Isle of Man 2017

Fresh21
11.03.2021 - 02:39 Uhr
35
Top Rezension
7
Preis
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
6.5
Duft

Ab auf die Insel !

Mmh … bei einer Bewertung von derzeitig 7,7 wird "Isle of Man" wohl kaum bedeuten, dass man auf die Insel verbannt wird, wenn man diesen Frapin trägt. Aber … schau mer mal;)

Der Duft startet mit einer hell-würzigen, leicht süßlichen Note, die mich entfernt an Honig erinnert. Die Zitrik wirkt eher weich und gedämpft denn spritzig, fruchtig, frisch.

Und schon bald beginnt diese honigartige Kopfnote einen Tick blumiger zu werden und etwas hin und her zu changieren, im Wechsel mit einem dumpfen Grünholzton im Hintergrund, der sich im weiteren Verlauf zunehmend durchsetzt. Denn der Duft entwickelt sich lediglich von einer leichten Differenziertheit über eine zunehmende Konzentration hin zu einem dichten Mix nach 2-3 Stunden. Und so verbleibt er dann relativ konstant, bestehend aus:

85-90% warm, weich, torfartig braun-grün + 10-15% honig-blumig-süß, durchwirkt von einer dezenten Würze.

Dieser (Blumen)-Honig kann eigentlich nur die Kombination aus der Blutorange, der Freesie und dem Veilchen sein, doch sie sind als solche nicht herauszuriechen. Vielmehr vermengt sich diese mollige Süße mit einem stumpfen "vergorenen" Holzton, der die Maskulinität des Duftes erzeugt und in dieser Kombination fortan seinen Charakter prägt.

Und in einem letzten Akt gewinnt er nach ca. vier Stunden noch etwas an Süße, die jedoch gleichsam auch etwas Säuerliches hat. Denn nun mischt sich ein (wertiger) Moschus hinzu, der mich an Narciso for Him EDP erinnert und den Duft im weiteren Verlauf noch einmal intensiviert. Ich möchte aber nicht von animalisch sprechen, allenfalls von menscheln:)

Leider aber nimmt nun der Moschus immer mehr Fahrt auf und wird vom Ton her zunehmend strenger. Diese Entwicklung halte ich für überflüssig und wirkt wie eine Duftverlängerung, obwohl dieser Ton durchaus zu der Süß-Säuerlichkeit des Isle of Man passt. Mir würde aber die Hälfte an Moschus genügen, oder so gut wie gar keiner, auch wenn es dann nach gut sechs Stunden vorbei wäre. Denn so ist der Duft nun noch für mindestens zwei weitere Stunden schwitzig-süßlich-moschusmäßig unterwegs, und damit seine Haltbarkeit mit mehr als 8 Stunden recht ordentlich.

Im Grunde ist dieser Duft handwerklich gut gemacht, trifft aber nicht meinen Geschmack. Dies ging auch unserem lieben Sebulon27 so, dem ich diesen Kommi widme - einer der guten Geister im Hintergrund, schon 6,5 Jahre dabei, eher passives Mitglied mit einer Null im Souk. Dennoch war er (als einziger Besitzer eines seltenen Irisdufts) bereit, mir eine Probe abzufüllen, und legte VIER weitere dazu - u.a. diesen Frapin. Man kennt sich nicht, tauscht lediglich ein paar Zeilen aus, und wird doch reich beschenkt von solch lieben Seelen. Besten Dank nochmals an Sebulon27, der mir i.Ü. auf mein Bitten bestätigte "natürlich darfst du mich erwähnen, ich bin Hobbynarzist;)" ... Herrlich, wir teilen den gleichen Humor.

Doch zurück zum Duft:

Auf die Brust gesprüht verhält er sich erwartungsgemäß weniger differenziert und diffundiert nach ca. einer Stunde selbst durch ein Shirt mit einer deutlichen Sillage - als dumpfe Süße mit Honiganleihen auf Basis des leicht würzigen, säuerlich warmen Grünholztons, plus dem Streng-Moschus im späteren Drydown. Und hier erweist sich die Haltbarkeit als nahezu unendlich, wobei die Sillage kaum abnimmt (liegt nach 12h immer noch bei ca. 70%, nach 24h bei 30-40%!) Insofern ist dieser Frapin äußerst ergiebig und man kann und sollte ihn sparsam dosieren, weil er für mein Empfinden ein wenig speziell ist. Mit anderen Worten, 100ml reichen für mehr als ein Jahr und die Isle of Man wird ihrem Namen voll gerecht. Denn ich würde zwar keine Verbannung, doch zumindest eine Empfehlung aussprechen;)

Ab auf die Insel !

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