07.12.2012 - 18:56 Uhr
Esclarmonde
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Esclarmonde
Top Rezension
50
Schwule Mädchen
Für gewöhnlich bevorzuge ich freundliche Düfte. Freundlich nicht im Sinne von „Ich bin eigentlich gar nicht da“, d.h. einer schmalen, unaufdringlichen Sillage und auch nicht im Sinne von „Nö nö, ich trag nur Zitrusnoten. An denen stört sich sicher keiner.“, also eher zurückhaltenden Inhaltsstoffen. Ich meine freundlich im Sinne von weiblich, gerne blumig oder würzig und sehr gerne pudrig. Diorissimo, Shalimar, Cinema… So möchte ich „freundlich“ hier verstanden wissen.
Manchmal aber, da gibt es so Tage, da möchte frau einfach mal aufstampfen! Oder zumindest keinen Huppi-Fluppi haben. Wenn man einen Vortrag halten soll z.B. oder eine Begehung der DFG ansteht. Oder wenn eine wichtige Tagung stattfindet, die man mitorganisiert hat. Da möchte frau nicht zu gourmandig oder zu überwältigend süßpudrig duften. Aber duften will ich natürlich trotzdem!
Und es gibt da auch noch Tage, an denen ist man nicht nur angespannt (das kann ja auch positiv sein), sondern, wie man so schön sagt, auf Krawall gebürstet!
Soviel zur einen Seite, der Seite der Trägerin – mir.
Nun zum Duft. Die Reaktionen auf Cabochard, den Dickkopf, sind wirklich unterhaltsam weil vielfältig:
Eine liebe Kollegin, eine wirklich coole Mutter und echte Dame mit Doktortitel, unglaublich schicker Frisur, Garderobe und viel gutem Humor hat nur einmal daran geschnuppert und ist sofort losgelaufen und hat ihn sich geholt. Sie trägt ihn seither fast ununterbrochen.
Eine jüngere liebe Kollegin, die sonst eher Leichtes und Süßes trägt, hat ihn nicht verstanden und die Nase gerümpft.
Meine Mutter (Jahrgang 1942) trug lange Zeit Miss Dior EdT originale und hat „Hmmmm!“ gemacht.
Mein Liebster hat daran gerochen, gestutzt und fragte dann „Ja, aber an einer Frau!?“
Jawollllll, an einer Frau! Genau das ist es ja: Ich habe manchmal Zeiten, da will ich einen olfaktorischen Arschtritt tragen für alle, die gerade wieder dabei sind, mich zu unterschätzen. Da will ich stramm und erwachsen duften. Und ich habe keine sonderliche Freude an Hosenanzügen, die Nadelstreifen-Nummer fällt also aus. Ich trage in der Arbeit lieber Rock oder Kleid und dazu Hochsteckfrisur, das ist meine Art der Seriosität.
Ich musste neulich so lachen, als ich an anderem Ort eine Assoziation zu Cabochard gelesen habe: „Es riecht wie die Handtasche (Leder) einer Kettenraucherin (Tabak)“ – sehr lustig und ehrlich gesagt gar nicht so unzutreffend! Dies sind in der Tat die Hauptmerkmale von Cabochard, die Eigenschaften, die ihn als Duft aus einer anderen Epoche ausweisen. Denn: wer sich die Neuerscheinungen der letzten Jahre anschaut, findet kaum solche Ledernoten, Tabak und Eichenmoos in einem Damenduft. Die starke Ledernote erinnert mich übrigens an Estee Lauders Azuree und auch ein wenig an Balmains Jolie Madame, allerdings ohne die Beschönigung durch die gefälligen Blumenakkorde.
Cabochard ist für die fiesen Termine, für die schweren Tage, für den Regen durch den man durch muss. Es ist der Arschtritt, die Lederpeitsche, der Bikerstiefel, der/die verhindert, dass Dich jemand veralbert.
Cabochard ist der Myrmidone unter den Chypres: trägt schwarze (Leder-) Rüstung und schaut grimmig.
Cabochard ist der Beowulf unter meinen Düften: ihn rufe ich, wenns finster und ungemütlich wird.
Cabochard ist der Theseus, wenn sich in mein Labyrinth ein Minotaurus eingeschlichen hat.
Cabochard bleibt bei mir, denn er hält gut.
Cabochard ist der Lederchypre, den sonst nicht alle Chyprefans tragen.
Cabochard ist ursprünglich für Damen konzipiert worden, aber er ist sowas von unisex! Und umgekehrt wird er heute als sehr maskulin wahrgenommen. Daher auch der Titel dieses Kommentars, ein Zitat von den Fetten Broten.
Drum seid gewahr, wenn ihr im Outer-Rim des Alltags jemandem mit Cabochard begegnet, dass dieser jemand aus irgendeinem Grund für diesen Tag einen starken Begleiter gewählt hat.
