Coriolan 1998 Eau de Toilette

Coriolan (Eau de Toilette) von Guerlain
Flakondesign Robert Granai
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7.6 / 10 94 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Guerlain für Herren, erschienen im Jahr 1998. Der Duft ist würzig-holzig. Die Produktion wurde offenbar eingestellt.
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Duftrichtung

Würzig
Holzig
Grün
Chypre
Zitrus

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
ZitroneZitrone BergamotteBergamotte NeroliNeroli PetitgrainPetitgrain SalbeiSalbei
Herznote Herznote
WacholderWacholder IngwerIngwer KorianderKoriander BasilikumBasilikum MuskatMuskat PfefferPfeffer Ylang-YlangYlang-Ylang
Basisnote Basisnote
EichenmoosEichenmoos PatchouliPatchouli VetiverVetiver BenzoeBenzoe LederLeder

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.694 Bewertungen
Haltbarkeit
7.272 Bewertungen
Sillage
6.470 Bewertungen
Flakon
8.182 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
8.911 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 28.03.2024.
Wissenswertes
Im Jahr 2008 wurde dieses Parfum unter dem Namen L'Ame d'un Héros erneut veröffentlicht.

Rezensionen

7 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Yatagan

395 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 28  
Im Schatten
Im wörtlichen und im übertragenen Sinne trifft diese Überschrift auf Coriolan zu. Vor wenigen Tagen fand ich eine gut erhaltene Flasche dieses Duftes im Schrank meines jüngeren Sohnes, dem ich sie vor einigen Jahren geschenkt und anschließend vergessen hatte. Neulich aber erbaten sich meine Söhne zwei Herrendüfte von mir, die ich ihnen schließlich - glücklich über diesen Erziehungserfolg - überließ. Im Gegenzug händigte mir mein Jüngerer die alte Flasche Coriolan aus, da er den Duft nie verwendet hatte. Welchen Guerlain-Freund würde das wohl wundern?

Und dennoch war ich überglücklich über dieses unverhoffte Wiedersehen, über diesen für alle Beteiligten zufrieden stellenden Tausch. Jahrelang hatte die kleine, außerordentlich originell geformte Flasche im Schatten eines Schrankes im Zimmer meines Sohnes gewartet, bis sie wieder ans Licht befördert werden sollte. Da sie stets in der hintersten Ecke im Dunkeln aufbewahrt worden war, hat sich der Duft m.E. gut gehalten. Ein Vergleich war nicht nur aus der Erinnerung möglich, sondern auch wegen einer ebenso gut erhaltenen Miniatur, die sich außerdem noch in meinem Besitzt befindet und als Referenz diente. In einigen Tagen werde ich darüber hinaus voraussichtlich eine Abfüllung der kaum reformulierten Neuausgabe L’Ame d’un Héros erhalten, so dass ein abschließender Vergleich möglich sein dürfte.

Auch im übertragenen Sinne trifft das Bild aus der Überschrift zu: Coriolan stand immer im Schatten seiner deutlich erfolgreicheren Geschwisterdüfte Habit Rouge, Vetiver, Héritage, neuerdings L’Instant de Guerlain und Homme. Die Geschichte dieser Düfte wurde von meinen Vorrednern wunderbar beschrieben, so dass keine weiteren Erläuterungen nötig sind.

Sich dem Duft, dem Geruch selbst erneut zu nähern, Coriolan zu beschreiben, hat mich aber durchaus noch einmal gereizt, weil der Duft zu den kompliziertesten Vertretern auf dem Markt gehört, sich kaum oder erst sehr spät erschließt und den Träger deshalb herausfordert, es immer wieder neu mit ihm zu versuchen. Das mag man als Kompliment verstehen, muss es aber nicht, denn für mich gehört zu einem guten Duft auch die Liebe auf den ersten, wenigstens auf den zweiten Blick, so etwas wie eine Anfangsfaszination. Dennoch kann es wohl auch spannend sein, einen Duft dem Schatten zu entreißen, ihn sich individuell immer wieder neu zu erschließen, mit dem Duft also nicht an ein Ende zu kommen. Das mag zwar letztlich für viele Düfte gelten, aber nur für wenige in so hohem Maße wie für Coriolan.

