L'Humaniste 2009

Jifat
06.10.2013 - 09:41 Uhr
7.5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft

Ein freier Duft für einen freien Geist

François Rabelais muss ein erstaunlicher Mensch gewesen sein. Ende des 15. Jahrhunderts in eine Familie von Juristen und Gutsbesitzern im Westen Frankreichs hineingeboren, seine Mutter war eine geborene Frapin, wurde er Priester, Mönch in diversen Orden, Jurist, Arzt, Vater unehelicher Kinder und einer der größten Schriftsteller der Renaissance. Berühmt ist er bis heute für seine deftigen satirischen Romane, aus denen ein freier Geist mit "Esprit" und die mutige Auflehnung gegen mittelalterliche (scholastische) Enge, besonders gegen die Autorität der Kirche, gegen Aberglauben und Dogmatismus sprechen. Rabelais war damit auch ein führender Vertreter des Humanismus seiner Zeit.

Kein Wunder, dass die renommierte Cognac-Dynastie Frapin heute noch stolz auf ihren bedeutenden Ahnen ist. Und weiterhin kein Wunder, dass es nicht nur Cognacs aus diesem Hause gibt, die seinen Namen tragen, sondern – nachdem Frapin inzwischen eine Reihe feiner Parfüms herausgibt – auch einen Duft, der dem großen Humanisten in der Familie gewidmet ist: L'HUMANISTE (Der Humanist).

Das Thema ist also vorgegeben. Doch wie sollte man es umsetzen?
Sidonie Lancesseur, die für die Parfümmanufaktur Robertet in Grasse arbeitet und auch für den leckeren Gourmand 1270 verantwortlich zeichnet, hat eine Antwort gefunden – eine, die mit den Charakteristika des Hauses Frapin korrespondiert: Bodenständigkeit bei höchster Qualität, Selbstbewusstsein kombiniert mit zurückhaltender Noblesse.

L'Humaniste erfrischt mit einem leicht herben, zitrischen Auftakt, der durch Bergamotte, Zitrusschale und eine Reihe von belebenden Gewürzen, Kardamom, Pfeffer, rosa Beeren, Muskat, Lorbeer und Wacholder, bestimmt ist. Die Duftnoten sind so gut miteinander verwoben, dass es kaum möglich ist, einzelne zu "isolieren". Durchaus erkennbar und offensichtlich ein Tribut an die hochprozentigen Spirituosen der Marke ist ein Akkord, der an Gin, den Wacholderschnaps, denken lässt. Die Noten der Pfingstrose, fein grün und rosig, geben dem Duft eine weichere Anmutung, während Facetten von Mandeln und Tabak und eine ganz leichte Pudrigkeit der Tonkabohne zuzuschreiben sind.

Das Gesamtkunstwerk, hell, frisch und klar wie ein Frühlingsmorgen, eignet sich also besonders für die wärmeren Jahreszeiten. Als eine edlere und haltbarere Alternative zu den zahllosen Colognes ist es auf alle Fälle eine Empfehlung, durchaus auch für entsprechende Gelegenheiten rund ums Jahr und ganz ohne Frage als so genannter Businessduft - und zwar für sie und ihn gleichermaßen.

Dann einen kräftigen Sprühstoß zu Ehren des Inspirators, François Rabelais.
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