L'Âme d'un Héros Guerlain 2008

Angebote

Mehr

Käufe über Links auf unserer Website, etwa dem eBay Partner Network, können uns Provision einbringen.

7.9 / 10 57 Bewertungen

Ein beliebtes Parfum von Guerlain für Herren, erschienen im Jahr 2008. Der Duft ist würzig-grün. Es wurde zuletzt von LVMH vermarktet. Der Name bedeutet „Die Seele eines Helden”.
Aussprache

Mehr

Käufe über Links auf unserer Website, etwa dem eBay Partner Network, können uns Provision einbringen.

Duftrichtung

Würzig

Grün

Holzig

Blumig

Zitrus

Duftpyramide

Kopfnote

Neroli

Bergamotte

Zitronenblüte Salbei

Salbei

Herznote

Wacholderbeere Absinth

Absinth

Pfeffer

Ylang-Ylang

Basisnote

Vetiver

Benzoe

Strohblume

Patchouli

Parfümeur

Jean-Paul Guerlain

Bewertungen

Duft

7.957 Bewertungen

Haltbarkeit

6.947 Bewertungen

Sillage

6.148 Bewertungen

Flakon

7.755 Bewertungen

Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 13.08.2024.

Duftet ähnlich

Womit der Duft vergleichbar ist

Coriolan Eau de Toilette

Rezensionen

8 ausführliche Duftbeschreibungen

07.11.2010 - 13:12 Uhr

7.5
Haltbarkeit 9
Duft

Apicius
1107 Rezensionen

Apicius

Top Rezension 23

Ein dezenter Betrüger

L'Âme d'un Héros ist das wiederveröffentlichte Coriolan aus den 90ern. Und die große Frage stellt sich - ist L'Âme d'un Héros anders?

Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich besitze noch einen Flakon Coriolan, doch der weist deutliche Alterungsspuren auf. Coriolan/L'Âme d'un Héros ist ein extrem feiner, dezenter Duft. Schon die leichteste altersbedingte Veränderung wirft ihn aus der Bahn. Nicht dass mein Coriolan eindeutig verdorben wäre, aber er riecht auch nicht mehr wirklich gut.

L'Âme d'un Heros ist wie Coriolan ein betont leichter Kräuterduft mit ledrigen Anklängen. Näher lässt sich das nicht beschreiben, zu gut ist alles miteinander verwoben. Zwar steht uns hier eine umfangreiche Pyramide zur Verfügung, doch sie nutzt halt nicht viel. Man kann jedem Interessierten nur zum eigenen Ausprobieren raten. L'Âme d'un Héros bekommt man an den Guerlain Duftbars in den größeren Städten, also Berlin, München und natürlich in Düsseldorf bei Schnitzler.

Verschiedentlich wurde auf die Ähnlichkeit mit Chamade pour Homme hingewiesen. Der kam nach Coriolan auf den Markt, zunächst nur in einem Partnerset mit dem Chamade Damenduft. Die Ähnlichkeit kann ich bestätigen. L'Âme d'un Héros/Coriolan kommt mir in vieler Hinsicht wie der Vorgänger vor. Chamade pour Homme hat die gleichen kräuterigen und vielleicht auch ledrigen Anklänge, ist aber doch um einige Grade prägnanter.

L'Âme d'un Héros ist schon ein extrem dezenter Duft. Ich habe mich richtig kräftig eingesprüht. Man muss dazu sagen, dass der Sprühbalg der Bienenkorbflasche dem Flakon keine wirklich großen Mengen entreißt. So weiß man gar nicht, wann man aufhören soll. Ist aber egal, denn überdosieren lässt sich L'Âme d'un Héros nicht.

