23.02.2016 - 14:41 Uhr
Meggi
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Meggi
Top Rezension
20
Wenige Ankerpunkte
Xeryus Rouge macht es mir nicht leicht, ihm zu folgen. Er bietet recht vielfältige, wenn nicht widersprüchliche Aromen auf, mit deren Identifizierung ich mich überdies zum Teil schwer tue.
Obgleich ich als Kind zahlreiche kleine Kakteen auf der Fensterbank stehen hatte, weiß ich nicht, wie Kaktusfleisch riecht. Muss wohl diese gedämpft-frisch-babypupsige Note vornean sein. Meine Lieblingskollegin diagnostizierte eine Ähnlichkeit zu Kaktusfeige. Vermutlich ist genau jene gemeint, das zumindest legen einige Vor-Kommentare nahe. Kenne ich leider nicht.
Estragon hingegen kann ich fröhlich abhaken – erster Ankerpunkt; der gibt einen extravagant-würzigen Dreh hinein, für den ich an dieser Stelle dankbar bin. Beim Herb-Sauren drumherum hätte ich auf Limette oder so getippt, aber meinetwegen Kumquat. Ein Quell für die stille Süße, die sich nach ein paar Minuten am Boden auszubreiten beginnt, erschließt sich mir indes nicht. Zwar leise, doch intensiv und zuckrig, einerseits denke ich an süßes Obst, andererseits an zuckergesättigten Espresso. Seltsam. Zudem kommt die Süße an verschiedenen Tagen mal mehr, mal weniger deutlich zum Tragen.
Nach eineinhalb Stunden darf ich mich vom Estragon zum nächsten Ankerpunkt hangeln, nämlich staubiger Zeder im Untergrund. Abgehakt. Alsbald werde ich freilich erneut überrascht: von einer hülsenfruchtigen Note. Dicht an frisch geöffneten Erbsenschoten. Eine Erbsen-Idee hatte ich das letzte Mal bei For Him von Narciso Rodriguez. Die Herkunft ist mir nicht klar. Beim Rodriguez wäre der rosa Pfeffer eine Möglichkeit, der im vorliegenden Fall genannte rote Pfeffer ist allerdings was anderes. Eine Art Pfeffernote nehme ich ohnehin erst am Nachmittag wahr und auch bei der hätte ich eher an würziges Holz gedacht.
Die tagesformabhängige Süße hat sich zwischenzeitlich derjenigen von Kakaopulver (echtem, versteht sich) genähert. Estragon ist verschwunden, stattdessen zeigen die floralen Noten nun eine ungewohnte Krautigkeit. Geranie? Komisch. Nicht allzu floral; obendrein in der Tat (wie bereits festgestellt) verblüffend rosenhaft. Paradoxerweise erinnert mich dieses Dunkelgrün-Krautige aber ebenfalls an den etwas spaßlosen Duc de Vervins. In der Projektion überwiegt das Herb-Frische bei weitem, die Süße ist dort kaum mehr als eine Ahnung.
Sofern diese floral-hülsenfruchtige Merkwürdigkeits der „weiße Moschus“ sein soll, fände ich den sehr originell. Mag ich gleichwohl ganz gerne riechen und die trocken-staubige Zeder verhindert das Abrutschen in die Skurrilität.
In der sechsten, siebenten Stunde bildet sich ein rau-seifiger Grundton. Mit einer süßlich-cremigen Note daneben. Sandelholz? Ist der nächste Rätsel-Fall. Ich finde, es riecht irgendwie nach süßem Automaten-Kaffee. Für grauen Amber (gemeint sein dürfte ‚Ambra‘) und Moschus finde ich es jedoch nicht cremig genug. Mir scheint sogar eine Beigabe von Moos im Spiel zu sein. Erst am Abend ist eine echte (und nicht besonders „weiße“) Moschus-Basis erreicht. Endlich wieder was zum Abhaken, der letzte von wenigen Ankerpunkten.
