Sobek schreibt "Das Entwerfen im Leichtbau ist die Suche nach dem Leichtestmöglichen … Reduktion auf ein bisher nicht für vorstellbar gehaltenes Minimum …". Theorema Uomo ist dabei nicht einmal minimal, im Sinne dass es sich auf eine Reduktion von ein, zwei, drei Zutaten fokussiert, es erscheint es wie ein breitgefächertes Spray, diffus, temporär, flüchtig, Leichtbau, aber voluminös und doch in abgespeckter 90er Montur. Umrisse einer Fassade hinter Nebelschwaden, irgendwo in der Po Ebene, oder in Mailand's Vorstädten. Melancholisch? Vielleicht war das Fendi zu viel, zu sehr ein Wasser an dem eine ganze Armada grünster Zutaten vorbei segelte und, dank genügend Osmose ein beindruckend flüchtiges Eau entstanden ist.

Theorema Uomo kommt in hellgrüner Flüssigkeit, besser könnte es nicht passen, in einem funktional anmutenden Flakon, reduziert, wenn man an Uomo's akribische Terrazzo Gold Monstranz denkt. Ob der faszinierende Name nun auch was mit Pasolini's gleichnamigen 1968'er Film, Teorema - ohne 'h' - zu tun hat, ist mir bislang noch nicht klar, sonderlich betörend ist Theorema nicht. Die üppigere Damen Version Theorema's aus 1998 oder die Fendi's der 80'er Jahre hatten mit dieser Bourgeoisie vielleicht noch eher was am Hut.
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