Barynia 1985 Eau de Parfum

Medusa00
16.01.2022 - 11:14 Uhr
24
Top Rezension
8
Preis
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft

Tanz ohne Choreographie


Mich hat interessiert was der Name „Barynia“ bedeuten könnte und ob er zu dem Parfum paßt.
Barynya (mit 2 Y geschrieben) ist ein rasanter, russischer Volkstanz, welcher frei interpretiert wird. Geprägt durch Drehungen, Sprünge und Aufstampfen. Er sollte Lebensfreude und Kraft demonstrieren.
Vielleicht wollten die Macher bei der Namensgebung auf die Herkunft von Helena Rubinstein anspielen, obwohl diese ein polnische Jüdin war. Als Barynia 1985 auf den Markt kam, hat sich Helena (1872-1965, andere Quellen schreiben, daß sie schon 1870 geboren wurde, also achtzehnhundertsiebzig) schon längst die Radieschen von unten angeguckt.
Helena Rubinstein war eine Pionierin in der Kosmetikbranche und hat , ähnlich wie Esteé Lauder, nur mit ein paar selbst hergestellten Cremes gestartet. Im Laufe der Jahre baute sie sich ein florierendes, weltweites Imperium auf und zeigte der Welt, daß Frauen keine „leichten“ Mädchen sind, wenn sie sich pflegen, schminken und beduften.
Sie verhalf in dieser Beziehung den Frauen auch zu mehr Selbstbewußtsein und war Wegbereiterin zu mehr Emanzipation. Fast schon legendär war die lebenslange Rivalität zu Elizabeth Arden, welche seit den 1930ern bestand und bis an das Lebensende der beiden Damen anhielt.
Es gibt eine interessante Doku „Der Puderkrieg“ dazu, welche die Stutenbissigkeit der beiden Frauen aufzeigt. Aber ich glaube, wenn die beiden heute nochmal in die Welt schauen könnten, würden sie vielleicht zu der Einsicht kommen, daß sie sich damals doch lieber hätten bereichern sollen, anstatt sich zu bekriegen.
Barynia, als Duft, ist nicht ganz so frenetisch wie der beschrieben Tanz, denn das Temperament offenbart sich erst in der Herznote.
Der aldehydig-zitrische Start ist zwar nicht ganz so seifig wie z.B. beim klassischen No 5, aber zeigt doch deutlich einen Duft der 80er Jahre auf. Für manche jungen Nasen könnte das altbacken erscheinen. Aber Geduld, wenn sie die Aldehyde in ihre „alte Hütte“ verzogen haben, wartet Barynia mit einem wunderbaren Blumenstrauß auf. Etwas tuberosendomiert und veilchenblau. Opulent, aber nicht süß. Irisgepudert. Schön, gediegen, spingt er über in eine grün-cremige Basis.
Barynia ist kein Chypre, sondern ein gut ausbalancierter Orientale. Ein Duft mit Choreographie von einer, leider, ausgestorbenen Art.
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