02.05.2013 - 15:10 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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18
Jahreswechsel
Silvester. Jahreswechsel. Wir stehen auf dem Balkon oder im Garten, schauen nach oben in den Himmel, auf bunte Lichter, farbige Flammen, aufzüngelnd, das Ende eines Jahres einläutend. Alles verloren, nichts kann festgehalten werden, die Zeit läuft, zerfließt, wir selbst aber bleiben stehen, werden älter, betrachten uns selbst im Spiegel des letzen Tages eines Jahres und sehnen uns nach Gesellschaft in diesen Stunden, damit unser Ich zum Du wird im Gegenüber der vielen anderen, damit wir nicht allein bleiben müssen mit unseren Gedanken zur Zeit, zum Ende, zum Neuanfang.
Auch Düfte mögen uns daran erinnern, dass die Zeit fließt, dass vieles, alles ein Ende hat, dass wir Dinge unwiederbringlich verlieren. Wir alle kennen einen Duft, den wir liebten, der uns begleitet hat und der plötzlich oder unmerklich nicht mehr im Regal stand, einige Zeit später auch nicht mehr in den virtuellen Regalen zu finden war und schließlich nicht einmal mehr im Ausland bestellt werden konnte.
So ähnlich und doch anders erging es mir mit Geo F. Trumpers Silvester. Vor Jahren bestellte ich mir die Reiseflakons der Trumper-Klassiker in der 30 ml-Größe (Wild Fern, Astor, Marlborough, Curzon, Wellington, Silvester). Einige der Düfte habe ich in der Zwischenzeit schon in regulärer Größe nachgekauft und liebe sie. Diese Colgnes (Astor, Marlborough, vielleicht auch Wild Fern) gehören zur inneren Mitte meiner Duftsammlung, sind originell, unverzichtbar, ja gewissermaßen einmalig, nicht einmal ähnlich, auch wegen der berühmten, charakteristischen Flakons, die sie aus der Masse der jährlich anflutenden Neuerscheinungen heraus heben.
Zur Riege dieser Klassiker, die z.T. bereits im 19. Jahrhundert kreiert wurden und damit zu den ältesten Düften überhaupt gehören, kann man auch Silvester zählen und doch wurde der Duft - im Gegensatz zu den anderen genannten - ganz plötzlich und leise eingestellt. Zunächst war mir dies nicht bewusst aufgefallen, dann aber, als ich es bei einer Nachforschung bemerkte, nahm ich meinen alten Silvester-Flakon hervor, testete das Cologne nach längerer Zeit wieder einmal...und erinnerte mich.
Erinnerte mich an einen Urlaub, seinerzeit noch mit unserem Ältesten allein auf Rügen (meine beiden anderen Kinder waren noch nicht geboren), bei dem mich dieser Duft begleiten dufte, erinnerte mich an einen Besuch in Lothar Ruffs Laden englischer Düfte in Berlin (The English Scent), wo ich ihn vor Ort getestet hatte, erinnerte mich an meine aufkeimende Begeisterung für englische Düfte, die mit jenen, o.g. Düften ihren Ausgang nahm und bei der Silvester eine besondere Bedeutung spielte, weil er mir gewissermaßen erschien wie die Synthese all der schönen englischen Colognes, die ich bis heute so liebe.
Leider sieht man dem Duft seinen Alterungsprozess inzwischen allzu deutlich an: Die Flüssigkeit ist nachgedunkelt, ein starker Bodensatz aus bernsteingleichen Körnchen ist zu erkennen und es ist sind nur noch wenige Tropfen in der Flasche verblieben. Ein Rest, der mir allein bleiben wird. Mir ganz allein? Bin ich der einzige, nicht nur der einzige auf dieser Seite, sondern unter allen Parfumbegeisterten, der diesen Duft noch besitzt? Ein schöner, ein verlockender Gedanke, diesen Schatz allein zu besitzen. Und doch verbunden mit melancholischen Gefühlen. Niemals mehr werde ich Silvester verschwenderisch verwenden können, niemals mehr regelmäßig diesen Duft riechen können, will ich ihn nicht in kürzester Zeit opfern.
Der Auftakt ist zitrisch frisch, aber nicht blass, sondern saftig zitronig. Vielleicht ist auch ein wenig Grapefruit in dem Duft enthalten. Denkbar wäre eine Spur von Bergamotte und Lavendel, immer aber dezent im Hintergrund, denn schon nach kurzer Zeit macht sich ein kräftig krautiger Cocktail bemerkbar, der weniger an einen Wald, mehr jedoch an einen englischen Garten denken lässt.