Wie bereits von anderen Kommentatoren beschrieben, ist schon die Kopfnote bei Coriolan entschieden gewöhnungsbedürftig, eigentlich zunächst sogar eine Enttäuschung. Als ich den Duft vor vielen Jahren geschenkt bekam, konnte ich anfangs gerade wegen dieser Kopfnote wenig mit ihm anfangen. Als Freund hesperidischer Düfte bzw. Kopfnoten bin ich auch heute noch unzufrieden mit der Eröffnung, in der so wenig von den vielen zitrischen Komponenten wahrzunehmen ist, die in der Duftpyramide genannt werden: Wo ist die Zitrone, das Neroli, Petigrain, Bergamotte? Wahrnehmbar sind sie wohl, aber so dezent dosiert wie in keinem anderen Duft mit diesen Bestandteilen. Stattdessen treten sofort die krautigen Komponenten in den Vordergrund, vermutlich vor allem der Salbei, der mir bei diesem Duft zusammen mit der Wacholderbeere so etwas wie das Generalthema zu sein scheint, vielleicht spielt auch der Ingwer eine wichtige Rolle, der sich aber gegen die krautigen Akzente nicht so recht durchsetzen kann.

Ein wenig erinnert mich Coriolan zu diesem Zeitpunkt an Lem von Galimard, sicherlich kein guter Vergleich, weil dieser Duft wenig bekannt sein dürfte und die klare Zitronatkopfnote bei Lem überdies für einen deutlich harmonischeren Auftakt sorgt. Eigentlich sollte dieses Resümee für Coriolan sprechen: ein origineller, einzigartiger Duft? Einerseits ja: Coriolan hatte keine Vorgänger und kaum Nachfolger. Andererseits spricht diese Erkenntnis natürlich gegen den Duft, denn Coriolan bleibt ängstlich, scheu und blass, das hat fast etwas Rührendes, ihm fehlt der selbstbewusste Auftritt der anderen o.g. Guerlain-Düfte, etwas das hängen bleibt und sich im Geruchsgedächtnis festsetzt.

Bereits mehrfach angesprochen wurde die säuerlich-bittere Tönung des Duftes, die sich von der Kopfnote über die Herznote, eigentlich sogar bis in die Basisnote bemerkbar macht. Auch dafür scheint mir die eigenwillige Kombination aus Salbei und Wacholder einerseits und den dezent zitrischen Tönen andererseits verantwortlich zu sein.

In der Basis kommt dann noch einmal eine Verwandtschaft zu o.g. Lem zum Vorschein, da aus meiner Sicht vor allem das Moos wahrnehmbar ist, sicherlich auch Vetiver (dies aber nicht erst in der Basisnote, sondern schon viel früher: auch ein Verursacher bitterer und saurer Töne zugleich), weniger das Leder, so scheint mir. Das mag aber damit zu tun haben, dass ich bei einer Lederbasisnote schnell an wuchtige Düfte aus den 80ern oder auch an den Uraltklassiker Knize Ten denke und mich verwundert frage, wo die Ledernote in Coriolan wohl bleiben mag. Vorhanden ist sie aber sicherlich, wenn auch nur dezent.

Dezent: Das ist vermutlich die kürzeste Formel zur Beschreibung von Coriolan, das Bild vom Schatten eine andere. Der Duft ist flüchtig, hat kein markantes Auftreten, ist nur das Schattenbild an der Wand, so wie in Platons Höhlengleichnis der Schein der wahren Welt. Dass aber auch der Schatten seinen Reiz hat, weil man ihn nicht fassen kann, er sich immer wieder entzieht und manchmal interessanter ist als all die Dinge, die selbstbewusst im Licht stehen, steht auf einem ganz anderen Blatt, kann aber als Erklärung dafür dienen, warum mich dieser Duft nach so vielen Jahren immer noch fasziniert.

