Helios di Corsica 2018

Intersport
05.08.2022 - 02:38 Uhr
21
Top Rezension

Detour XI: Der Souvenir Shop im Immortelle Museum

Helios di Corsica ist eine 2012 gegründete Immortelle Landwirtschaft mit angeschlossener Destillations-Infrastruktur und Immortelle Museum [sic], die ursprünglich einer grossen Kosmetikgruppe, ich vermute L'Occitane, zugeliefert hat.

Als bekannt wurde dass ein derartig spezialisierter, korsischer Betrieb, einen vom korsischen Immortelle Wiederholungstäter und Connaisseur Marc-Antoine Corticchiato entworfenen Duft rausbringt, landete dieser schnurstracks auf meiner Wunsch-Merkliste, zumal Corticchiato, sobald er ausser Haus von Parfum d'Empire tätig ist, stets feine Düfte entworfen hat, die allesamt recht unterschiedliche Profile aufweisen, siehe u.a. La Parfumerie Moderne.

Das Impressum Helios di Corsica zitiert einen Monsieur Acquarone als Verantwortlichen, wohl einer der beiden Söhne Lucien Acquarone's, der posthum mit Mal-Aimé (2021) gehuldigt wurde, für welches Stéphane und Alexandre Acquarone den Klebrigen Alant destillieren.

Ist das Helios di Corsica Eau de Toilette nun so etwas wie eine Studie für die 2019 Düfte wie Immortelle Corse oder Acqua di Scandola? Von den Zutaten und angegeben Noten gesehen, vielleicht. Korsische Immortelle, von Helios di Corsica destilliert, hat es sicher auch in Immortelle Corse geschafft. Den Namen nach liegt das ja auch auf der Hand, nur wird die korsische Immortelle hauptsächlich für aroma-therapeutische Anwendungen verwendet. Ähnlich wie bei Vetiver, das historisch gerne der Insel La Reunion zugeschrieben wird, die Produktion aber seit geraumer Zeit vorwiegend auf Haiti stattfindet, stammt der Grossteil der Immortelle der es in die Parfumerie schafft nicht mehr aus dem Korsika Goutal'scher Ferienerinnerungen, es wird vermehrt auf dem Balkan angebaut.

Im Corticchiato'schen bzw. Immortelle Duftkosmos ist Helios di Corsica erst mal eine Überraschung. Wer hier die warm würzigen Facetten - wie von Sables (1985) vorgelegt bzw. in Immortelle Corse auf's feinste aktualisiert - erwartet, wird nicht fündig. Helios di Corsica ist ein ernster, zu Beginn leicht hesperdischer aber vor allem bitterer, grün-herber Duft, der eher in Germaine Cellier's urbanen Nachkriegsfrankreich angesiedelt sein könnte, als in der gestrüppigen Macchia. Klare Kanten, eine Note irgendwo zwischen Oregano und Minze, die mich an getrocknenete Polei-Minze erinnert, fächert im Nu die initiale Zitrik ab. Wie bei Acqua di Scandola tritt die Immortelle erst spät und scheinbar verschlüsselt ins Bild, würzig und entsüsst, und bietet somit eher Volumen und Struktur als klassisches Immortellen Profil. Und doch, hier tauchen zunehmend Züge auf die gar nicht mehr so weit weg sind von Corticchiato's grünsten Korsika Hommagen: zwar weniger spritzig als Corsica Furiosa (2014) und um einiges leichter und auch Parfum-artiger als Mal-Aimé, aber die Koordinaten sind gesetzt: eine durch und durch, grünwürzig-seifige, nüchterne Postkarte aus dem Immortelle Museum am Ostküste der Insel, ohne Macchia Fernweh oder L'Occitane'scher Wärme. Dass ausgerechnet ein Immortelle Destillateur auf so einen differenzierten Duft setzt, der sein Hauptprodukt anders in Szene setzt ist begrüßenswert, ich selbst greife ja gerne zu den benachbarten, leicht exzentrischen Referenzpunkten, aber für alle die ein schnörkelloses, klassisch-modernes, grünes Parfum suchen ist Helios di Corsica eine charmantes Option.
12 Antworten