Fazit: Der ist mir zu unstet. Diverse Richtungen ohne eine klare gemeinsame Linie. Ich weiß noch nicht einmal, wem ich den zum Test empfehlen soll.
Ich bedanke mich bei Tiara für die Probe.
Obgleich ich als Kind zahlreiche kleine Kakteen auf der Fensterbank stehen hatte, weiß ich nicht, wie Kaktusfleisch riecht. Muss wohl diese gedämpft-frisch-babypupsige Note vornean sein. Meine Lieblingskollegin diagnostizierte eine Ähnlichkeit zu Kaktusfeige. Vermutlich ist genau jene gemeint, das zumindest legen einige Vor-Kommentare nahe. Kenne ich leider nicht.
Estragon hingegen kann ich fröhlich abhaken – erster Ankerpunkt; der gibt einen extravagant-würzigen Dreh hinein, für den ich an dieser Stelle dankbar bin. Beim Herb-Sauren drumherum hätte ich auf Limette oder so getippt, aber meinetwegen Kumquat. Ein Quell für die stille Süße, die sich nach ein paar Minuten am Boden auszubreiten beginnt, erschließt sich mir indes nicht. Zwar leise, doch intensiv und zuckrig, einerseits denke ich an süßes Obst, andererseits an zuckergesättigten Espresso. Seltsam. Zudem kommt die Süße an verschiedenen Tagen mal mehr, mal weniger deutlich zum Tragen.
Nach eineinhalb Stunden darf ich mich vom Estragon zum nächsten Ankerpunkt hangeln, nämlich staubiger Zeder im Untergrund. Abgehakt. Alsbald werde ich freilich erneut überrascht: von einer hülsenfruchtigen Note. Dicht an frisch geöffneten Erbsenschoten. Eine Erbsen-Idee hatte ich das letzte Mal bei For Him von Narciso Rodriguez. Die Herkunft ist mir nicht klar. Beim Rodriguez wäre der rosa Pfeffer eine Möglichkeit, der im vorliegenden Fall genannte rote Pfeffer ist allerdings was anderes. Eine Art Pfeffernote nehme ich ohnehin erst am Nachmittag wahr und auch bei der hätte ich eher an würziges Holz gedacht.
Die tagesformabhängige Süße hat sich zwischenzeitlich derjenigen von Kakaopulver (echtem, versteht sich) genähert. Estragon ist verschwunden, stattdessen zeigen die floralen Noten nun eine ungewohnte Krautigkeit. Geranie? Komisch. Nicht allzu floral; obendrein in der Tat (wie bereits festgestellt) verblüffend rosenhaft. Paradoxerweise erinnert mich dieses Dunkelgrün-Krautige aber ebenfalls an den etwas spaßlosen Duc de Vervins. In der Projektion überwiegt das Herb-Frische bei weitem, die Süße ist dort kaum mehr als eine Ahnung.
Sofern diese floral-hülsenfruchtige Merkwürdigkeits der „weiße Moschus“ sein soll, fände ich den sehr originell. Mag ich gleichwohl ganz gerne riechen und die trocken-staubige Zeder verhindert das Abrutschen in die Skurrilität.
In der sechsten, siebenten Stunde bildet sich ein rau-seifiger Grundton. Mit einer süßlich-cremigen Note daneben. Sandelholz? Ist der nächste Rätsel-Fall. Ich finde, es riecht irgendwie nach süßem Automaten-Kaffee. Für grauen Amber (gemeint sein dürfte ‚Ambra‘) und Moschus finde ich es jedoch nicht cremig genug. Mir scheint sogar eine Beigabe von Moos im Spiel zu sein. Erst am Abend ist eine echte (und nicht besonders „weiße“) Moschus-Basis erreicht. Endlich wieder was zum Abhaken, der letzte von wenigen Ankerpunkten.
Fazit: Der ist mir zu unstet. Diverse Richtungen ohne eine klare gemeinsame Linie. Ich weiß noch nicht einmal, wem ich den zum Test empfehlen soll.
Ich bedanke mich bei Tiara für die Probe.
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