27.12.2018 - 14:44 Uhr
Meggi
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20
„Meine Herren, ein bisschen profund bitte!“
Die Vokabel „Sol“ (Boden) wird wohl mit dem deutschen Wort „Scholle“ verwandt sein – und exakt so…naja… eben erdnah-bodenständig, ja profund benimmt sich der Duft. Hatte es aus dem Testerchen noch nach Räucherschinken und Vegemite gerochen, grummelt es auf der Haut sogleich arzneilich herum, wie ein Einreibemittel.
Nelke und Lavendel veranstalten einen Tiefsing-Wettbewerb. Derlei wirkt schon mal unfreiwillig komisch; zur Erklärung muss ich etwas ausholen: Ein tiefer Bass ist in einem Jugend-Chor eine selten gehörte Angelegenheit. Nun ist in diversen Stücken allerdings ein Bass II vorgesehen, der schlichtweg irgendwie besetzt werden muss. Freiwillige vor! Ich habe also (optisch übrigens das genaue Gegenteil des entsprechenden Klischees und ohnehin eigentlich mehr ein Bariton) jahrelang Bass II gesungen. Tapfer mühten wir wackeren Möchtegern-Dröhner uns am tiefen E oder F ab, was unseren Chorleiter (der selbstredend um die stimmlichen Nöte siebenachtelwüchsiger Männchen wusste) einmal zum boshaft-amüsierten Ausruf „Meine Herren(!), ein bisschen profund bitte!“ veranlasste.
Punktuelle Ausnahmen gab es nur nach durchzechten Nächten, etwa auf den Chorwochenenden. Gut erinnerlich ist mir auch der „H-Tag“ (selbstverständlich stimmgabel-geprüft!), der auf einen metaxa-intensiven Abend auf der Schuljahrgangs-Reise nach Griechenland folgte. Leider hielt das Dröhn-Vermögen nie lange an, überstand kaum das Einsingen.
Zurück zum Duft. Die beiden erwähnten floralen Donkosaken machen es besser als wir seinerzeit. Außerdem holen sie sich rasch Profundierungs-Verstärkung: Die Gemengelage Neroli/Orange orientiert sich eher am betagten Nahrungs-Ergänzungsmittel „Biomalz“ als an irgendwas aus der Frucht. Und der Lavendel ist derart eingedickt-ölig-würzig-dunkel, dass ich zunächst Mühe habe, ihn zu erkennen.
Wesentlich heller wird es auch im Fortgang nicht. Nach wenigen Minuten diagnostiziere ich karamellig-honighafte Wärme, die nach rund einer Stunde gar sensationell angeraucht daherkommt, warm und mild – und doch würzig. Eine merkliche Wachs-Note scheint mir in solchem Umfeld naturduft-typisch, heute wirkt sie erfreulicherweise beinahe wie kandierte Bitterorange.
Süßlich-wuchtig quillt der Duft in den Nachmittag hinein. Eine Spur Gestein hat den vormaligen Rauch-Gedanken abgelöst. Als temporärer Digestif wird ein Likör gereicht. Und immer schwebt der Lavendel drumherum, unverdrossen widerborstig. Als schließlich daneben der Beitrag der Vanille deutlicher wird, fällt endlich der Groschen: Der Duft erinnert mich an Carons ‚Pour un homme‘. Natürlich nicht im Sinne eines Zwillings, vielleicht ist ‚Sol de la Foret‘ der rustikale Vetter zweiten Grades, der abends gern zum Schälchen mit Trockenobst und Malz-Karamellen greift.
Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass Frau Zaleta Daltroffs Klassiker zumindest im Hinterkopf hatte. Nicht die übelste Referenz.
Ich bedanke mich bei Naimie54 für die Probe.
Nelke und Lavendel veranstalten einen Tiefsing-Wettbewerb. Derlei wirkt schon mal unfreiwillig komisch; zur Erklärung muss ich etwas ausholen: Ein tiefer Bass ist in einem Jugend-Chor eine selten gehörte Angelegenheit. Nun ist in diversen Stücken allerdings ein Bass II vorgesehen, der schlichtweg irgendwie besetzt werden muss. Freiwillige vor! Ich habe also (optisch übrigens das genaue Gegenteil des entsprechenden Klischees und ohnehin eigentlich mehr ein Bariton) jahrelang Bass II gesungen. Tapfer mühten wir wackeren Möchtegern-Dröhner uns am tiefen E oder F ab, was unseren Chorleiter (der selbstredend um die stimmlichen Nöte siebenachtelwüchsiger Männchen wusste) einmal zum boshaft-amüsierten Ausruf „Meine Herren(!), ein bisschen profund bitte!“ veranlasste.
Punktuelle Ausnahmen gab es nur nach durchzechten Nächten, etwa auf den Chorwochenenden. Gut erinnerlich ist mir auch der „H-Tag“ (selbstverständlich stimmgabel-geprüft!), der auf einen metaxa-intensiven Abend auf der Schuljahrgangs-Reise nach Griechenland folgte. Leider hielt das Dröhn-Vermögen nie lange an, überstand kaum das Einsingen.
Zurück zum Duft. Die beiden erwähnten floralen Donkosaken machen es besser als wir seinerzeit. Außerdem holen sie sich rasch Profundierungs-Verstärkung: Die Gemengelage Neroli/Orange orientiert sich eher am betagten Nahrungs-Ergänzungsmittel „Biomalz“ als an irgendwas aus der Frucht. Und der Lavendel ist derart eingedickt-ölig-würzig-dunkel, dass ich zunächst Mühe habe, ihn zu erkennen.
Wesentlich heller wird es auch im Fortgang nicht. Nach wenigen Minuten diagnostiziere ich karamellig-honighafte Wärme, die nach rund einer Stunde gar sensationell angeraucht daherkommt, warm und mild – und doch würzig. Eine merkliche Wachs-Note scheint mir in solchem Umfeld naturduft-typisch, heute wirkt sie erfreulicherweise beinahe wie kandierte Bitterorange.
Süßlich-wuchtig quillt der Duft in den Nachmittag hinein. Eine Spur Gestein hat den vormaligen Rauch-Gedanken abgelöst. Als temporärer Digestif wird ein Likör gereicht. Und immer schwebt der Lavendel drumherum, unverdrossen widerborstig. Als schließlich daneben der Beitrag der Vanille deutlicher wird, fällt endlich der Groschen: Der Duft erinnert mich an Carons ‚Pour un homme‘. Natürlich nicht im Sinne eines Zwillings, vielleicht ist ‚Sol de la Foret‘ der rustikale Vetter zweiten Grades, der abends gern zum Schälchen mit Trockenobst und Malz-Karamellen greift.
Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass Frau Zaleta Daltroffs Klassiker zumindest im Hinterkopf hatte. Nicht die übelste Referenz.
Ich bedanke mich bei Naimie54 für die Probe.
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