Armani Privé - A Milano 2021

Cafenoir
27.01.2022 - 12:27 Uhr
22
Top Rezension
7
Haltbarkeit
7.5
Duft

Harmonie (-bedürfnis)

Die Grenzen zwischen Bedürfnis und Sucht scheinen bei mir manchmal zu verschwimmen, wo ist es noch Bedürfnis, wo schon Sucht? Auch Parfumo ist so ein Beispiel für mich, wenn ich hier reinschaue, geht es da um mein Bedürfnis mich zu informieren und auszutauschen, oder ist es schon Sucht? Das frage ich mich gelegentlich, und zwischendrin gehe ich auch mal auf Entzug, das soll aber hier jetzt nicht das Thema sein, sondern dient nur der Einleitung.

Zuerst wollte ich diese Rezension mit dem Wort Harmonie (-sucht) betiteln, das schien mir jedoch dann zu stark
“Wer harmoniesüchtig ist, fürchtet durch die Auseinandersetzungen aus einer Gruppe ausgeschlossen zu werden”
lautet einer der ersten Sätze, die die Suchmaschine ausgibt.

Nun, so arg ist mein Harmoniestreben dann doch nicht, denn diese Art Sucht würde meine Rezension verhindern. Außerdem lebt meiner Meinung nach dieses Forum (unter anderem) von der Vielfalt der Vorlieben und Wahrnehmungen und davon, diese auch kund zu tun. Doch stelle ich fest, etwas in mir zögert, einen Duft, der hier bisher in sämtlichen Statements und Kommentaren die höchste Bewertung erhielt, der seitens von mir geschätzten und mir sympathischen Parfuma/os so wunderbar beschrieben und - sofern das überhaupt möglich ist - fast noch wunderbarer empfunden wird, “nur” als gut zu befinden. Ja, das ist wohl das Harmoniebedürfnis …..

Harmonie = Übereinstimmung, Ausgewogenheit, Einklang, Ebenmaß. Schon der Begriff vermittelt Wohlbefinden, und ich wollte ihn auch deshalb im Titel verwenden, weil er gut zu A Milano passt.

Der Duft ist harmonisch, ausgewogen abgestimmt, nichts sticht hervor. Zitrusnoten, Lavendel, Iriswurzel, Moschus, ja, man bekommt hier, was drin steht. Zu dem was darauf steht finde ich keinen Bezug, die Inspiration für die Namensgebung ist mir leider unbekannt und ich konnte dazu auch nichts im Netz finden. Nach Mailand riecht der Duft für mich nicht, was ich aber nicht als Nachteil empfinde. Wenn ich einen Ort nennen müsste, wäre es ein Wellnesscenter, vielleicht ja das eines Mailänder Luxushotels. Farbe und Transparenz des Flakons erinnern mich an schillernden Aquamarin, und wenn ich den Flakon nur für sich betrachte, stelle mir einen frisch-transparenten Duft vor, wobei das Attribut frisch noch teilweise passt, transparent ist er für meine Nase jedoch ganz und gar nicht. Im übrigen finde ich den Flakons von den Fotos her wunderschön, bewertet habe ich ihn nur deshalb nicht, weil ich ihn nicht wirklich gesehen und in den Händen gehalten habe.

An mir riecht die Komposition insgesamt, über den ganzen Verlauf, absolut unsüß, fast ein bisschen rauchig-herb, jedenfalls gemessen an meiner Erwartung und der bisherigen Einordnung. Die Zitrusnoten, die hier wohl zu der Kategorisierung “zitrisch- frisch” führen, sind nur eine Komponente von A Milano, Lavendel und Iriswurzel tragen ihren Teil für meine Nase so deutlich bei, dass ich aromatisch ( + frisch + pudrig + herb) passend finde. Außerdem finde ich den Duft irgendwie kompakt, dichter als ich erwartet hatte, und auch pudriger. Für Euch als LeserInnen ist es vielleicht wenig hilfreich, wenn meine Duftbeschreibung sich immer wieder an meine Erwartung anlehnt, doch mir fällt es schwer, mich davon zu lösen. Irgendwie hatte die ganze Aufmachung in mir die Vorstellung von etwas Fluidem, von Zartheit, Frische und Leichtigkeit geweckt. Das ist auch da, doch eben nur zum Teil, gleichzeitig ist da Erde und Dichte, und vielleicht gerade deshalb für mich schwer zu beschreiben, weil die in Harmonie zusammengefügte Summe seiner Teile eben etwas Eigenes ergibt.

Auch wenn es ein schöner Duft ist, mich hat A Milano nicht für sich eingenommen, insofern stört mich auch nicht, dass seine Haltbarkeit nur im Mittelfeld liegt. Beim nächsten Mailand-Besuch werde ich vielleicht noch mal genauer hinschnuppern. Stand heute ziehe ich einen Kurztrip in die Stadt dem Duft vor……..
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