27.07.2011 - 08:26 Uhr
Profumo
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Profumo
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26
Ein Muss für jeden Chypre-Liebhaber!
Gepriesen sei Givenchy, diesen Duft wiedereingeführt zu haben!
Ein gutes Stück leichter ist er nun und nicht mehr ganz so voluminös, etwas trockener auch, aber sei´s drum: einer der schönsten Chypre-Düfte ist wieder da – das ist doch mal was!
Überhaupt ist es erstaunlich, dass in Zeiten striktester Eichenmoos-Limitierung plötzlich ein Duft wieder auftaucht, der dieses im Übermaß zu beinhalten scheint – wohlgemerkt: scheint, denn er kann es gar nicht haben, da für ihn dieselben Vorschriften gelten wie für ‚Mitsouko’ und ‚Diorella’ (vermutlich helfen synthetische Ersatzstoffe wie Evernyl/Veramoss und Orcinyl 3 aus). Und dennoch, wer nicht sicher ist, was Chypre bedeutet, wie es zu riechen vermag, der schnuppere unbedingt an diesem Duft!
Meines Erachtens gibt es kaum einen besseren dieses Genres, von den genannten ‚Mitsouko’ und ‚Diorella’, sowie von Chanels ‚Pour Monsieur’ einmal abgesehen – aber in ‚Givenchy III’ kulminiert alle Schönheit, aller Reichtum und alle Raffinesse dieser wohl anspruchsvollsten Duftgattung. In seiner Vielschichtigkeit weist der Duft Elemente der floralen, wie der grünen, als auch der fruchtigen Chypre-Untergruppe auf, allerdings in perfekter Balance zueinander, sodass es schwer fällt, diesen Duft der einen oder anderen Kategorie zuzuordnen. In seiner Kombination von blumigen und fruchtigen Nuancen steht es in direkter Verwandtschaft zu Yves Saint-Laurents ‚Y’, und bereitet zugleich mit einer deutlichen Galbanum-Note das Entstehen von Estée Lauders ‚Aliage’ vor. Doch im Gegensatz zum heiter-beschwingten ‚Y’ sowie zum frisch-sportiven ‚Aliage’, ist ‚Givenchy III’ gedeckter, nicht gar so temperamentvoll, ja beinahe melancholisch.
Beim Stichwort ‚melancholisch’ fällt mir ein weiterer Duft ein: Einer, der dieses Verschattet-Sein, diese Schwermut ebenso auszudrücken vermag und dabei gleichfalls eine unglaubliches Kaleidoskop an Nuancen entblättert: Guerlains ‚Vol de Nuit’ – ein eher orientalisches Chypre zwar (für manche ein waschechter Orientale), aber auch hier deutet eine erkennbare Galbanum-Note auf eine kommende Großtat - Germaine Celliers ‚Vent Vert’ - hin, während zugleich der gesamte Guerlain´sche Kosmos den Fundus bildet, aus dem sich der Duft bedient.
Auch in ‚Givenchy III’ schwingt ein reiches Erbe mit, aber dennoch hat man nicht das Gefühl, dass der Duft allein ein Summe seiner historischen Bezüge ist, sondern ganz im Gegenteil ein Duft seiner Zeit - ein moderner Duft, wie es seinerzeit auch ‚Vol de Nuit’ war. Ein Duft also, dem das reiche Erbe das Rückgrat stärkt, und der dennoch einen mutigen Schritt voraus geht.
Ebendiese innewohnende Stärke vermittelt ‚Givenchy III’ – ein kraftvoller, warmer Duft mit dunklem, bitter-harzigem Fundament, auf dem ein kunstvoll aufeinander abgestimmtes, weiches Blumenbouquet (aus welchem bestenfalls die Iris mit ihren pudrigen Anklängen herausragt) und dezente Fruchtakkorde (Pfirsich) ruhen, während belebende zitrisch-fruchtig-grüne Akzente (Bergamotte, Mandarine, Galbanum) wie eine sprühende Fontäne für Erfrischung sorgen. Doch wie gesagt: alles in eher gedeckten, dunstig-nebligen, fast opaken Farben, als habe sich über allem Geschehen ein feiner, pudriger Schleier gelegt, der einerseits das muntere Treiben dämpft, zugleich aber auch für eine bruchloses Ineinanderfließen der einzelnen Noten sorgt.
Denn das ist ‚Givenchy III’: ein nahtloses, nie in seine einzelne Bestandteile zerfallendes Amalgam schönster Chypre-Nuancen (Mitsouko ist da viel harscher und ruppiger in den Übergängen).
Seltsam nur, dass ich ‚Givenchy III’ so selten trage - obwohl es doch so gut ist! - und dass ich eher zu den anderen Mitstreitern um die Chypre-Krone, nämlich ‚Mitsouko’ und ‚Diorella’ greife.
Warum nur?
Ich fürchte, ‚Givenchy III’ ist letztlich zu perfekt, zu stimmig, oder anders gesagt: der Duft ist derart gesittet und vor lauter Raffinesse um jegliche Wildheit gebracht, das man sich schon fast die ein oder andere Kante, einen Bruch, zumindest aber ein mehr an belebenden Kontrasten wünscht, denn wie so oft ist wahrhafte Perfektion auch irgendwie langweilig - zumindest auf Dauer. Und so schön ‚Givenchy III’ auch ist, neben dem wilden Hasardeur ‚Mitsouko’ und dem Temperamentbündel ‚Diorella’ wirkt der Duft von Givenchy ein bisschen statisch und leblos.