Nachtrag: Die Abfüllung von L'Ame d'un Héros ist eingetroffen. Herzlichen Dank an Nérée! Ich kann mich nur dem Urteil anderer, kundiger Kommentatoren anschließen. Der Unterschied zwischen den Düften ist allenfalls marginal - und beide sind schön.
18 Antworten
7.5
Haltbarkeit
4
Duft
Coriolon

42 Rezensionen
Coriolon
Coriolon
Top Rezension 19  
ein Guerlain-Parfum aus "schwierigen" Zeiten
Nun traue ich mich auch mal mit einem Kommentar an dieses Guerlain'sche Sorgenkind. Zumindest ist es in meinen Augen ein solches. Ein 100 Edt-Spray befindet sich noch in meinem Besitz, aber Coriolan kommt höchst selten zum Einsatz. Woran liegt es ? Er ist mir zu bitter, zu würzig. Das mag an der doch recht hohen Konzentration der Wacholderbeere und des Muskats liegen. Die größte Kritik: die stechende Kopfnote.
Der Duft ist anstrengend.
Ich weiß auch nie, zu welcher Gelegenheit ich ihn tragen soll. Er hätte vielleicht gut zu den kalten aber klaren, sonnigen Wintertagen gepasst, allenfalls aber auch nur zum Spaziergang entlang der Havel.
Im Büro würde ich Schelte bekommen.
Erst nach Stunden bekommt Coriolan einen seichten Ledertouch, in meinen Augen viel zu spät. Ein weiteres Manko ( Profumo erwähnte es ): Ich merke keine Guerlain Handschrift - wo ist bloß die Guerlinade?

Coriolan entstand in einer für Guerlain schwierigen Schaffenszeit. Begann doch das 'Drama' bereits 1996/1997 mit Champs Elysées. Der wohl erste Duft aus dem Haus Guerlain OHNE Guerlinade und obendrein noch nicht einmal vom Meister Jean Paul kreiert. Dieser hatte sich ja auch ausdrücklich von C.E. distanziert. Es muss damals einen Risesenkrach gegeben haben, der aber im Guten ausging, denn das wenig später herausgebrachte Eau de Parfum trug die Guerlinade (und hier war J.P.G. auch beteiligt). Aber zurück zur schwierigen Zeit. 2000 wurde mit einem riesigen Werbe-Etat Mahora auf den Markt gebracht. In den USA ein Erfolg ( hier gab es eine breite Palette von Derivaten )floppte es in Europa gänzlich. (Ich frage mich, wie die Asiaten ihn wohl aufgenommen hätten?)
Den traurigen Höhepunkt erreichte Guerlain in 2001 mit Secret Intention. Dieser Duft schafft es wohl auch nicht mal mehr, wieder in die "Maison Guerlain" Reihe "Les Parisiennes" aufgenommen zu werden.

Guerlain zog im Sommer 2002 die Reißleine. Auf einen Schlag verschwand Mahora, Coriolan, aber auch leider das geliebte Derby aus den Verkaufslisten. Ebenfalls wurden alle Parfumlinien auf das Wesentlichste gekürzt. Das Haus Guerlain musste sich wohl erst einmal besinnen.....
9 Antworten
5
Haltbarkeit
7
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 20  
Säuerlich duftende Strohblumen
Coriolan ist wohl der bisher am wenigsten erfolgreiche Herrenduft aus dem Hause Guerlain, nimmt man Chamade pour Homme einmal aus, das im Grunde nie ernsthaft vermarktet wurde. Warum das so ist vermag ich nur zu mutmaßen, denn der Duft ist meiner Ansicht nach gut, jedenfalls weit besser als so mancher, der erfolgreicher war.

Zunächst einmal handelt es sich um einen Duft von Guerlain – da sind die Erwartungen groß, und Jean-Paul Guerlain selbst hat die Meßlatte mit Kreationen wie Vetiver, Habit Rouge und Heritage ziemlich hoch gehängt. Allerdings, das hat er nie verschwiegen, tat er sich immer schwer mit Düften für das eigene Geschlecht – da müsse er immer seine Frau fragen, sagte er, die wüsste besser wie ein Mann riechen solle. Nun gut, er hat dennoch große Herrenparfums geschaffen, allen voran seine beiden Frühwerke: Vetiver und Habit Rouge.

