Les Élixirs Charnels - Gourmand Coquin 2008

Tivellon
29.07.2012 - 00:01 Uhr
55
Top Rezension
7
Preis
10
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt

... so lautet das Motto des britischen Hosenbandordens. Amüsant mutet diese Bezeichnung heutzutage an, doch sein Vorbild war kein geringeres als König Artus Tafelrunde und gegründet im 14. Jahrhundert waren ihm die edelsten Ritter des Empires angehörig. Übrigens eine sehr moderne Institution, denn hingegen der damals üblichen Etikette waren und sind Frauen willkommene Mitglieder. Was genau sich hinter der Namensgebung verbirgt – z.B. ein beim Tanze verlorenes blaues Strumpfband, welches die prüde königliche Gesellschaft entrüstete und galant vom Gründer mit eben diesem Ausspruch tadelnd an die Hofgesellschaft und mit ritterlichem Anstand der Dame zurückgereicht – ist bis heute nicht gewiss.

Doch wer ist ein Schelm?
Ursprünglich ein ernst gemeintes Schimpfwort, welches Betrüger bedeutete, Schuft, aber auch Dummkopf und sogar den Berufsstand des Scharfrichters bezeichnete, wandelte sich dieser Begriff in unseren Tagen zu etwas deutlich Freundlicherem. Ein Schelm ist heute ein im positiven Sinn gemeinter Spitzbub, jemand der den "Schalk im Nacken" hat. Ein Schelm steht aber auch für kokettierende Doppeldeutigkeit, der genau damit sein (bewusstes) Spiel spielt.

Das Parfum Gourmand Coquin (der Gourmand-Schelm) wandelt sich jedoch nur wenig im Verlauf seines Duftlebens und ebensowenig mutet er archaisch an oder wäre gar nur für ein Geschlecht konzipiert. Mitnichten! Mann, Frau, Frau und Mann.

Für mich startet er gänzlich ohne zu erkennenden Pfeffer, jedoch leicht fruchtig mit einer einnehmenden, geradezu shanghaienden Schokoladen-Rumnote, saftig, satt, balsamisch-alkoholisch, wohlig-wärmend, rund und selbstverständlich sehr authentisch. Rose ja, doch nur als stimmige Staffage weit im Hintergrund, ohne die hingegen dieser "Duftraum" fad und unbeseelt erscheinen könnte. Pfeffer spielt nun hauchzart mit hinein, wie ein kurzer, überbordener Klaps mit der flachen Hand auf einen nackten Hintern – kaum dass es wehtut, jedoch mit zärtlich vibrierendem Nachhall.... Schon nach kurzer Zeit entwickelt Gourmand Coquin für mich dann diese zum Niederknien himmlische, begeisternde Lebkuchennote! Ein eindeutiger Gourmand und wie "Cuir Beluga" eine wohldurchdachte, sinnlich-sanfte Silage, die je nach Gefühlslage mal nur sehr kurz und mal sehr lange anhält.

Gourmand Coquin ist wie ein schelmisches Lächeln, welches von dem einen vielleicht nur als Freundlichkeit aufgefasst wird: Wie das harmlose Anreichen von Lebkuchen, Schokolade und heißem Rum an einem klirrend kalten Wintertag.

Wer sich hingegen öffnet, in diesem "Lächeln" mehr wahrzunehmen vermag oder möchte, dem entgeht die Koketterie, die angebotene Verschwörung, das verführerische Versprechen nicht.

Bei Gourmand Coquin habe ich sofort die Assoziation, oder nein (oder ja?) oder auch - den Wunsch nach einem genauso duftendem Öl, das ich erwärmt meinem Liebsten, und mein Liebster mir, von den Zehen ab an beginnend – sanft und tief – in die Haut massiere um dann, einem Quantensprung der Ewigkeit gleich, irgendwann... dann...

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! (o;
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