Besonders deutlich aber ist ein koniferiger Ton: Tannennadeln, Kiefernnadeln, Harz, fast ein wenig scharf und doch mild genug, um nicht streng, sondern vielmehr beschwingt zu wirken.
Ein schöner Duft, ein Exot, den der Wechsel des Lebens mit sich genommen hat.
Jahreswechsel.
Auch Düfte mögen uns daran erinnern, dass die Zeit fließt, dass vieles, alles ein Ende hat, dass wir Dinge unwiederbringlich verlieren. Wir alle kennen einen Duft, den wir liebten, der uns begleitet hat und der plötzlich oder unmerklich nicht mehr im Regal stand, einige Zeit später auch nicht mehr in den virtuellen Regalen zu finden war und schließlich nicht einmal mehr im Ausland bestellt werden konnte.
So ähnlich und doch anders erging es mir mit Geo F. Trumpers Silvester. Vor Jahren bestellte ich mir die Reiseflakons der Trumper-Klassiker in der 30 ml-Größe (Wild Fern, Astor, Marlborough, Curzon, Wellington, Silvester). Einige der Düfte habe ich in der Zwischenzeit schon in regulärer Größe nachgekauft und liebe sie. Diese Colgnes (Astor, Marlborough, vielleicht auch Wild Fern) gehören zur inneren Mitte meiner Duftsammlung, sind originell, unverzichtbar, ja gewissermaßen einmalig, nicht einmal ähnlich, auch wegen der berühmten, charakteristischen Flakons, die sie aus der Masse der jährlich anflutenden Neuerscheinungen heraus heben.
Zur Riege dieser Klassiker, die z.T. bereits im 19. Jahrhundert kreiert wurden und damit zu den ältesten Düften überhaupt gehören, kann man auch Silvester zählen und doch wurde der Duft - im Gegensatz zu den anderen genannten - ganz plötzlich und leise eingestellt. Zunächst war mir dies nicht bewusst aufgefallen, dann aber, als ich es bei einer Nachforschung bemerkte, nahm ich meinen alten Silvester-Flakon hervor, testete das Cologne nach längerer Zeit wieder einmal...und erinnerte mich.
Erinnerte mich an einen Urlaub, seinerzeit noch mit unserem Ältesten allein auf Rügen (meine beiden anderen Kinder waren noch nicht geboren), bei dem mich dieser Duft begleiten dufte, erinnerte mich an einen Besuch in Lothar Ruffs Laden englischer Düfte in Berlin (The English Scent), wo ich ihn vor Ort getestet hatte, erinnerte mich an meine aufkeimende Begeisterung für englische Düfte, die mit jenen, o.g. Düften ihren Ausgang nahm und bei der Silvester eine besondere Bedeutung spielte, weil er mir gewissermaßen erschien wie die Synthese all der schönen englischen Colognes, die ich bis heute so liebe.
Leider sieht man dem Duft seinen Alterungsprozess inzwischen allzu deutlich an: Die Flüssigkeit ist nachgedunkelt, ein starker Bodensatz aus bernsteingleichen Körnchen ist zu erkennen und es ist sind nur noch wenige Tropfen in der Flasche verblieben. Ein Rest, der mir allein bleiben wird. Mir ganz allein? Bin ich der einzige, nicht nur der einzige auf dieser Seite, sondern unter allen Parfumbegeisterten, der diesen Duft noch besitzt? Ein schöner, ein verlockender Gedanke, diesen Schatz allein zu besitzen. Und doch verbunden mit melancholischen Gefühlen. Niemals mehr werde ich Silvester verschwenderisch verwenden können, niemals mehr regelmäßig diesen Duft riechen können, will ich ihn nicht in kürzester Zeit opfern.
Der Auftakt ist zitrisch frisch, aber nicht blass, sondern saftig zitronig. Vielleicht ist auch ein wenig Grapefruit in dem Duft enthalten. Denkbar wäre eine Spur von Bergamotte und Lavendel, immer aber dezent im Hintergrund, denn schon nach kurzer Zeit macht sich ein kräftig krautiger Cocktail bemerkbar, der weniger an einen Wald, mehr jedoch an einen englischen Garten denken lässt.
Besonders deutlich aber ist ein koniferiger Ton: Tannennadeln, Kiefernnadeln, Harz, fast ein wenig scharf und doch mild genug, um nicht streng, sondern vielmehr beschwingt zu wirken.
Ein schöner Duft, ein Exot, den der Wechsel des Lebens mit sich genommen hat.
Jahreswechsel.
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