11.04.2021 - 11:17 Uhr
Stanze
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Bankett der Alten
Eigentlich ist Noël noch zu jung für das Bankett der Alten. Keine Ahnung, wie er sich da eingeschlichen hat. Jedenfalls setzte er sich an die Seite der kürzlich verwitweten Marie. Er begrüßte sie mit den Worten: „Bonjour, rate Mal, wie ich heiße. Kleiner Tipp: alle Leute mögen mich.“ Marie schaute verwirrt drein. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass alle Leute, so einen schmierigen Typen mögen. Seine Frisur stammte noch aus den 50er-Jahren, als Pomade hoch im Kurs stand. Na gut, vielleicht auch aus dem frühen Yé-Yé. (Das klingt wie das Pleistozän, meint aber die frühen 60er-Jahre. Anmerkung des total unbeteiligten Schreiberlings) Noël roch auch, als käme er aus dem frühen Yé-Yé, süßlich, schmierig und nach Knoblauch. „Ich heiße Noël!“, fügte Noël lachend hinzu. (Noël ist das französische Wort für Weihnachten.)
Marie fand das nicht so total witzig. Ihr war ohnehin nicht nach Späßen zumute. Sie war zwar erst 79, wurde aber trotzdem schon länger zum Bankett der Alten mitgenommen, da ihr jüngst verstorbener Mann 10 Jahre älter als sie gewesen war.
Noël musste den Busfahrer bestochen haben. Noël arbeitete im Schlachthof. Seine Ex-Frau hatte ihm zur Scheidung ein kleines Haus gekauft. So froh war sie, ihn los zu sein. Noël erledigte auch noch andere Arbeiten, um sein schmales Gehalt aufzubessern. Im Sommer vergiftete er die Krähen und bekam pro Krähe ein Kopfgeld von 2 €. Er tat es aber nicht nur für das Geld, sondern auch zu seinem Vergnügen.
Trotz Maries Einsilbigkeit und ihrer abwehrenden Haltung wich Noël der rüstigen Dame nicht von der Seite. Vielleicht hatte er eine Wette abgeschlossen, dass er sie herumkriegen würde. Ich weiß es nicht, könnte es mir bei ihm aber vorstellen. Als es den Apéritif gab, praktizierte Noël Marie etwas in ihr Glas. Erst wurde Marie ganz lustig und schließlich wurde ihr schwindlig. Noël bot sich an, sie nach Hause zu bringen. Marie konnte kaum sprechen und nickte nur. An den Rest des Abends konnte sie sich später nicht erinnern.
Am Morgen dröhnte Marie der Schädel. Sie stellte entsetzt fest, dass sie ganz nackt in ihrem Bett lag. Immerhin allein. Als sie ihren Arm unter der Bettdecke hervorzog, kam ein Schwall ekligen Geruchs mit. Bah, das Parfum, dass der schmierige Noël getragen hatte. Was war überhaupt passiert. Marie stand auf, untersuchte die Laken und erbleichte. Alles deutete darauf hin, dass sie Sex mit diesem Noël gehabt hatte. Dabei war sie katholisch und selbst in der Ehe war schon jahrelang nicht viel passiert. Der Kerl war zwar viel jünger als sie, aber im klaren Zustand würde sie so einen nicht mit der Kneifzange anfassen. Marie nahm eine Kopfschmerztablette und duschte sich sehr lange. Als sie angezogen war und ihre Brieftasche inspizierte, stellte sie fest, dass er sich Geld genommen hatte. So ein Schwein. Er wusste genau, sie würde ihn nicht anzeigen. Und das tat sie auch tatsächlich nicht.
(Ich musste den Mülleimer, in den ich das Papiertüchlein mit Eau du Séducteur geworfen hatte, zweimal auswaschen, um den Gestank aus dem Zimmer zu bekommen. Es erinnert mich auch stark an Mortal Skin, nur ohne Abgase.)
Marie fand das nicht so total witzig. Ihr war ohnehin nicht nach Späßen zumute. Sie war zwar erst 79, wurde aber trotzdem schon länger zum Bankett der Alten mitgenommen, da ihr jüngst verstorbener Mann 10 Jahre älter als sie gewesen war.
Noël musste den Busfahrer bestochen haben. Noël arbeitete im Schlachthof. Seine Ex-Frau hatte ihm zur Scheidung ein kleines Haus gekauft. So froh war sie, ihn los zu sein. Noël erledigte auch noch andere Arbeiten, um sein schmales Gehalt aufzubessern. Im Sommer vergiftete er die Krähen und bekam pro Krähe ein Kopfgeld von 2 €. Er tat es aber nicht nur für das Geld, sondern auch zu seinem Vergnügen.
Trotz Maries Einsilbigkeit und ihrer abwehrenden Haltung wich Noël der rüstigen Dame nicht von der Seite. Vielleicht hatte er eine Wette abgeschlossen, dass er sie herumkriegen würde. Ich weiß es nicht, könnte es mir bei ihm aber vorstellen. Als es den Apéritif gab, praktizierte Noël Marie etwas in ihr Glas. Erst wurde Marie ganz lustig und schließlich wurde ihr schwindlig. Noël bot sich an, sie nach Hause zu bringen. Marie konnte kaum sprechen und nickte nur. An den Rest des Abends konnte sie sich später nicht erinnern.
Am Morgen dröhnte Marie der Schädel. Sie stellte entsetzt fest, dass sie ganz nackt in ihrem Bett lag. Immerhin allein. Als sie ihren Arm unter der Bettdecke hervorzog, kam ein Schwall ekligen Geruchs mit. Bah, das Parfum, dass der schmierige Noël getragen hatte. Was war überhaupt passiert. Marie stand auf, untersuchte die Laken und erbleichte. Alles deutete darauf hin, dass sie Sex mit diesem Noël gehabt hatte. Dabei war sie katholisch und selbst in der Ehe war schon jahrelang nicht viel passiert. Der Kerl war zwar viel jünger als sie, aber im klaren Zustand würde sie so einen nicht mit der Kneifzange anfassen. Marie nahm eine Kopfschmerztablette und duschte sich sehr lange. Als sie angezogen war und ihre Brieftasche inspizierte, stellte sie fest, dass er sich Geld genommen hatte. So ein Schwein. Er wusste genau, sie würde ihn nicht anzeigen. Und das tat sie auch tatsächlich nicht.
(Ich musste den Mülleimer, in den ich das Papiertüchlein mit Eau du Séducteur geworfen hatte, zweimal auswaschen, um den Gestank aus dem Zimmer zu bekommen. Es erinnert mich auch stark an Mortal Skin, nur ohne Abgase.)
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