02.06.2015 - 13:35 Uhr
Meggi
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29
Der Beinahe-Fingerspitzen-Test
Denn fast wäre es bloß ein solcher geworden.
Meine Frau hatte praktisch Tränen in den Augen, als ich aus einem Probenpäckchen ein kleines Glasröhrchen Pierre de Lune zu Tage förderte - eine Überraschung. Um den Duft schleicht sie nämlich bereits seit geraumer Zeit herum. Jedes Mal wurde er im Alsterhaus am Armani-Tresen aufgesprüht und einzig die Vernunft, einen Duft in dieser Preisklasse besser nicht ohne ausführlichen Alltags-Test zu kaufen, hielt sie von einem Halb-Blind-Kauf ab. Leider gab es davon nie ein Testerchen, angeblich werden überhaupt keine hergestellt. Warum, das weiß der Giorgio.
Und endlich, endlich ein Pröbchen. Liebe Pluto, Du hast meiner Frau eine Riesen-Freude gemacht! Und - weil (ehe)man(n) die Zufriedenheit der Frau bekanntlich gar nicht hoch genug einschätzen kann: Mir ebenso!
Völlig ausgeschlossen indes, dass ich auch nur einen Nano-Liter für einen Test würde bekommen können. Ich hatte mich daher schon damit abgefunden, entweder auf den schmerzhaften Kauf eines Gut-200-Euronen-Bembels warten zu müssen oder meine Meinung irgendwann anhand der winzigen Menge zu bilden, die beim Aufknibbeln des Röhrchens (für derlei bin ich zuständig) unvermeidlicher- aber keineswegs gegönnterweise an den Fingerspitzen kleben bleibt. Schlechte Voraussetzung für eine seriöse Besprechung.
Zum Glück konnten wir inzwischen noch eine eeeeetwas größere Menge in einem Sprüh-Fläschchen beschaffen und da durfte(!) ich dann mal einen doppelten Dreiviertel-Sprühstoß abzweigen.
Bereits von Beginn an ist überraschenderweise tatsächlich Amber im Untergrund sachte zu spüren, freilich nur dicht an der Haut. Grün ist es ansonsten zum Auftakt, das passt und die Ansage Veilchen geht gleichfalls in Ordnung. Allerdings haben wir es insbesondere mit Johannisbeere zu tun, und zwar ohne Frucht. Der Duft dreht sich zu mindestens 95 Prozent um die Cassis-Blüte, sprich: Die der Schwarzen Johannisbeere. Außerdem, wenn man mich fragt, zudem um deren ganzes anderes Grünzeug drumherum. Gartenfreunde wissen, dass jener Strauch ein ziemlicher Stinker ist. Und ich behaupte, das ist zur Verstärkung hier sogar mit Narzisse oder Hyazinthe aufgepimpt. Insofern nimmt Pierre de Lune mit seinem offensiven Auftritt unter den üblicherweise vornehmeren Armani-Privé-Düften eine Sonderstellung ein – neben Myrrhe Imperiale mit der intensiven, namensstiftenden Note. Der Pierre ist eine klare Ansage an die Umgebung. An manchen Tagen sagt selbst meine Frau „Teppichschaum“ dazu. Mir fällt noch „Vorwasch-Spray“ ein. Direkt auf der Haut zuweilen geradezu unerträglich. Und in der Projektion ein Kracher, der vermutlich das Rote Meer teilen könnte, zweifellos aber die Menschenmenge am verkaufs-offenen Sonntag in der Hamburger Innenstadt. Meine Frau benutzt ihn obendrein als Kampf-Duft für Besprechungen mit der Chefin.
Das war es im Wesentlichen, Haltbarkeit gute zwölf Stunden. Und trotz der unleugbaren Eindimensionalität hat der was. Ich kann meine Frau gut verstehen. Ungeachtet der ähnlichen thematischen Fokussierung mochte sie den L'Ombre dans L'Eau von Diptyque übrigens nicht und mir kam der ebenfalls vor wie ein Gartenarbeit-an-der-Johannisbeere-Dokumentations-Duft. Pierre de Lune hat mehr von einem Parfüm. Gewiss leistet das Beiwerk beim Pierre de Lune (etwa Stichwort Amber; s. o., gleichermaßen Iris) im Hintergrund einige Arbeit für diesen Eindruck, auch wenn die Kollegen eher Bühnenarbeitern als Nebendarstellern ähneln.