Viele Düfte müssen sich erst entwickeln, bevor sie da sind. Bei L'Âme d'un Héros ist das besonders ausgeprägt; es braucht ca. 2 Stunden bis man merkt, dass man ein Parfum trägt. L'Âme d'un Héros weist eine Eigenschaft auf, die man vielen großen Guerlain-Düften nachsagt: er reagiert sehr stark auf die Haut des Trägers. Auf meiner Haut riecht L'Âme d'un Héros leicht bitter und etwas kräuterig. Auf einem Baumwoll-T-Shirt riecht er frischer, ohne jedoch unangenehm an Waschmittel zu erinnern.

Ja, L'Âme d'un Héros ist wirklich ein Guerlain-Duft für die Anhänger der sehr dezenten Art. Das ist mehr Aura als Parfum. Mir fällt hier besonders auf: Ein mit L'Âme d'un Héros angesprühtes - körpernahes - Kleidungsstück erkennt man nicht als parfümiert. Stattdessen wird man auf einen ausgesprochen angenehmen und erotisierenden Hautduft der Trägers schließen. Was also sind die richtigen Gelegenheiten für L'Âme d'un Héros? Candelight-Dinner oder Darkroom? - Das überlasse ich eurer heimtückischen Raffinesse!

03.01.2016 - 09:47 Uhr

7.5
Flakon 7.5
Sillage 7.5
Haltbarkeit 7
Duft

DaveGahan101
535 Rezensionen

DaveGahan101

Top Rezension 16

We don't need another hero...

...also mit "wir" meine ich "ich"...denn die Überschrift hätte auch "Another oldschooler"'lauten können!
Zugegeben...Guerlian bedient mit der Pariser-Serie dieses Genre, das Klientel der betont klassischen Herrendüfte nahezu brilliant. Hier kann man sich als oldschooler oder 80ger-Fan komplett austoben...stundenlang der Vergangenheit nachtrauern und im Kanon mehrstimmig "früher war alles besser" singen, als wäre es die Nationalhymne. Ganz ehrlich..ich schau lieber in die Zukunft..ja gerne auch mal ein melancholischer Blick zurück, kurz schmachtend nach Düften wie Relax oder Heaven..aber die dufften heute noch recht modern..aber es gibt heute zuviel schöne neue Düfte..als immer nur die Retro-Welle. Zumal mir auch die Holzrahmendüfte allesamt zu ähnlich sind, sehr sehr nahe beieinander liegen, wie wenn man bei diesem Klientel auf Nummer sicher gehen wollte. Keiner dieser Düfte ist schlecht, noch nicht mal mittelmässig, aber es ist einfach nicht meine Richtung, denn über allen schwebt zentimeterdick ein angestaubter "Muff", denn ich mit Altherren verbinde. Es sind auch wie hier immer die gleichen Zusammensetzungen, Bergamotte oder Zitrone, Lavendel oder Neroli..oder alles zusammen, seltsamerweise fehlt hier ausnahmsweise mal die Gewürznelke. Selbstredend ist das wertig, das riecht man, aber es riecht so nüchtern, streng und stumpf. Solche Düfte schmeissen bei mir das Kopfkino nicht an, erzeugen keine schöne Bilder und auch keine gute Laune. Ernsthaftigkeit und Seriösität sind Wörter, die mir hier wieder in den Sinn kommen. Bilder vom Finanzamt, Linoliumboden..im Hintergrund der Wandkalender von der örtlichen Sparkasse und 2-armige Palmen mit Plastik-Terracotta-Übertopf, ein blassgrauer Finanzbeamter mit Pomade und strengem Seitenscheitel, auf dem Schreibtisch eine blassblaue Tupperdose. Sorry an alle Steuernzähler unter Euch..aber das sind meine Bilder, die mir bei solchen Düften aufsteigen.
Aber wie gesagt, nur weil es nicht meine Duftrichtung ist, ist dies noch lange kein schlechter Duft und werte Düfte nicht wie andere hier mit 10% oder 20% ab, hab ich mir ja selber zum Testen ausgesucht...Geschmack und Qualität kann ich sehr wohl trennen!
Hero reiht sich nahtlos in die bisherigen Parisern ein, für Fans dieser Duftrichtung eh ein Heiligtum.
Die Haltbarkeit ist wie üblich bei diesen Düften, sehr sehr gut, 8-9 Stunden hält er gut durch. Die Sillage empfinde ist als überdurchschnittlich stark.

