Serafina
Hilfreiche Rezension
9
Der verbotene Garten
Schräg unterhalb meines (auch nicht so ganz kleinen) Grundstücks liegt ein riesiger, parkähnlicher Garten mit weit mehr als 4000m2 Fläche.
Er ist nicht dauerhaft bewohnt, aber die Kinder des Besitzers (ein erfolgreicher Pädiater) nutzen den weissen Bungalow und das Schwimmbecken in der warmen Jahreszeit offenbar gerne für Parties. Vor langer Zeit waren die Mutter des Arztes und meine Mutter befreundet und wir durften das Schwimmbecken auch benutzen. Dennoch kam ich mir als junge Frau, Anfang/Mitte der 90er, immer ein wenig wie ein Eindringling (oder auch wie eine kleine, freche Waldelfe) vor, wenn ich mich frühmorgens im Bikini, unter unserem Sommerjasminbusch und dem Wildrosengestrüpp, über den morschen Zaun hinweg, an den riesigen alten Bäumen vorbei, weit hinunter über die Rasenfläche zu dem kleinen, aber gut gepflegten Becken schlich, um ein paar Runden zu drehen. Lange her! Beide alte Damen leben heute nicht mehr...
Und doch...wenn ich spät abends von meinem Schlafzimmerfenster aus die hellen Lichter dort unten sehe und die Musik zu mir hinauf dringt, frage ich mich manchmal, ob ich nicht einfach mal runter gehen soll, in einem hübschen bunten Sommerkleid, mit offenem Haar – die Zäune sind noch immer morsch – und mich dazu mische, unter die Feiernden. Vielleicht würde man mir sogar einen Drink anbieten...aber dann – bei näherer Betrachtung im Licht der hellen Laternen- wohl doch bitten, zeitnah zu gehen, denn ich passe mir Ende 40 einfach nicht mehr so recht zu einer Runde ausgelassener junger Leute. Bisher habe ich mich nicht getraut...doch die Illusion bleibt!
„Brindille“ ist so ein Duft, bei dem ich mir gut eine frühsommerliche, gepflegte Gartenfeier von attraktiven, wohlhabenden, jungen Menschen vorstellen kann: blumig-frisch, ganz leicht cremig, mit dezenter Jasminnote, eher ein wenig distanziert-kühl als süß, keinesfalls aufdringlich.
Den Flakon habe ich mittlerweile im Internet bestellt (da meine Abfüllung offenbar allmählich verdunstet), aber auf eine der erwähnten Feiern der reichen Nachbarn werde ich mich wohl niemals trauen...Und vermutlich wäre es eh die übliche Partygesellschaft: eine bunte Mischung ganz normaler Menschen, schon etwas angeheitert und daher dann eben nicht mehr unbedingt zurückhaltend-distanziert. Hat man oft genug im eigenen Kreis...