Trotzdem: Ein Muss für jeden Chypre-Liebhaber und definitiv ein Meisterwerk!
Ein gutes Stück leichter ist er nun und nicht mehr ganz so voluminös, etwas trockener auch, aber sei´s drum: einer der schönsten Chypre-Düfte ist wieder da – das ist doch mal was!
Überhaupt ist es erstaunlich, dass in Zeiten striktester Eichenmoos-Limitierung plötzlich ein Duft wieder auftaucht, der dieses im Übermaß zu beinhalten scheint – wohlgemerkt: scheint, denn er kann es gar nicht haben, da für ihn dieselben Vorschriften gelten wie für ‚Mitsouko’ und ‚Diorella’ (vermutlich helfen synthetische Ersatzstoffe wie Evernyl/Veramoss und Orcinyl 3 aus). Und dennoch, wer nicht sicher ist, was Chypre bedeutet, wie es zu riechen vermag, der schnuppere unbedingt an diesem Duft!
Meines Erachtens gibt es kaum einen besseren dieses Genres, von den genannten ‚Mitsouko’ und ‚Diorella’, sowie von Chanels ‚Pour Monsieur’ einmal abgesehen – aber in ‚Givenchy III’ kulminiert alle Schönheit, aller Reichtum und alle Raffinesse dieser wohl anspruchsvollsten Duftgattung. In seiner Vielschichtigkeit weist der Duft Elemente der floralen, wie der grünen, als auch der fruchtigen Chypre-Untergruppe auf, allerdings in perfekter Balance zueinander, sodass es schwer fällt, diesen Duft der einen oder anderen Kategorie zuzuordnen. In seiner Kombination von blumigen und fruchtigen Nuancen steht es in direkter Verwandtschaft zu Yves Saint-Laurents ‚Y’, und bereitet zugleich mit einer deutlichen Galbanum-Note das Entstehen von Estée Lauders ‚Aliage’ vor. Doch im Gegensatz zum heiter-beschwingten ‚Y’ sowie zum frisch-sportiven ‚Aliage’, ist ‚Givenchy III’ gedeckter, nicht gar so temperamentvoll, ja beinahe melancholisch.
Beim Stichwort ‚melancholisch’ fällt mir ein weiterer Duft ein: Einer, der dieses Verschattet-Sein, diese Schwermut ebenso auszudrücken vermag und dabei gleichfalls eine unglaubliches Kaleidoskop an Nuancen entblättert: Guerlains ‚Vol de Nuit’ – ein eher orientalisches Chypre zwar (für manche ein waschechter Orientale), aber auch hier deutet eine erkennbare Galbanum-Note auf eine kommende Großtat - Germaine Celliers ‚Vent Vert’ - hin, während zugleich der gesamte Guerlain´sche Kosmos den Fundus bildet, aus dem sich der Duft bedient.
Auch in ‚Givenchy III’ schwingt ein reiches Erbe mit, aber dennoch hat man nicht das Gefühl, dass der Duft allein ein Summe seiner historischen Bezüge ist, sondern ganz im Gegenteil ein Duft seiner Zeit - ein moderner Duft, wie es seinerzeit auch ‚Vol de Nuit’ war. Ein Duft also, dem das reiche Erbe das Rückgrat stärkt, und der dennoch einen mutigen Schritt voraus geht.
Ebendiese innewohnende Stärke vermittelt ‚Givenchy III’ – ein kraftvoller, warmer Duft mit dunklem, bitter-harzigem Fundament, auf dem ein kunstvoll aufeinander abgestimmtes, weiches Blumenbouquet (aus welchem bestenfalls die Iris mit ihren pudrigen Anklängen herausragt) und dezente Fruchtakkorde (Pfirsich) ruhen, während belebende zitrisch-fruchtig-grüne Akzente (Bergamotte, Mandarine, Galbanum) wie eine sprühende Fontäne für Erfrischung sorgen. Doch wie gesagt: alles in eher gedeckten, dunstig-nebligen, fast opaken Farben, als habe sich über allem Geschehen ein feiner, pudriger Schleier gelegt, der einerseits das muntere Treiben dämpft, zugleich aber auch für eine bruchloses Ineinanderfließen der einzelnen Noten sorgt.
Denn das ist ‚Givenchy III’: ein nahtloses, nie in seine einzelne Bestandteile zerfallendes Amalgam schönster Chypre-Nuancen (Mitsouko ist da viel harscher und ruppiger in den Übergängen).
Seltsam nur, dass ich ‚Givenchy III’ so selten trage - obwohl es doch so gut ist! - und dass ich eher zu den anderen Mitstreitern um die Chypre-Krone, nämlich ‚Mitsouko’ und ‚Diorella’ greife.
Warum nur?
Ich fürchte, ‚Givenchy III’ ist letztlich zu perfekt, zu stimmig, oder anders gesagt: der Duft ist derart gesittet und vor lauter Raffinesse um jegliche Wildheit gebracht, das man sich schon fast die ein oder andere Kante, einen Bruch, zumindest aber ein mehr an belebenden Kontrasten wünscht, denn wie so oft ist wahrhafte Perfektion auch irgendwie langweilig - zumindest auf Dauer. Und so schön ‚Givenchy III’ auch ist, neben dem wilden Hasardeur ‚Mitsouko’ und dem Temperamentbündel ‚Diorella’ wirkt der Duft von Givenchy ein bisschen statisch und leblos.
Trotzdem: Ein Muss für jeden Chypre-Liebhaber und definitiv ein Meisterwerk!
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