Mémoire d'une Odeur 2019

Roveena
27.12.2019 - 07:50 Uhr
26
Top Rezension
8
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft

Mit 180 Sachen vorbei am Mainstream

Wie bringt man Kamille, Heu und Kräuter in einem Duft unter, der trotzdem gefällig ist? Gucci hat es jedenfalls geschafft - dabei hat der Duft anfangs beinahe mich geschafft. Ich konnte nicht wirklich etwas damit anfangen. Ich fand ihn nicht schlecht, aber irgendwie war er auch kein Dufterlebnis, weder in positiver noch in negativer Hinsicht. Immerhin war da nichts, was mich abgestoßen hätte, wie manch anderen Tester hier. Ich habe mir auf den ersten Riecher eingebildet, eine seltsame Gummi-Note zu riechen, die ich von Myrrhe kenne (sicher, dass da keine drin ist?!) und das war kein Antörner, hat mich aber immerhin neugierig gemacht. Ich habe ihn also einen Tag lang getragen und das war…okay. Mehr aber auch nicht.

Der nächste Test verlief dann völlig anders – der Duft ist nämlich schöööön. Einfach nur schön. Frisch, sauber, beruhigend, ungewöhnlich und mit hohem Wiedererkennungswert und dabei trotzdem gefällig. Ja, doch, „gefällig“ ist ein böses Wort. Niemand möchte „gefällig“ duften, ich meine nur: Dieser Duft tut trotz seiner sehr speziellen Ausstrahlung keinem weh und berauscht all jene, die ihn zu schätzen wissen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei den Leuten, die ihn aktiv testen, die Meinungen in der Regel sehr geteilt sind, aber bei denen, die den Duft an anderen wahrnehmen – also zum Beispiel an mir – die einhellige Meinung ist, dass Memoire d’une Odeur sehr angenehm und dabei alles andere als 0/8/15 ist. Was will man mehr? Für mich ist das ein Parfum, dass man besser nicht „testet“, sondern einfach nur trägt, ohne dabei etwas zu erwarten (kenn ihr das, dass manche Parfums versagen, wenn „genau hinschnuppert“, aber super sind, wenn sie einem per Zufall in die Nase steigen?).

Für mich ist Memoire d’une Odeur eine gelungene Mischung aus Retro und Moderne, aus einem Duft, der keiner sein will und einem Parfum, dass alles hat, was ein wirklich gutes Parfum ausmacht. Wobei völlig klar ist: Dieser Duft kann niemandem gefallen, der es nicht so mit Kamille hat. Die können die schönsten Hölzer und der edelste Moschus nicht übertönen, und auch die Vanille reißt da nichts mehr raus (apropos: Kamille und Vanille? Hätte nie gedacht, dass das funktioniert!).

Was gibt’s sonst noch zu sagen? Meiner Meinung nach ist das hier kein Unisex-Duft, sondern steht den Mädels besser zu Gesicht (echt, jetzt, Harry Styles als Werbegesicht?!). Die Sillage ist nicht raumgreifend, aber wahrnehmbar und die Haltbarkeit gut, wenn auch nicht überragend. Ein „Hippie-Duft“, wie man uns in der Werbung weismachen will? Nö, aber ähnlich freigeistig, eigenwillig und naturverbunden.
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