11.02.2016 - 14:11 Uhr

8
Flakon 6
Sillage 7
Haltbarkeit 8
Duft

Cravache
64 Rezensionen

Cravache

Top Rezension

Die tragische Seele einer Heldin – Das Meretlein mit dem Totenkopf

L’Âme d’un Héros ist ein Duft, der das unvermeidbar Tragische zum Ausdruck bringt. L’Âme d’un Héros steht im Schatten der anderen Herrendüfte von Guerlain. Und der Duft ist gleichermaßen ein Parfum, das den dunklen Schatten einer tragischen Seele zeichnet. Das Schicksal des Helden ist zum vornherein klar: es wird kein gutes Ende nehmen. Seine Uhr ist abgelaufen.

L’Âme d’un Héros ist komplex und kompliziert. Schwermütig und irgendwie ausweglos. Würzig, bitter, etwas scharf, kein bisschen süß.

Gottfried Kellers bekannteste weibliche Figuren sind Anna und Judith. Die bleiche, magere, unsichere, kluge, freilich am Leben zerbrechende Anna und die lebensfrohe, verführerische Cougar Judith. Doch die interessanteste weibliche Figur Kellers ist das fast immer überlesene und kaum beachtete Meretlein (Meret).

Das Meretlein war ein zartes Mädchen, stets prächtig gekleidet. Auf dem Haupt trug es eine kronenartige, funkelnde Kopfbedeckung. Das Meretlein ist ein außergewöhnliches und charismatisches Kind. Naturverbunden und von besonderer Schönheit. Es wird von allen geliebt, besonders von den Kindern und Tieren. Am liebsten wandelt das Meretlein ohne Kleidung über die duftenden sonnigen Matten und sommerwarmen Wiesen, badet im Teich, hüpft singend und tanzend durch die Natur.

Das Meretlein liebt das Leben, es erfreut sich an den Blumen, an den Tieren, es lauscht dem Rauschen des Wassers, träumt in den Tag hinein. Ihre Frömmigkeit ist nicht auf das Jenseits ausgerichtet. Sie liebt den sinnlichen, natürlichen Glanz der Welt, sie ist beseelt von starker Liebe zur Natur.

L’Âme d’un Héros hat nach Aussagen von J.P. Guerlain ein olfaktorisches Vorbild: Fahrenheit von Dior. Fahrenheit, dieses damals neuartige, richtungsweisende, kraftvolle, holzig-florale Parfum. Ein von Selbstbewusstsein, Charisma und Lebenslust strotzender, stattlicher Naturbursche, sich nicht den Konventionen unterwerfend, freiheitsliebend, einnehmend.

Das Meretlein hätte in ihren jungen Jahren zweifellos Fahrenheit geliebt. Fahrenheit hätte ihrem Naturell entsprochen, insbesondere im Kontrast zu ihrer anmutigen femininen Aura. Doch was hat J.P. Guerlain aus dem Vorbild erschaffen? Ein stark heruntergedimmtes, leises Chypre. Dezent, beinahe scheu. L’Âme d’un Héros ist gewissermaßen ein stolpernder, unglücklicher Duft. Die guerlainsche Lebenslust, satte Kräuter, strahlende Blüten und ein Hauch des Animalischen fehlen L’Âme d’un Héros.

Und so erfährt auch Meretleins Leben eine bittere Wendung:

Neben der eifrigen Huldigung des Lebensglanzes will das Meretlein der Religionsausübung nicht mehr nachkommen. Sie singt zwar Psalmen, aber mit der Intonierung der Lebensfreude und der Sinnlichkeit. Nur eines kann und will das Meretlein nicht: beten. Das Meretlein entzieht sich den gesellschaftlichen Normen der zwinglianisch-puritanischen Gesellschaft. Und sie hat keine Angst vor den Konsequenzen, nimmt sie in Kauf.