Dann war ganze zwanzig Jahre lang Pause. Nichts, kein neuer Duft, zwei Dekaden lang!
Als Mitte der 80er Jahre der Markt für Herrendüfte zu explodieren begann, raffte sich Jean-Paul Guerlain endlich auf und schuf das kolossale Derby – ein extrem reiches und überaus raffiniertes Lederchypre, das alle Düfte seiner Zeit augenblicklich in den Schatten stellte: eine grandiose Demonstration von Genie und Kunstfertigkeit. Ein Duft, auf den der englische Begriff ‚sophisticated’ absolut zutraf, aber genau das war auch sein Problem: er war zu groß dimensioniert, zu anspruchsvoll und kompliziert. Jean-Paul Guerlain hatte eine sich zwanzig Jahre aufstauende Energie in einem riesigen Werk geradezu explodieren lassen, das war womöglich zu viel des Guten. Derby, begleitet von einer mittelmäßigen, dem Duft in keiner Weise angemessenen Kampagne, wurde ein Flop, obwohl der Duft allseits Anerkennung und Bewunderung fand.
Sieben Jahre später kam Héritage. Diesmal sollte das Risiko begrenzbar bleiben und ein sehr erfolgreicher Duft, nämlich Zino, inspirierte zu einer eigenen Kreation, die noch raffinierter sein und das eigene Erbe beschwören sollte – ein Duft in den das ganze Guerlain´sche Universum einfloß: viel Shalimar, etwas Jicky und Samsara, ein wenig Vol de Nuit – eben Héritage, das Erbe. Der Erfolg war mäßig, hielt aber an. Das Parfum traf jedoch nicht den Nerv der Zeit, befand sich allerdings mit Chanels Egoïste, Rochas Globe und Givenchys Insensé in bester Gesellschaft – alles Düfte die gegen den Strom der Zeit zu schwimmen versuchten, gegen den Strom der Cool-Water Klone, der CK One´s und Fahrenheit´s. Vergeblich, das große Geschäft ging wieder an Guerlain vorbei.
Wieder sechs Jahre später ein erneuter Versuch: Coriolan. Inspirationsquelle diesmal: Fahrenheit. Aber schon wieder kam man zu spät. Der Zug Richtung Gourmand-Düfte hatte mit Yohji-Homme schon volle Fahrt aufgenommen und der Versuch von Guerlain mit Coriolan am Fahrenheit-Erfolg zu partizipieren wirkt im Nachhinein etwas hilflos, vor allem wenn man die beiden Düfte miteinander vergleicht: der eine, Fahrenheit, kraftvoll und energisch in eine neue holzig-florale Richtung, stoßend, die einstmals Grey Flannel wies; der andere, Coriolan, seltsam mutlos und unentschieden in diese hinterher stolpernd. Natürlich ist Coriolan ein gut gemachter Duft, sonst wäre er nicht von Guerlain, aber ihm geht etwas gänzlich ab, was man im Jiddischen ‚Chuzpe’ nennt: er hat keinen Mumm in den Knochen, er vermag nicht zu überrumpeln und für sich einzunehmen. Oder anders: er ist brav bis zur Biederkeit, scheu und ängstlich bis zum Duckmäusertum. Kaum das man ihn aufsprüht zieht er sich schon beinahe erschrocken wieder zurück, bleibt eine kurze Weile recht nahe auf der Haut erhalten um alsbald gänzlich zu verduften.
Dieser Duft ist so dezent wie ein scheue Reh – man hört es nicht, sieht es nur ganz kurz, und – schwupps – ist es wieder weg: lautlos, mit eleganten Sprüngen. Ein leises Chypre, verglichen mit dem hauseigenen Mitsouko, oder erst recht verglichen mit Derby. Noch dazu fehlt ihm gänzlich die so berühmte Guerlinade, jene für das Haus so typische Melange südfranzösischer Kräuter, Blüten und animalischer Facetten. Stattdessen eine etwas säuerlich anmutende Immortellen-Note, die von einem Umfeld gerahmt wird – Vetiver, Wacholder, Koriander und Patchouli - das diese Schärfe eher unterstreicht als mildert (ganz anders Annick Goutals Sirup-geladenes Sables, bei dem die fast Curry-ähnliche Note der Immortelle mit schwerer, dabei trockener Süße kontrastiert wird und sich mit dieser ganz wunderbar verbindet!).
Mag so ein stolzer, starrsinniger und brachial agierender antiker Heerführer geduftet haben? Schwer vorstellbar. Dafür hat der Duft doch zuwenig Power, zu wenig Rückgrat, eben zu wenig Chuzpe. Ein verzagtes, altbackenes Wässerchen, das Coriolanus vermutlich mit lässiger Geste vom Tisch gefegt hätte... Aber noch einmal: ein gutes Wässerchen, trotz allem!

