07.02.2018 - 02:44 Uhr
Pluto
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Pluto
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Heimgeschichten...
Bei meinem Vater im Heim gibt es eine alte Dame. Ich kenne sie seit nunmehr fast 8 Jahren, früher saß sie meist in der Eingangshalle oder im Speisesaal, hatte immer auf der rechten Seite eine Blüte im Haar (nicht immer dieselbe) und ist sorgfältig gekleidet und zurechtgemacht. Mittlerweile sitzt sie im Rollstuhl, kommt nicht mehr so oft aus dem Zimmer, ihr Make-up ist nachlässiger, aber die Blüte im Haar fehlt nie. Anfangs war ich nicht sicher, ob sie dement ist, das ist nicht auf Anhieb erkennbar, selbst in Gesprächen nicht. Viele können ihre Demenz gut kaschieren, mein Vater telefoniert manchmal mit Freunden und erzählt, als wäre er gestern noch bei Fortuna und anschließend ein Bierchen trinken gewesen. Einer seiner Freunde kann es manchmal nicht fassen, „der Vater klingt so, als wäre er zu Hause und alles wäre so wie früher, das ist unglaublich“ und dann bringt er Klöpse, über die wir Bücher schreiben könnten. „Meine Grundschullehrerin wohnt hier auch, im Zimmer gegenüber.“ „Hm, Papa, die wäre dann jetzt so 115 Jahre alt, bist du sicher?“ „Wie die das macht, weiß ich auch nicht, aber sie ist das.“ Nun, Frau M., die alte Dame ist nicht dement, nur körperlich recht schwach geworden. Sie ist sehr klar, bekommt alles mit und ihr Ton ist manchmal etwas bestimmend. Mein Vater mag sie nicht, er grüßt sie, sie grüßt freundlich zurück und er meint leise zu mir: „Das ist ein Biest, die hat Haare auf den Zähnen“. Nun, zu mir ist sie ganz passabel. Wohl auch, weil ich vor einiger Zeit ihr und zwei anderen Damen halbe Hähnchen spendiert habe, wir sprachen darüber, dass sie darauf Appetit hätten und so brachte ich beim nächsten Vaterbesuch welche mit, solche Extras gibt es nicht im Heim. Leider hätten die meisten auch kein Geld dafür übrig oder ihnen fehlt schlicht die Möglichkeit, sich etwas zu besorgen.
Meine Güte, das wurde wieder eine lange Einleitung, jetzt geht’s zum Duft. Frau M. duftete damals beim Hähnchenessen unglaublich blumig, pudrig und wahnsinnig schön. Der Duft kam mir vage bekannt vor. Ich fragte, wonach sie duftete, aber sie lächelte nur und gab mir keine Antwort. Auch gut, Zicke, dachte ich…. Obschon ich das auch ein wenig verstehen konnte, man will ja nicht, dass alle Welt denselben Duft trägt. Kürzlich kam ich vorm Fahrstuhl mit ihr mal wieder ins Gespräch und sie sagte beim Aussteigen plötzlich: „Mein Duft ist Liu, schon viele Jahrzehnte“. Ups, Monate später bekam ich doch eine Antwort. Liu ist in meiner Abfüllungssammlung im Gemüsefach, also hab ich zu Hause direkt ein Näschen genommen. Liu startet direkt voll durch, klassisch, ja hübsch altmodisch und mit soviel Aldehyden, dass einem leicht die Luft wegbleibt. Dann wird es ein blumiger Pudertraum, Jasmin, bittersüß mit viel Würze und ohne Aasnote, Rose nur am Rande. Die Basis ist ein unsüßer Vanilletraum, so gut kann es nur Guerlain. Halt, Lyra ist genauso gut. Das Ganze hält viele Stunden, die Sillage ist überdimensional und der Duft ist für deutsche Durchschnittstemperaturen um die 20 Grad genau richtig. Die Sillage ist übrigens der Grund, warum ich Liu so gut wie nie getragen habe. Ich liebe Sillage, aber diese hat mich erschlagen. Dennoch, wenn ich jetzt so daran denke, wie gut Frau M. damit roch… Ich sprüh Liu mal in die Luft und schreite durch die Moleküle, das muss doch klappen mit uns.
Meine Güte, das wurde wieder eine lange Einleitung, jetzt geht’s zum Duft. Frau M. duftete damals beim Hähnchenessen unglaublich blumig, pudrig und wahnsinnig schön. Der Duft kam mir vage bekannt vor. Ich fragte, wonach sie duftete, aber sie lächelte nur und gab mir keine Antwort. Auch gut, Zicke, dachte ich…. Obschon ich das auch ein wenig verstehen konnte, man will ja nicht, dass alle Welt denselben Duft trägt. Kürzlich kam ich vorm Fahrstuhl mit ihr mal wieder ins Gespräch und sie sagte beim Aussteigen plötzlich: „Mein Duft ist Liu, schon viele Jahrzehnte“. Ups, Monate später bekam ich doch eine Antwort. Liu ist in meiner Abfüllungssammlung im Gemüsefach, also hab ich zu Hause direkt ein Näschen genommen. Liu startet direkt voll durch, klassisch, ja hübsch altmodisch und mit soviel Aldehyden, dass einem leicht die Luft wegbleibt. Dann wird es ein blumiger Pudertraum, Jasmin, bittersüß mit viel Würze und ohne Aasnote, Rose nur am Rande. Die Basis ist ein unsüßer Vanilletraum, so gut kann es nur Guerlain. Halt, Lyra ist genauso gut. Das Ganze hält viele Stunden, die Sillage ist überdimensional und der Duft ist für deutsche Durchschnittstemperaturen um die 20 Grad genau richtig. Die Sillage ist übrigens der Grund, warum ich Liu so gut wie nie getragen habe. Ich liebe Sillage, aber diese hat mich erschlagen. Dennoch, wenn ich jetzt so daran denke, wie gut Frau M. damit roch… Ich sprüh Liu mal in die Luft und schreite durch die Moleküle, das muss doch klappen mit uns.
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