Doch es hilft kein Zureden und Überreden. Das Meretlein will sich nicht beugen. Durch eine brutale Erziehung sollen ihr Individualismus und die Lebensfreude gebrochen, die Lust und Gefühle ausradiert werden. Die Dinge, die Sinnlichkeit und Lebensglanz bedeuten, werden ihr entzogen. Sie wird gezwungen, ein ärmliches Bußkleid zu tragen und den Totenschädel eines Kindes in der Hand zu halten, um ihre Lebensfreude zu zerstören. Wöchentlich wird ihre Bestrafung härter. Sie wird gezüchtigt, geschlagen, in die Speckräucherkammer gesperrt, das Essen wird ihr entzogen. Mehrmals entwischt sie. Sie läuft zum See oder vergräbt sich in der Erde – um nachher noch härter gezüchtigt zu werden.

Keller schreibt: “Noch nie habe ich aber ein so schönes, liebliches und geistreiches Kinderantlitz gesehen, wie das blasse Gesicht dieses Mädchens; es war eher schmal als rund, eine tiefe Trauer lag darin, die glänzenden dunklen Augen sahen voll Schwermut und wie um Hilfe flehend auf den Beschauer, während um den geschlossenen Mund eine leise Spur von Bitterkeit schwebte.“

Die Lebensgeister der Geschundenen verblassen allmählich. Doch das Meretlein stirbt nicht im Bettchen, wie Anna, sondern im Bohnenfeld. Im grünen Schoss der Natur, sich in die Erde eingegraben.

L’Âme d’un Héros startet zitrisch-bitter. Bergamotte und Neroli. Doch die Früchte sind nicht von mediterraner Lebenslust beseelt. Sie haben vielmehr etwas Winterliches. Eine Bitterkeit, die das Lebensbejahende negiert, einem schneefreien braunen, etwas trostlosen winterlichen Garten gleich.

Die Herznote von L’Âme d’un Héros ist floral-krautig, immer noch etwas bitter, trocken und hautnah. Bestimmt wird die Herznote vom Duft der Totenblume. Der Charakter der Totenblume ist bitter, staubig-trocken und säuerlich mit einer ledrigen Facette. Sie erinnert im Duft an das Bittere des zerronnenen Lebens, an das Säuerliche der Erinnerung an eine einst strahlende Blume. Würziger, leicht bitterer Wacholder, Koriander, etwas kratziger Salbei und würzig-bitterer Muskat betonen die scharfen Aspekte der Totenblume, verstärken ihr Bitteres, geben ihr beinahe eine stechende Facette.

Mit zunehmendem Duftverlauf wird die Ledernote etwas stärker. Sie ist aber nicht knackig, sondern verbleibt dezent in Grauschattierungen. Vetiver und Patschuli sowie Moos lassen L’Âme d’un Héros auch in der Basis den bitteren Charakter, entwickeln einen erdigen Eindruck. Die Moosnote hat eine latent morbide Schattierung.

Die schwermütige Geschichte hinter L’Âme d’un Héros muss man mögen. Dann mag man auch den Duft. L’Âme d’un Héros ist etwas kompliziert, hautnah. Man ist ganz bei sich, introvertiert, nachdenkend.

01.09.2018 - 11:52 Uhr

8
Flakon 7
Sillage 8
Haltbarkeit 8.5
Duft

SchatzSucher
107 Rezensionen

SchatzSucher

Top Rezension 12

Monolog mit einem alten Bekannten

Welch eine Freude, dich mal wiederzusehen!
Wie lang ist es her? Doch bestimmt 18 Jahre. Ich habe dich auch nicht gleich erkannt. Du hast ja nicht nur deinen Namen, sondern auch dein Äußeres verändert. Laß dich mal genauer anschauen!
Das schlanke Äußere gefällt mir sehr, das schlichte braune Übergewand steht dir und paßt sehr gut zu deinem Wesen.
Erzähl mal, wie ist es dir so ergangen?
....