Die Produktion von Coriolan wurde bald wieder eingestellt - auf Ebay ist aber noch immer ein, allerdings immer kleiner werdender, Restbestand erhältlich. Vor kurzem tauchte Coriolan jedoch wieder auf, diesmal als ‚L´Ame d´un Héros’ – nicht mehr als römischer Held und Feldherr selbst, sondern nur noch als dessen Seele, dafür aber für den doppelten, wenn nicht gar dreifachen Preis und nur noch an ganz wenigen, ausgewählten Orten.

Interessanterweise ist ein neuer Duft - von Jean-Paul Guerlain selbst! - für diese Jahr angekündigt worden, der sich nach Chamade pour Homme einmal mehr dem Coriolan-Thema annehmen, und dieses noch weiter in Richtung Leder und Veilchen entwickeln soll – eine Art ‚Jolie Madame pour Homme’ genannt: ‚Arsène Lupin’ – man darf gespannt sein!
2 Antworten
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Serenissima

1053 Rezensionen
Serenissima
Serenissima
Top Rezension 10  
eine angenehm würzige Sommer-Ouvertüre
Es ist mir immer ein großes Vergnügen, in den unterschiedlichsten Sammlungen zu stöbern und anschließend einen Wunschzettel schreiben zu dürfen.
Wie großartig ist es, dann die Proben hier zu haben und nach Lust und Laune testen zu können:
Bilder und Töne entsteigen vielen der klassischen Duftdichtungen.
Das trifft auch auf „Coriolan“ von Jean-Paul Guerlain zu, auch ohne Beethovens gleichnamige Ouvertüre im Ohr, im Hinterkopf zu haben.

Allerdings hat mein Lieblings-Guerlain Duftschöpfer hier wirklich die Töne Ludwig van Beethovens wunderbar in Duft umgesetzt.
Für alle nicht so Musik-Affinen: Guerlains „Coriolan“ ist einfach eine Freude für die Sinne, nicht nur für die Musik- und Männerwelt!
Aber es zeigt sich auch hier wieder einmal: Nichts steht für sich allein; alles ist Teil eines großen, ausdrucksstarken Ganzen.

Hesperiden: Wie viel schöner klingt das als nur „Zitrusfrüchte“.
Sie sind hier in einem großen Familientreffen vereint: Bergamotte, Zitrone und die reiche Duftvielfalt der Pomeranzen-Bestanteile in Form von Petitgrain.
Frisch und sonnenverwöhnt umlagern sie die Zartheit von Neroli; auch so ein Sonnenschein- und Seelenduft aus ihrer Zitrus-Familie.
Salbei, herb und würzig, bereichert das Familienidyll mit seiner starken, silberhaarigen Persönlichkeit.
So entsteht eine großartige Kopfnote mit ganz besonderem Klang.

