26.10.2018 - 15:26 Uhr
Meggi
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Meggi
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16
„Den Sözialismus in seinem Lauf…
…hält weder Öchs noch Äsel auf.“ Unvergessen die Karikatur von vor vielen Jahren, in der ein dies dozierender Honecker im Bollerwagen auf den Abgrund zufährt, während das liebe Vieh gelassen (wieder)-käuend per Denkblase dazu anmerkt: „Wir denken gar nicht daran…“.
‚tonychi‘ nun denkt gar nicht daran, sich wie ein „normaler“ Duft zu benehmen. Schon beim Schnuppern am Röhrchen bin ich gewarnt, weil ich an die verkorkste Pilznote von „CB I Hate Perfume“ denken muss. Wahlweise – netter formuliert – das Ambrette-Pilzsüppchen. Aber nichts davon findet sich nach dem Aufsprühen wieder. Stattdessen gibt es staubige Bergamotte, dunkel-adstringierend. Dennoch hat sie eine Portion Frucht und eine Winzigkeit Bonbon-Süße im Gepäck.
In diese entspannte Mixtur stimmen die raueren Zutaten einfach ganz allmählich ein und verblüffen bald mit einem Anflug von Barbershop-Atmosphäre. Eine fast rauchige Nadelhaft-Ätherik beschränkt sich auf die unmittelbare Nähe der Haut, mit etwas Abstand dominiert eine verhaltene Frische aus Angezogene-Handbremse-Zitrusfrucht mit latent limonadiger Anmutung. Ziemlich apart. Und insoweit originell, als die Sache in der Projektion an Dill erinnert, wie mir ebenso interessiert wie ungefragt mitgeteilt wurde.
Im Fortgang entsteht eine ätherisch-staubige Frische mit leicht zitrischem Einschlag, das dürfte das Rosenholz sein. Alles, was ich darüber weiß oder ahne, passt und es scheint nunmehr Rückgrat der Veranstaltung geworden zu sein. Hat von Ferne was von ATA-Scheuerpulver. Die feine Süppchen-Säure von oben war also vermutlich eher nicht aus einem entsprechenden Pilzgericht abgeleitet, sondern deutete bereits das Rosenholz-Linalool an. Eigenartig, ein Pilz-Süppchen mit Scheuerpulver zu verwechseln. Trotzdem: Irgendwas mit Ambrette könnte da drin sein.
Herr Bedel macht es mir nicht leicht. Ich ziehe mich darauf zurück, dass seine mit „Core Notes“ überschriebenen Angaben sozusagen amtlicherseits Spielraum für erweiternde Spekulationen lassen. Na, da tippe ich doch auch direkt noch auf eine sacht säuerlich-weihrauchige Unterlage, ein Gedanke, der mir am zweiten Testtag viel früher plausibel vorkommt.
Am frühen Nachmittag wird ‚Tonychi‘ ein wenig dunkler im Holz, allerdings bleibt es vor allem frisch, geradezu limonadig. Ich finde, das wirkt im Stil erstaunlich ähnlich wie dieses oder jenes ISO-und-Co-gepeppte Ding. Und damit bin ich bei der womöglich bemerkenswertesten Seltsamkeit angelangt: Eine im Verlauf zunehmende Transparenz oder Durchsichtigkeit des Duftbilds darf wohl als ungewöhnlich gelten. Und der vorliegende Kandidat wird nach hinten hin stetig aufgeräumter und reduzierter. Yatagans Verweis auf Ellena hat mithin zweifellos Berechtigung, nur hilft heute der immanente Reichtum natürlicher Zutaten dabei, dass es nicht fad wird.
Fazit: Vielleicht hätten Ochs, Esel oder wer auch immer den einen oder anderen lustvollen Schlenker ein bisschen abdämpfen dürfen. Mir fehlt es – wenngleich ich nahezu in jeder Phase gewissermaßen isoliert recht angetan bin – am Bogen, der sich über die ganze Angelegenheit zieht. ‚Tonychi‘ kommt daher für mich insgesamt nicht über ein ordentliches Gehtso hinaus.