Was? Du wurdest gezwungen, deine äußere Gestalt zu ändern?
Du warst in dieser Gestalt nicht beliebt und man hat dich missachtet und links liegengelassen? Und dann hat man dich aus dem Verkehr gezogen?
Das tut mir aufrichtig leid. Aber warum das?

...

Ach so, ja du warst immer etwas introvertierter als deine Kollegen. Du hattest immer etwas melancholisches, nach innen gekehrtes, neblig-verschwommenes an dir. Sich auf dich einzulassen war nicht so ganz einfach.
Ich erinnere mich noch an den Zeitpunkt, als ich dich kennenlernte. Es war an meinem Geburtstag, der 28. war‘s.
Du tauchtest ganz überraschend als Gast auf und ich fühlte mich sofort von dir angezogen.
Dich umgab etwas Besonderes.
Du warst kein Süßholzraspler und hast nie überschwenglich mit Blumen um dich geworfen, du warst eher etwas herb, nicht laut und dreist, sondern zurückhaltend, nachdenklich, mit einer verhaltenen Sentimentalität. Und ich erinnere mich, daß du dich an kühlen trüben Tagen am wohlsten fühltest. Grelles Licht und Hitze lagen dir nie.
Das sprach mich sehr an.

...

Ja, du warst lange ein treuer Begleiter. Dann habe ich dich aus den Augen verloren. Du warst nicht mehr zu finden.
Ich habe immer wieder mal nach dir Ausschau gehalten und nach so vielen Jahren sind wir uns wieder begegnet.
Und ich stelle fest, dein inneres Wesen hast du nicht verändert. Du gibst nicht auf Anhieb dein Innerstes preis, man muß dir die Zeit geben, dich zu verstehen und sich auf dich einzulassen. Doch dann offenbaren sich die wahren Qualitäten.
Man findet dich nicht auf üppig blühenden Wiesen, sondern eher in schattigen und kühlen Gefilden. Du strahlst trotz deiner Zurückhaltung eine Präsenz aus, die nicht jeder sofort erkennt.
Deine unaufdringliche Art mag ich sehr. Du hast das Vermögen, hitzige Gemüter zu kühlen, wirkst ausgleichend und hast so etwas, ja ich möchte sagen Vertrautes an dir, das irgendwie behaglich wirkt. Dennoch ist es nicht so ganz abwegig, daß manche mit dir nicht zurechtkamen und -kommen. Doch trauere nicht um die, die mit dir nicht zurechtkommen, erfreue dich an denen, die sich an dir erfreuen!

...

Das wollte ich dir gern einmal sagen! Ich bin froh, daß du wieder bei mir bist!
Da ich auch eher ein Mensch der leisen Töne bin, auch eher etwas introvertierter und mitunter auch nachdenklich und mich in der kühlen Jahreszeit wohler fühle als in der warmen, und L‘Âme d‘un Héros/Coriolan kühle Zurückhaltung perfekt verkörpert sowie gänzlich unsüß und nicht übertrieben blümerant ist, ist er ein wunderbarer Begleiter für die kühlen grauen Herbsttage, an denen er am besten zur Geltung kommt. Er hat durchaus etwas sentimentales und melancholisches an sich. Doch manchmal braucht es auch das, um mal wieder auf dem Boden der Tatsachen anzukommen.

Meiner Meinung nach zu Unrecht so geschmäht. Doch für manche Düfte ist es ganz einfach der falsche Zeitpunkt.