Kräuter und Gewürze aus unserer Küche bilden das Herz dieser Duftkomposition, das von strahlenden und heiteren Ylang-Ylang-Blütensträngen durchzogen ist.
Die Blättchen von Basilikum (mein mediterraner Kräuterfreund) und Koriander spielen auch eine Rolle in dieser Komposition.
Wer kennt nicht Muskatnuss und Wacholderbeeren, die vielen Speisen das gewisse Etwas geben. Hier sorgen sie für lebendige Würze, während Pfeffer und Ingwer für Wärme und ein leichtes Prickeln in der Nase und ein Vibrieren der Luft verantwortlich sind.
Ist Jean-Paul Guerlain hier vielleicht unter die bekannten „Pfeffersäcke“ gegangen?
Diese spöttisch so genannten Kaufleute der Hanse, aber auch aus Nürnberg und Regensburg wurden durch ihren Gewürzhandel reich und rochen manchmal sicher so ähnlich wie diese Herznote von „Coriolan“, wenn sie abends aus ihren Lagerhäusern kamen, wo sie ihre, damals teilweise noch exotische Ware prüften und über den Landweg verkauften.

Diese, bis auf Ylang-Ylang vollkommen blütenfreie Kreation, ist schon als Herrenduftkreation erkennbar; sind doch Blumen und Hölzer sonst ein Hauptbestandteil vieler der femininen Guerlain-Duftkollektion.
Aber durch die Basis, die dieser Kräuter-/Gewürzexplosion folgt, finden wir wieder heraus aus dem Lagerhaus der Gewürze in reiche und wirklich eindrucksvoll würzige Duft-Bereiche:
Das immer wieder kritisch beäugte Eichenmoos in dezenter, aber trotzdem aromatischer Lederbegleitung, bevor nach Benzoes harziger Persönlichkeit zwei der drei Klassikern der Basisnoten in duftvoller Pracht erscheinen.
Patchouli und Vetiver verzichten diesmal auf ihren Kumpel Sandelholz; deshalb werden wir unseren maskulinen, leicht animalischen Duftfreund hier vermissen:
„Coriolan“ ist etwas zahmer im Gesamteindruck und deshalb auch für mich gut tragbar. (Obwohl ich mit Sandelholz-Düften sehr gut leben kann.)
Das Gesamtarrangement ist vom ersten bis zum letzten Duftmoment so gekonnt abgestimmt, dass es gar nicht anders sein kann.

Fast scheint es, als wäre hier mit einer fein gestimmten Goldwaage oder einem Duft-Metronom gearbeitet worden, so geschickt greifen die einzelnen Duftnoten, ob zitrischfrisch oder krautig-würzig, ineinander.

„Coriolan“ wird für mich ein sehr angenehmer und charismatischer Begleiter durch den Sommer werden; an einzelnen Tagen haben wir unser Zusammensein schon geübt:
Es klang und fühlte sich an wie die Ouvertüre zu einem längeren Opus!
Schauen wir, welche Gelegenheiten und Erfahrungen dieser Sommer noch bieten wird.
8 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Leimbacher

2762 Rezensionen
Leimbacher
Leimbacher
Sehr hilfreiche Rezension 5  
Zarter Dichter & Denker I
Als ich letztens am Guerlain-Stand testete, kam L'ame dun Heros schnell in die engere Kaufauswahl, zog dann aber den Kürzeren. Allerdings schien der Duft, nicht nur wegen der Lobpreisungen des Verkäufers, auf mich eine positive, starke Wirkung gehabt zu haben. Und das hatte er auch heute beim Test, allerdings mit dem Ergebniss gerade einen der für mich schwächsten Guerlains getestet zu haben.

So sehr wundert mich die Absetzung Coriolans also nicht, und der Preis von L'ame ist momentan definitiv überzogen für das Gebotene. Was, ihr wisst nicht warum ich die ganze Zeit von 2 Düften schreibe? Weil beide zu 99,9% gleich riechen, selbst Spezialisten diese niemals blind auseinander halten können. L'ame ist also eine einfache Neuauflage in Luxuspräsentation und Preis. Wer Coriolan mochte kann also beruhigt zum Neuen greifen, ganz ohne Reformulierungs-Schock! Ich konnte beide direkt vergleichen auf Grund 2er Proben eines großzügigen Parfumos - riesiges Dankeschön, gerade Coriolan hätte ich sonst wohl nie gerochen. Nun bin ich aber sicher und wenn mich doch irgendwann der Wunsch nach dem Duft überraschenderweise überkommen sollte, kann ich zum 1:1-Remake greifen. Daher auch dieser Doppelkommi, hoffe dies ist erlaubt. Wird weil offiziell 2 Düfte abgehakt werden auch etwas länger. Wenn ihr einen gelesen habt, braucht ihr den anderen Kommi also nicht mehr zu lesen. Ähnlich wie mit den 2 Düften!