Ich bedanke mich bei Rotkehlchen für die Probe.
‚tonychi‘ nun denkt gar nicht daran, sich wie ein „normaler“ Duft zu benehmen. Schon beim Schnuppern am Röhrchen bin ich gewarnt, weil ich an die verkorkste Pilznote von „CB I Hate Perfume“ denken muss. Wahlweise – netter formuliert – das Ambrette-Pilzsüppchen. Aber nichts davon findet sich nach dem Aufsprühen wieder. Stattdessen gibt es staubige Bergamotte, dunkel-adstringierend. Dennoch hat sie eine Portion Frucht und eine Winzigkeit Bonbon-Süße im Gepäck.
In diese entspannte Mixtur stimmen die raueren Zutaten einfach ganz allmählich ein und verblüffen bald mit einem Anflug von Barbershop-Atmosphäre. Eine fast rauchige Nadelhaft-Ätherik beschränkt sich auf die unmittelbare Nähe der Haut, mit etwas Abstand dominiert eine verhaltene Frische aus Angezogene-Handbremse-Zitrusfrucht mit latent limonadiger Anmutung. Ziemlich apart. Und insoweit originell, als die Sache in der Projektion an Dill erinnert, wie mir ebenso interessiert wie ungefragt mitgeteilt wurde.
Im Fortgang entsteht eine ätherisch-staubige Frische mit leicht zitrischem Einschlag, das dürfte das Rosenholz sein. Alles, was ich darüber weiß oder ahne, passt und es scheint nunmehr Rückgrat der Veranstaltung geworden zu sein. Hat von Ferne was von ATA-Scheuerpulver. Die feine Süppchen-Säure von oben war also vermutlich eher nicht aus einem entsprechenden Pilzgericht abgeleitet, sondern deutete bereits das Rosenholz-Linalool an. Eigenartig, ein Pilz-Süppchen mit Scheuerpulver zu verwechseln. Trotzdem: Irgendwas mit Ambrette könnte da drin sein.
Herr Bedel macht es mir nicht leicht. Ich ziehe mich darauf zurück, dass seine mit „Core Notes“ überschriebenen Angaben sozusagen amtlicherseits Spielraum für erweiternde Spekulationen lassen. Na, da tippe ich doch auch direkt noch auf eine sacht säuerlich-weihrauchige Unterlage, ein Gedanke, der mir am zweiten Testtag viel früher plausibel vorkommt.
Am frühen Nachmittag wird ‚Tonychi‘ ein wenig dunkler im Holz, allerdings bleibt es vor allem frisch, geradezu limonadig. Ich finde, das wirkt im Stil erstaunlich ähnlich wie dieses oder jenes ISO-und-Co-gepeppte Ding. Und damit bin ich bei der womöglich bemerkenswertesten Seltsamkeit angelangt: Eine im Verlauf zunehmende Transparenz oder Durchsichtigkeit des Duftbilds darf wohl als ungewöhnlich gelten. Und der vorliegende Kandidat wird nach hinten hin stetig aufgeräumter und reduzierter. Yatagans Verweis auf Ellena hat mithin zweifellos Berechtigung, nur hilft heute der immanente Reichtum natürlicher Zutaten dabei, dass es nicht fad wird.
Fazit: Vielleicht hätten Ochs, Esel oder wer auch immer den einen oder anderen lustvollen Schlenker ein bisschen abdämpfen dürfen. Mir fehlt es – wenngleich ich nahezu in jeder Phase gewissermaßen isoliert recht angetan bin – am Bogen, der sich über die ganze Angelegenheit zieht. ‚Tonychi‘ kommt daher für mich insgesamt nicht über ein ordentliches Gehtso hinaus.
Ich bedanke mich bei Rotkehlchen für die Probe.
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