Fazit: Ein Parfüm für richtige Frauen, nix für Mädchen. Über kurz oder lang wird es bei uns einziehen.
Meine Frau hatte praktisch Tränen in den Augen, als ich aus einem Probenpäckchen ein kleines Glasröhrchen Pierre de Lune zu Tage förderte - eine Überraschung. Um den Duft schleicht sie nämlich bereits seit geraumer Zeit herum. Jedes Mal wurde er im Alsterhaus am Armani-Tresen aufgesprüht und einzig die Vernunft, einen Duft in dieser Preisklasse besser nicht ohne ausführlichen Alltags-Test zu kaufen, hielt sie von einem Halb-Blind-Kauf ab. Leider gab es davon nie ein Testerchen, angeblich werden überhaupt keine hergestellt. Warum, das weiß der Giorgio.
Und endlich, endlich ein Pröbchen. Liebe Pluto, Du hast meiner Frau eine Riesen-Freude gemacht! Und - weil (ehe)man(n) die Zufriedenheit der Frau bekanntlich gar nicht hoch genug einschätzen kann: Mir ebenso!
Völlig ausgeschlossen indes, dass ich auch nur einen Nano-Liter für einen Test würde bekommen können. Ich hatte mich daher schon damit abgefunden, entweder auf den schmerzhaften Kauf eines Gut-200-Euronen-Bembels warten zu müssen oder meine Meinung irgendwann anhand der winzigen Menge zu bilden, die beim Aufknibbeln des Röhrchens (für derlei bin ich zuständig) unvermeidlicher- aber keineswegs gegönnterweise an den Fingerspitzen kleben bleibt. Schlechte Voraussetzung für eine seriöse Besprechung.
Zum Glück konnten wir inzwischen noch eine eeeeetwas größere Menge in einem Sprüh-Fläschchen beschaffen und da durfte(!) ich dann mal einen doppelten Dreiviertel-Sprühstoß abzweigen.
Bereits von Beginn an ist überraschenderweise tatsächlich Amber im Untergrund sachte zu spüren, freilich nur dicht an der Haut. Grün ist es ansonsten zum Auftakt, das passt und die Ansage Veilchen geht gleichfalls in Ordnung. Allerdings haben wir es insbesondere mit Johannisbeere zu tun, und zwar ohne Frucht. Der Duft dreht sich zu mindestens 95 Prozent um die Cassis-Blüte, sprich: Die der Schwarzen Johannisbeere. Außerdem, wenn man mich fragt, zudem um deren ganzes anderes Grünzeug drumherum. Gartenfreunde wissen, dass jener Strauch ein ziemlicher Stinker ist. Und ich behaupte, das ist zur Verstärkung hier sogar mit Narzisse oder Hyazinthe aufgepimpt. Insofern nimmt Pierre de Lune mit seinem offensiven Auftritt unter den üblicherweise vornehmeren Armani-Privé-Düften eine Sonderstellung ein – neben Myrrhe Imperiale mit der intensiven, namensstiftenden Note. Der Pierre ist eine klare Ansage an die Umgebung. An manchen Tagen sagt selbst meine Frau „Teppichschaum“ dazu. Mir fällt noch „Vorwasch-Spray“ ein. Direkt auf der Haut zuweilen geradezu unerträglich. Und in der Projektion ein Kracher, der vermutlich das Rote Meer teilen könnte, zweifellos aber die Menschenmenge am verkaufs-offenen Sonntag in der Hamburger Innenstadt. Meine Frau benutzt ihn obendrein als Kampf-Duft für Besprechungen mit der Chefin.
Das war es im Wesentlichen, Haltbarkeit gute zwölf Stunden. Und trotz der unleugbaren Eindimensionalität hat der was. Ich kann meine Frau gut verstehen. Ungeachtet der ähnlichen thematischen Fokussierung mochte sie den L'Ombre dans L'Eau von Diptyque übrigens nicht und mir kam der ebenfalls vor wie ein Gartenarbeit-an-der-Johannisbeere-Dokumentations-Duft. Pierre de Lune hat mehr von einem Parfüm. Gewiss leistet das Beiwerk beim Pierre de Lune (etwa Stichwort Amber; s. o., gleichermaßen Iris) im Hintergrund einige Arbeit für diesen Eindruck, auch wenn die Kollegen eher Bühnenarbeitern als Nebendarstellern ähneln.
Fazit: Ein Parfüm für richtige Frauen, nix für Mädchen. Über kurz oder lang wird es bei uns einziehen.
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