„Auf entlegenen Wegen
In verregneten Städten
Nach vernebelten Feten
In zertretenen Beeten
An beschädigten Theken
Auf ungezählten Planeten
Im täglichen Leben
Könnt ihr schwulen Mädchen begegnen“
- Fettes Brot
Manchmal aber, da gibt es so Tage, da möchte frau einfach mal aufstampfen! Oder zumindest keinen Huppi-Fluppi haben. Wenn man einen Vortrag halten soll z.B. oder eine Begehung der DFG ansteht. Oder wenn eine wichtige Tagung stattfindet, die man mitorganisiert hat. Da möchte frau nicht zu gourmandig oder zu überwältigend süßpudrig duften. Aber duften will ich natürlich trotzdem!
Und es gibt da auch noch Tage, an denen ist man nicht nur angespannt (das kann ja auch positiv sein), sondern, wie man so schön sagt, auf Krawall gebürstet!
Soviel zur einen Seite, der Seite der Trägerin – mir.
Nun zum Duft. Die Reaktionen auf Cabochard, den Dickkopf, sind wirklich unterhaltsam weil vielfältig:
Eine liebe Kollegin, eine wirklich coole Mutter und echte Dame mit Doktortitel, unglaublich schicker Frisur, Garderobe und viel gutem Humor hat nur einmal daran geschnuppert und ist sofort losgelaufen und hat ihn sich geholt. Sie trägt ihn seither fast ununterbrochen.
Eine jüngere liebe Kollegin, die sonst eher Leichtes und Süßes trägt, hat ihn nicht verstanden und die Nase gerümpft.
Meine Mutter (Jahrgang 1942) trug lange Zeit Miss Dior EdT originale und hat „Hmmmm!“ gemacht.
Mein Liebster hat daran gerochen, gestutzt und fragte dann „Ja, aber an einer Frau!?“
Jawollllll, an einer Frau! Genau das ist es ja: Ich habe manchmal Zeiten, da will ich einen olfaktorischen Arschtritt tragen für alle, die gerade wieder dabei sind, mich zu unterschätzen. Da will ich stramm und erwachsen duften. Und ich habe keine sonderliche Freude an Hosenanzügen, die Nadelstreifen-Nummer fällt also aus. Ich trage in der Arbeit lieber Rock oder Kleid und dazu Hochsteckfrisur, das ist meine Art der Seriosität.
Ich musste neulich so lachen, als ich an anderem Ort eine Assoziation zu Cabochard gelesen habe: „Es riecht wie die Handtasche (Leder) einer Kettenraucherin (Tabak)“ – sehr lustig und ehrlich gesagt gar nicht so unzutreffend! Dies sind in der Tat die Hauptmerkmale von Cabochard, die Eigenschaften, die ihn als Duft aus einer anderen Epoche ausweisen. Denn: wer sich die Neuerscheinungen der letzten Jahre anschaut, findet kaum solche Ledernoten, Tabak und Eichenmoos in einem Damenduft. Die starke Ledernote erinnert mich übrigens an Estee Lauders Azuree und auch ein wenig an Balmains Jolie Madame, allerdings ohne die Beschönigung durch die gefälligen Blumenakkorde.
Cabochard ist für die fiesen Termine, für die schweren Tage, für den Regen durch den man durch muss. Es ist der Arschtritt, die Lederpeitsche, der Bikerstiefel, der/die verhindert, dass Dich jemand veralbert.
Cabochard ist der Myrmidone unter den Chypres: trägt schwarze (Leder-) Rüstung und schaut grimmig.
Cabochard ist der Beowulf unter meinen Düften: ihn rufe ich, wenns finster und ungemütlich wird.
Cabochard ist der Theseus, wenn sich in mein Labyrinth ein Minotaurus eingeschlichen hat.
Cabochard bleibt bei mir, denn er hält gut.
Cabochard ist der Lederchypre, den sonst nicht alle Chyprefans tragen.
Cabochard ist ursprünglich für Damen konzipiert worden, aber er ist sowas von unisex! Und umgekehrt wird er heute als sehr maskulin wahrgenommen. Daher auch der Titel dieses Kommentars, ein Zitat von den Fetten Broten.
Drum seid gewahr, wenn ihr im Outer-Rim des Alltags jemandem mit Cabochard begegnet, dass dieser jemand aus irgendeinem Grund für diesen Tag einen starken Begleiter gewählt hat.
„Auf entlegenen Wegen
In verregneten Städten
Nach vernebelten Feten
In zertretenen Beeten
An beschädigten Theken
Auf ungezählten Planeten
Im täglichen Leben
Könnt ihr schwulen Mädchen begegnen“
- Fettes Brot
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