Gianfranco Ferré for Man
Gianfranco Ferré Homme
1986 Eau de Toilette

noirceur
15.05.2014 - 14:41 Uhr
6
Hilfreiche Rezension
2
Duft

Ab in die Nesseln! Oder: Dann eben doch Maus ...

Dies wird keine Lobeshymne, und es soll auch kein Verriss sein. Angesichts der bisherigen Bewertungen wäre das auch irgendwo zwischen leichtsinnig, gewagt und dreist. Viel mehr möchte ich diesen Beitrag als Warnung verstanden wissen für all jene, die sich in einer ähnlichen Situation befinden wie ich es war, als ich mir, auf der Suche nach einem guten, wenig verbreiteten, düster-angehauchten, alltagstauglichen Duft für den Herren, angeregt von den bisherigen Beschreibungen und Bewertungen, ungetestet eine Abfüllung bestellte, und dabei wohl in Hurra-Manier das Old School-Etikett übersehen hatte.

Dank Avelus konnte ich GFH nun ausgiebig testen und er entspricht überhaupt nicht meinen Erwartungen. Da GFH offenbar Klassiker genug ist, um meine kritische Bewertung problemlos wegstecken zu können, möchte ich diese gerne hier (mit)teilen.

Die allerersten Noten, die mich direkt nach dem Aufsprühen erreichen, erinnern mich an Oliven. Aber diese Note bleibt zu kurz, um sie ob der dem Eindruck widersprechenden Duftpyramide kritisch hinterfragen zu können. Danach entwickelt sich sehr schnell eine zitronig-krautige Seifigkeit, die auf mich sehr 80er-altbacken wirkt und mich damit plötzlich wieder extrem jung fühlen lässt.

Langsam gesellen sich dann fernab etwas rauchige und leicht ledrige Hintergrundelemente hinzu. Ferner bilde ich mir ein dezente grüne Akkorde wahrzunehmen. All das könnte sehr verlockend sein, wird auf meinem Arm aber übertüncht von der omnipräsenten, eingangs erwähnten, dominanten zitrisch-krautigen Seifigkeit. Ich kann nicht genau sagen wer dafür wohl verantwortlich ist, verdächtige aber eine Kombination, die von einem offensiven Lavendel in's Feld geführt wird.

Von meiner Freundin bekam ich nur ein forsches "Igitt! Abwaschen!" zu hören - so krass hatte sie bis dahin nie reagiert, und im Wesentlichen hatte sie damit auch lediglich meine bisherige Einschätzung ausgesprochen. Aus Neugierde und Forschungsdrang blieb der Duft natürlich auf dem Arm. Leider aber konnte ich keine weiteren Nuancen mehr ausmachen und irgendwann endete die olfaktorische Talfahrt in einem verblassenden Zitronenkrautseife-Akkord.

Immer dann, wenn ich mich mit der Bewertung eines Dufts schwertue, stelle ich mir folgendes Szenario vor: Jemand bietet mir an, diesen Duft zu schenken. Wenn ich annehme, gehe ich damit den Deal ein, den Duft hin und wieder zu tragen und nur selbst zu nutzen, weder zu tauschen noch zu verkaufen. In dem Moment, wo ich dieses Angebot ablehne, würde ich dem Duft nicht mehr als 50% geben.

Bei GFH habe ich keine Sekunde gezögert: Ich mag ihn nicht. Ich finde ihn unangenehm. Ich will ihn nicht an mir riechen. Mir wird sogar ein wenig schlecht davon.

Nein, GFH sollen andere tragen. Fans hat er ja offenbar zu genüge.
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