14.07.2024 - 14:02 Uhr

4
Flakon 5
Sillage 6
Haltbarkeit 7
Duft

loewenherz
905 Rezensionen

loewenherz

Sehr hilfreiche Rezension 15

Der Held im Literaturcafé

Es gibt eine Kategorie Parfum - eine relevante und überaus beliebte - die diese Beliebtheit und Relevanz im Wesentlichen ihrer Präsenz und Performanz verdankt. Zumeist getragen von einer Kopfnote mit hohem Wiedererkennungswert und deren kaum zu ignorierender Gegenwart wird diese Art Duft gerne von Trägerinnen und Trägern ausgesucht, die diesen als einen Teil ihres Outfits verstanden wollen wissen, mitunter gar als ein Element ihrer 'Personality'. Gleichwohl werden diese Parfums oft ausgetauscht und mitunter auch schnell wieder vergessen. Solchen Düften mit allen Qualitäten einer Rampensau sind eine gewisse Zeitgeistig- und plakative Eitelkeit zueigen, und sie entstammen selten (wenngleich nicht nie) dem altehrwürdigen Haus Guerlain.

Demgegenüber stehen - stark und möglicherweise fahrlässig unpräzise vereinfacht - subtilere, scheinbar hintergründigere Düfte, die gleichwohl nicht weniger gefallsüchtig und eitel sind. Doch folgen sie einer anderen Art Eitelkeit als jener plakativen, die 'neu' und 'sexy' ausposaunt. Von solchen gibt es viele bei Guerlain, besonders unter den Klassikern des Pariser Hauses und besonders unter den Herrendüften. Vetiver und Habit Rouge sind Archetypen dieser um Unaufgeregtheit und Zeitlosigkeit bemühten Parfums - und auch Coriolan, der in L'Âme d'un Héros, wiedergeboren wurde. Solch einen Duft zu tragen ist nicht weniger ein Statement und nicht von geringerer Eitelkeit geprägt als einen der Gassenhauer der aktuellen Kollektion. Aber von einer anderen.

Ich sehe einen Mann mittleren Alters, der an einem hinteren Tisch alleine im Literaturcafé neben schwarzem Kaffee sitzt - ein bisschen Roger Willemsen, ein bisschen Giovanni di Lorenzo, vielleicht ein bisschen junger Mathieu Carrière - vor ihm auf dem Tisch ein Bleistiftstummel in einem zerlesenen Bändchen Rimbaud. Sein Selbstbewusstsein und seine Eitelkeit sind nicht jene von Waschbrettbauch und Sportcoupé, aber sie sind ausgeprägt vorhanden. Und wie er da in seinem Bistrostuhl sitzt, beinahe lungert - die langen Beine ausgestreckt, die bloßen Füße in italienischen Wildlederschuhen - zeigt jede Faser seiner Körperhaltung, wie selbstsicher und zufrieden er mit sich ist. Und nichts an ihm ist zufällig, die teuren Schuhe nicht und auch nicht sein Parfum.

Dessen Kopfnote ist zitrisch und frisch, ohne hesperidisch genannt werden zu können, nicht atemberaubend, aber interessant - und durchaus verheißungsvoll. Sie leitet hinüber in ein wässriges, beinahe metallisch anmutendes Interludium - Wacholder ist daran beteiligt, und das Grünalkoholische des Absinths - und schließlich in eine krautige Basis, die fast provozierend klassisch und traditionell gemacht ist (euphemistisch würde man es wohl 'oldschool' nennen) - präsent, jedoch zu flüchtig, um ihr nachzuspüren. L'Âme d'un Héros ist ein Statement der subtilen Art - einer aus dem Archiv Guerlains, der nie ein Gassenhauer war - bewusst gewählt als ein Zitat jener Zwitter- und Zwischenjahre, als Herrenparfums neu gedacht und neu erfunden wurden.

Fazit: es lässt sich streiten, ob ein solches Zitat gewagt ist und Avantgarde - oder langweilig und fad. Doch streiten tut unser Held im Literaturcafé ja gerne. Wenn es denn interessant ist und gesittet und kultiviert geschieht. Und wenn er denn gewinnt.

Weitere Rezensionen