Zu den leichten Schwankungen, die aber auch eingebildet sein könnten: die neue Version kam mir etwas frischer, frecher und langanhaltender vor, was aber denke ich eher am Alter liegen sollte. Obwohl auch die Coriolan-Probe frisch und kein bisschen grantig oder gekippt gewirkt hat.

Der Duft geht für mich als klassischer Alltags- und Büroduft durch, vor allem ideal für die Übergangsjahreszeiten. Für meine Büroverhältnisse und Temperaturen kein bisschen zu stark. Der Duft ist wirklich sanft und extrem Karma-ähnlich und hautnah. Und das trotz seines krautig-stechenden, grün-trockenen Charakters. Beschreiben könnte man beide Düfte mit einer grünen Salbei-Beeren-Note auf einem floralen Lederausschnitt, der blass hinter Gewürzen wie Pfeffer auftaucht. Aber alles ansprechend verwoben. Leider wird hier kein Weg konsequent begangen, alles nur zitiert und mutlos angeschnitten.

Flakon: Coriolan - weiblich, rund, ausgefallen, komisch - 2. LDUH - ich mag diese neue Kollektion 1-.
Sillage: nur ab und an bei Hitzewallungen deutlich im Raum verteilt. Ansonsten ein überlegter Zeitgenosse!
Haltbarkeit: auf nahem Abstrahl-Niveau hält er sich 8 Stunden.

Sensitiver Denker - ja! Starker Lenker - Nein! Aber das muss ja auch nicht jeder Duft. Allerdings kommt mir der Duft so zahm und mutlos vor, dass man selbst die Guerlain-Qualität nur erahnen kann. Für den normalen Guerlain-Preis ala Vetiver definitiv eine Überlegung wert - momentan zu den Konditionen aber weit weg von einem Kaufgedanken. Obwohl ich auch mit dem als Alltagsduft oft richtig und vornehm im zeitlosen Trend liegen würde.

Grün, würzig, fruchtig, männlich, trocken, stechend - guter Durchschnitt, der aber für Guerlain an großer Enttäuschung grenzt. Verliert im Langzeittest gegen Chamade Homme, Arsene Lupin und Derby haushoch. Nur den Arsene Lupin Voyou muss ich nochmal testen, dann hab ich die maskuline Holzconnection durch.
2 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

6 kurze Meinungen zum Parfum
SerenissimaSerenissima vor 1 Jahr
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Der Duftmagier griff in seine Schatulle und schuf ein frisch-würziges, dabei dezentes Kunstwerk auf erdig-rauchiger, doch feiner Lederhaut.
7 Antworten
MefunxMefunx vor 5 Jahren
3
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Mattes Grün, cremig angerührt, Anis & Tee, eine Strohblume wärmt; die Guerlinade fehlt. Wie eine unentschlossene Skizze zu "Chamade Homme".
1 Antwort
RaluroeRaluroe vor 8 Jahren
6
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Hier leider nicht so beliebt, trotzdem ein wirklich unvergleichlicher Duft mit Charakter, den man aus Tausenden rausriecht. Ich mag ihn.
0 Antworten
ChnokfirChnokfir vor 2 Jahren
9
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
6.5
Duft
Ein Duft in Moll. Ich habe ihn nie richtig verstanden. Von allem etwas und von allem leider viel zu wenig, dabei zu leicht und zu flüchtig.
1 Antwort
ClemensJClemensJ vor 6 Jahren
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
6.5
Duft
Diese Assoziation kommt fast jedes Mal vor, selbst wenn ich es nicht will: Riecht wie eine Mumu nach Erdbeerzeit. => Verkauft
1 Antwort
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