01.01.2020 - 16:17 Uhr
Floyd
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Floyd
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16
Natürlich postmodernes Feuerwerk
Alles beginnt mit einer Bildstörung. Palo Santo evozierte wohl fälschlicherweise einen Ort aus Tom Wolfes "Electric Kool-Aid Acid Test", wo die Beatniks aus dem Bus Leuchtglitzer an Bäume schmieren und vergebens auf die Beatles warten, Palo Alto ist das doch. Ich erwarte gigantische Nadelbäume an der pazifischen Steilküste, ätherischen Eukalyptus, der aus den Nadeln am Fuße der Stämme mit zwölf Meter Durchmesser sprotzt. Bilder flackern zwischen heller Hitze und Holz, grauer Nebelwand und Nässe, dunklem Harz und feuchter Erde. Ungereimt ist das noch. Ich bekomme die Bilder meiner Betrachtung nicht in Palo Santos Landschaft, klettere wie Cary Grant zwei Staaten entfernt am Mount Rushmore und stehe meinen Halluzinationen im Weg. Dann lasse ich los. Anything goes in postmodern art, stürzend in den Strom meiner Gedanken.
Ich traumwandle in einem Regen aus Raspeln von Kokos durch einen Wald voll würziger Hölzer, durch deren Wurzeln schwarze Vanille pulsiert, die Rinden umrankt von minzigen Moosen. My wife is in the basement, thinking of a cocktail drink. Geht doch!
Dann entsteigen bittergrün rauchige Wölkchen der Borkenminze, kringeln sich ringeltanzend abwärts der sandelholzigen Rinde, tauchen ein in die scharfe schwarze Lakritze der nassen lehmigen Erde, vulkanisieren wie wilder Kautschuk der Blechlawinenherde. Bald schon verfliegt dann der Reifenabrieb von den Straßen Kansas Citys, geleiten mich die seltsamen Frauen in die Holzhausbetten Missouris. Dort reiben sie liebevoll mir in die Brust die bitter ätherischen Öle und singen mehrstimmige Südstaatengospels einlullend in meine Seele. Wie eine natürlich medizinische Mullbinde mäandern mehrere Stunden die Moose als hauchdünne Hülle auf meiner Haut, löscht mit Coco-Mojito den Räucherkegel im Sandelholzbecher letztendlich die Braut.
Obwohl nur aus zwei Bestandteilen komponiert, dem Palo Santo Räucherholz sowie Amyris, einem eher erdig duftenden Zitrusgewächs, das als "Westindisches Sandelholz" in der Parfümindustrie als günstigerer Ersatzstoff verwendet wird, entfaltet "Palo Santo + Amyris" eine ungeahnte Vielfalt an Aromen und Assoziationen, kreiert Widersprüche und Divergenzen, bewegt sich in einem Spannungsfeld aus ursprünglicher Natur, angewandter Kräuterheilkunde und dem (vielleicht unfreiwilligen) Übertreten der Grenzen zur industriellen Entstellung der Rohstoffe. Ein natürlich postmodernes Feuerwerk sozusagen.
**
For Strange Women aus Kansas City, Missouri, produzieren ihre Parfümöle auf Basis von Bio-Jojoba- und Kokosöl in Kombination mit ätherischen Ölen und Pflanzenextrakten. Die Düfte und Proben kommen in liebevoll gestalteten kleinen Schachteln mit illustrierenden sowie beschreibenden kleinen Karten. Alle Düfte sind handgefertigt, vegan, frei von Synthetik, Alkohol, Parabenen und Phtalaten.
Ich traumwandle in einem Regen aus Raspeln von Kokos durch einen Wald voll würziger Hölzer, durch deren Wurzeln schwarze Vanille pulsiert, die Rinden umrankt von minzigen Moosen. My wife is in the basement, thinking of a cocktail drink. Geht doch!
Dann entsteigen bittergrün rauchige Wölkchen der Borkenminze, kringeln sich ringeltanzend abwärts der sandelholzigen Rinde, tauchen ein in die scharfe schwarze Lakritze der nassen lehmigen Erde, vulkanisieren wie wilder Kautschuk der Blechlawinenherde. Bald schon verfliegt dann der Reifenabrieb von den Straßen Kansas Citys, geleiten mich die seltsamen Frauen in die Holzhausbetten Missouris. Dort reiben sie liebevoll mir in die Brust die bitter ätherischen Öle und singen mehrstimmige Südstaatengospels einlullend in meine Seele. Wie eine natürlich medizinische Mullbinde mäandern mehrere Stunden die Moose als hauchdünne Hülle auf meiner Haut, löscht mit Coco-Mojito den Räucherkegel im Sandelholzbecher letztendlich die Braut.
Obwohl nur aus zwei Bestandteilen komponiert, dem Palo Santo Räucherholz sowie Amyris, einem eher erdig duftenden Zitrusgewächs, das als "Westindisches Sandelholz" in der Parfümindustrie als günstigerer Ersatzstoff verwendet wird, entfaltet "Palo Santo + Amyris" eine ungeahnte Vielfalt an Aromen und Assoziationen, kreiert Widersprüche und Divergenzen, bewegt sich in einem Spannungsfeld aus ursprünglicher Natur, angewandter Kräuterheilkunde und dem (vielleicht unfreiwilligen) Übertreten der Grenzen zur industriellen Entstellung der Rohstoffe. Ein natürlich postmodernes Feuerwerk sozusagen.
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For Strange Women aus Kansas City, Missouri, produzieren ihre Parfümöle auf Basis von Bio-Jojoba- und Kokosöl in Kombination mit ätherischen Ölen und Pflanzenextrakten. Die Düfte und Proben kommen in liebevoll gestalteten kleinen Schachteln mit illustrierenden sowie beschreibenden kleinen Karten. Alle Düfte sind handgefertigt, vegan, frei von Synthetik, Alkohol, Parabenen und Phtalaten.
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